Eifeler Zwölf-Stunden-Touren

Eifeler Zwölf-Stunden-Touren

„You’ll never walk alone!“ – Wandern mit dem „Eifelfan“. „Wandern ist für die Psyche gut, nach einem stressigen Arbeitstag kommt man runter. Auch von einem Ruhepuls von 38 konnte ich in der damaligen Zeit als Fußballspieler nicht sprechen“, schmunzelt Heinz Linz, der in der Region als der „Eifelfan“ bekannt ist. Der Wanderer aus dem Örtchen Kollig in der Vordereifel, der Südostecke der Eifel, begeistert Naturfreunde mit ausgefallenen Wanderangeboten. Bei der 24-Stunden-Wanderung in Berchtesgaden in Bayern wanderte Linz mit seinem Freund und 98 Wanderern in 24 Stunden auf den 2700 Meter hohen Watzmann und legte 60 Kilometer zurück. Bis zu seinem 40. Lebensjahr war Heinz Linz im nahen Elztaler Fußballverein als Spieler aktiv und zehn Jahre Jugendleiter. Nach seiner Fußballkarriere kam er durch einen Zufall auf das Wandern, das neben dem Mountainbiken und Joggen ein Ausgleich zu seinem Beruf als Bautechniker ist. „Aus der Laune heraus traf ich mich mit Kollegen, die ebenfalls Fußball spielten, zum Wandern in der Eifel. Es machte erstaunlich viel Spaß, wir wanderten alle Jahre immer wieder gemeinsam“, erklärt der 53-Jährige, dessen kurze schwarz-graue Haare meist von einer Wanderkappe bedeckt werden.

Yoga-Lehrerin und Mondschein

Sein Interesse, sich zum Wanderführer ausbilden zu lassen, wurde größer. Die Verbandsgemeinde Maifeld wurde durch viele Anfragen nach Wanderführungen auf ihn aufmerksam. So ermutigt, beschloss er, es als Wanderführer zu versuchen. Nach Absprache mit dem Arbeitgeber, ein Nebengewerbe anmelden zu dürfen, begann Linz 2016, Wanderangebote im Gebiet der Ost- und Moseleifel auf seiner eigenen Website und auf Plattformen wie Facebook oder Instagram anzubieten, so erwarb er sich seinen Ruf als „Eifelfan“. Er offeriert eine große Bandbreite an Themenwanderungen – von Yoga-Wanderungen, bei denen ihm eine Yoga-Lehrerin assistiert, bis hin zu Sonnenaufgangs- und Mondscheinwanderungen. Beliebt sind die Ganztagswanderungen, geläufig unter „Zwölf-Stunden-Wanderungen“, bei denen man mit 40 bis 50 zurückgelegten Kilometern rechnen muss. Freuen kann man sich hier auf die Verpflegung durch seine Ehefrau Sonja an bestimmten Stellen der Route, die teils Hilfe von Tochter Eva erhält. Bei Genusswanderungen wird der Fokus besonders auf die Verpflegung gelegt. „Durch die Zusammenarbeit mit Gastronomen aus der Umgebung werden wir zwischendurch mit Wein, Pralinen und allem Möglichen verköstigt“, schwärmt Linz. Erwähnenswert sind die Mehrtageswanderungen, die vier Tage dauern. „Hierfür habe ich meist den Lieserpfad gewählt. Pro Tag gehen wir 20 Kilometer, sodass wir nach vier Tagen auf 80 Kilometer kommen. Die Strecke lässt sich in vier Etappen einteilen: Wir starten im Ort Boxberg, gegen Abend erreichen wir Daun. Am nächsten Tag geht es weiter nach Manderscheid. Am Ende der dritten Etappe erfolgt unsere Ankunft in Wittlich, sodass in Etappe vier die letzten 18 Kilometer zurückgelegt werden, bis wir den Weinort Lieser erreichen. Die Abende verbringen wir jeweils in Hotels.“ Von schmalen bis zu breiten Wegen und Brücken bietet der Lieserpfad alles, was das Wandererherz begehrt. Die Teilnahmegebühr liegt oft bei etwa 20 Euro, falls man die Strecken mit einer Länge von zehn bis 15 Kilometern auswählt.

Mit Familien und ganzen Belegschaften

Die Routen variieren natürlich auch im Schwierigkeitsgrad. Entsprechend den Steigungen sind sie also leicht, mittelschwer oder schwer. „Einige waren während der Wanderung überrascht, deshalb ist es besonders wichtig, vorab auf solche Angaben zu achten“, warnt Linz. Es melden sich sowohl Familien als auch ganze Belegschaften an, der Altersschnitt liegt bei 50 bis 55 Jahren. Deshalb greift Linz auf die für die Region typischen „Traumpfade“, ausgewiesene und attraktive Wanderwege, zurück und auch auf die fünf bis sechs Kilometer langen „Traumpfädchen“. Auf einem achtmonatigen Zertifikatslehrgang zum Kultur- und Weinbotschafter bei der Industrie- und Handelskammer in Trier hat er viel über die Mosel gelernt. „Es war eine wirklich spannende Zeit. Für mich ist die Mosel durch ihre vielfältigen Strecken mit Ausblicken auf Flusswindungen und Weinberge ein großes Highlight“, berichtet Heinz Linz begeistert. „Dennoch ist es auch besonders wichtig, die Wanderwege vor der Haustür schätzen zu lernen“, fügt er an. Trotz großer Kenntnisse über Wege kann man sich als Wanderführer nie sicher genug sein. Dies musste Linz am eigenen Leibe erfahren, obwohl er nie unorganisiert eine Wanderung startet und sich noch nie verlaufen hatte. So plante er eines Sommers eine Benefizwanderung mit 75 Teilnehmern und fuhr wie üblich mit seinem Mountainbike den Weg ab.

So schafften es die über 80-Jährigen

Die letzten zwei Kilometer sparte er sich, da er diese recht gut kannte. Durch einen Windbruch waren Tage zuvor viele Bäume auf den Weg gefallen, die diesen unpassierbar machten. „Und dann standen wir dort. Uns blieb nichts anderes übrig, als umzukehren“, erinnert er sich nur ungern. „Es waren auch Wanderinnen dabei, die über 80 Jahre alt waren. Wir Männer entschlossen uns dann, eine Kette zu bilden, um sie den Berg hochzuziehen, das hat recht gut funktioniert. Ich denke, dass das die Momente sind, die einer Wanderung einen spannenden, unvorhersehbaren und unvergesslichen Charakter verleihen.“ Als ehrenamtlicher Wegepate kümmert sich Linz leidenschaftlich gerne um das „Traumpfädchen Paradiesweg“ in Polch: Er kontrolliert regelmäßig die Wege, Bänke und Beschilderungen, um den Wanderern ein Naturerlebnis zu ermöglichen. Sein persönliches Ziel für die Zukunft ist die Teilnahme an einem der „Megamärsche“, bei denen man sich einer Strecke von 100 Kilometern stellt, die man innerhalb von 24 Stunden bewältigen muss. „Ich bleibe am Ball“, sagt Linz.

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