Ein Afghane meistert seine Lehre nahe Zürich


Es riecht angenehm nach Holz. Im Gegensatz zum lauten, hektischen Geschehen im Alltag an der Schule ist es hier ruhig. Eine Werkbank, Schränke mit Materialien und Werkzeuge befinden sich in der Werkstatt des Hausdienstes des Gymnasiums in Wetzikon bei Zürich. Mohammad Askari trägt seine Arbeitsuniform: Sneaker, Jeans und T-Shirt. Der aus Afghanistan stammende Lehrling hat an der Schule 2020 seine Lehre als Fachmann Betriebsunterhalt begonnen, umgangssprachlich ist der Beruf als Hausmeister bekannt. Er hat gerade seine Mittagspause beendet, die er meist auf dem Schulhof verbringt. In der Regel nimmt er so wie heute ein selbst gemachtes Sandwich von zu Hause mit, manchmal geht er „auswärts essen“, wie es fast alle an der Schule nennen, wenn sie sich einen Döner oder eine Pizza von einem Take-away holen.

Der erste Auftrag für den Nachmittag lautet, den rollbaren Karton-Container, der außerhalb der Schule steht, in die Werkstatt zu bringen, da dort das Altpapier und alle Kartons gesammelt werden, um sie einmal wöchentlich zu entsorgen. Während Mohammad Askari durch die Gänge geht, antwortet er auf die Frage, ob er gewisse Aufträge lieber als andere erledigt. Eigentlich mache er alle Arbeiten gern, besonders gut gefielen ihm aber die, bei denen er in der Büroarbeit Material bestellen oder eine Lieferung für die Schule abholen kann. „Man weiß nie genau, was man am bevorstehenden Tag machen wird, weil der Alltag als Fachmann Betriebsunterhalt derart vielfältig ist.“ Beim Container ange­langt, rollt Askari diesen zügig durch die Schulgänge in Richtung Werkstatt. Die Schüler gehen alle anständig zur Seite und machen Platz. Auf dem Weg trifft er seinen Lehrmeister Fabian Wieland. Dieser gibt ihm noch einmal Anweisungen für den nächsten Auftrag.

Mehrere Berufe in einem vereint

Mohammad Askari kümmert sich vor allem um Reparaturen und die Instand­haltung und Pflege der Außenanlagen. Die sonst auch zu seinem Beruf gehörenden Verwaltungsarbeiten, die Aktivitäten wie das Planen der Nutzung von Gemeinschaftsräumen und Berichte darüber, übernimmt eher Wieland. Auch Reinigungsarbeiten gehören nicht zu seinen üblichen Aufgaben. Wieder in der Werkstatt angelangt, holt er das Werkzeug, das er für die bevorstehende Arbeit braucht: Bohrmaschine und Schrauben packt er zusammen, denn in der Mensa muss ein Gitter, das dem Schutz einer Deckenlampe dient, wieder fest an die Decke geschraubt werden. Askari hat eine eindeutige Antwort auf die Frage, was seinen Beruf besonders toll macht: „Das Schönste ist, dass man nicht hundert Prozent von einem Beruf lernt, sondern von mehreren untereinander sehr verschiedenen Berufen jeweils einen Teil macht und so mehrere Berufe in einem vereint sind.“

Außerdem habe man viel Kontakt mit Menschen, da man sowohl mit Arbeitskollegen im Hausdienst zusammenarbeitet und sich mit den Putzkräften und Angestellten der Mensa abspricht, aber auch oft mit dem Lehrpersonal und den Schülern kommuniziert. „Dies bringt auch den Vorteil mit sich, dass ich mein Deutsch verbessern kann“, erwähnt Askari. Er spricht sehr gut Deutsch, eine beeindruckende Leistung. Der 25-Jährige lebt erst seit Oktober 2015 in der Schweiz. Er war damals bereits volljährig, weshalb er nie hier zur Schule gegangen ist. Er besuchte aber, bevor sein Asylgesuch angenommen wurde, einen freiwilligen Deutschkurs, in dem er sich die Grundkenntnisse der Sprache aneignete. Verfeinert habe er sein Deutsch jedoch in seiner Freizeit. Diese verbrachte er oft auf dem Fußballplatz. Auch fing er 2017 an, im Volleyballklub Wetzikon zu spielen, der in den Turnhallen der Schule trainiert. Auf diese Weise konnte er sich leicht in die Gesellschaft integrieren und fand schnell Freunde. Mit ihnen trifft er sich regelmäßig, um entweder in eine Bar zu gehen oder um zusammen zu kochen und zu essen, erzählt er. Auf die Frage, ob das weitläufige Vorurteil zutreffe, dass Schweizer gegenüber Fremden eher verschlossen sind, antwortet er: „Nein, die Schweizer, mit denen ich nach meiner Ankunft in der Schweiz Kontakt hatte, waren alle freundlich und offen.“

Askari hat zunächst 2019 eine Vorlehre als Maurer gemacht, dafür aber dann keine Lehrstelle gefunden. Schließlich hatte er drei Möglichkeiten, wo er eine Lehre hätte anfangen können: Im Detailhandel bei Coop, als Fachmann für Gesundheit in einem Altersheim oder an der Schule. Ursprünglich sei sein Wunsch aber eine Lehre als Elektriker gewesen. Sein Deutsch sei dafür gut genug gewesen, aber ihm haben die Kenntnisse in Mathematik und Physik gefehlt. „Ich bin aber motiviert, mich weiterzubilden und immer mehr zu lernen.“

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