Füllfederhaltergroße E-Shishas sind vor allem bei Jugendlichen der Renner. Die Elektro-Wasserpfeifen fallen nicht unter das Jugendschutzgesetz, daher dürfen sie frei verkauft werden – wie Kaugummis oder Schokolade. Dagegen wettern Suchtexperten und Krebsforscher schon lange. Nun will die Bundesregierung den Verkauf von E-Zigaretten und E-Shishas an Kinder und Jugendliche in Deutschland verbieten.
Nikotinfreie Elektro-Zigaretten und -Shishas sind auch in Geschmacksrichtungen wie Erdbeere oder Schokolade erhältlich. Daher werden sie nicht als „Tabakwaren“ eingestuft und werden bislang frei verkauft. Statt Nikotin enthalten sie meist aromatisierte Fluids. Ein Mini-Akku bringt einen Glimmdraht zum Glühen, der mit einem fluid-getränkten Docht umwickelt ist. Zieht ein Raucher an einer E-Shisha, wird der Heizdraht sekundenschnell erhitzt und lässt die aromatisierte Flüssigkeit verdampfen.
Nach Informationen von Tabakgroßhändlern gibt es die handlichen Elektro-Wasserpfeifen seit rund drei Jahren auf dem deutschen Markt. Online-Händler versuchen die nikotinfreien E-Shishas vor allem mit Blick auf das verbreitete Rauchverbot ihren Kunden schmackhaft zu machen: „Genießen Sie Ihre E-Shisha überall und zu jeder Zeit in Restaurants, Cafés, Bars und Kneipen, Hotels und Clubs, Saunen und Bädern“, heißt es auf der Internetseite eines Anbieters.
Minister vergleicht E-Shishas mit Alkopop
Die Verdampfer seien keine „harmlosen Naschereien“, warnt Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU). Es gebe Parallelen zu den sogenannten Alkopops, „wo der süße Geschmack Hochprozentiges verdeckt hat“.
Schmidt sagte, das Bundesamt für Risikobewertung habe eine wissenschaftliche Untersuchung und Bewertung neuer Studien vorgenommen und komme zu dem Schluss, dass sich beim Dampfen sowohl von nikotinhaltigen als auch nikotinfreien E-Zigaretten Stoffe lösten, die Krebs auslösen können. Außerdem enthielten die sogenannten Aerosole von E-Zigaretten und E-Shishas „feine und ultrafeine Partikel“, die sich besonders in der Wachstumsphase gerade auf die Lunge negativ auswirken könnten.
Nun sollen sowohl Produkte mit als auch ohne Nikotin verboten werden. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig will für das Verkaufsverbot eine Lücke im Jugendschutzgesetz schließen. Dort sei nur ein Verbot von Tabakwaren festgehalten – unter die E-Zigaretten und E-Shishas nicht fallen. Das Verkaufsverbot an Minderjährige soll auch den Versand- und Internethandel betreffen.
Die strengeren Regeln für den Handel mit nikotinfreien E-Zigaretten sind Teil der neuen EU-Tabakrichtlinie, die bis spätestens Anfang 2016 deutsches Recht werden soll.
Niemand weiß, was er da eigentlich inhaliert
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) rät entschieden vom Konsum von E-Shishas ab. Vor allem Kinder und Jugendliche sollten ihre Finger davon lassen. Man wisse einfach zu wenig über die inhalierten Dämpfe, betont die Präventionsbehörde. Für besonders bedenklich hält die Bundeszentrale die süßlichen Geschmacksrichtungen, die E-Shishas besonders für Kinder und Jugendliche attraktiv machten.
Jugendliche könnten wieder mehr Zigaretten rauchen
Schon fürchtet die Bundeszentrale um ihre Erfolge beim Zurückdrängen des Nikotinkonsums bei Jugendlichen. Denn hatten 2001 noch 28 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen regelmäßig zum Glimmstängel gegriffen, waren es nach Angaben von BZgA-Sprecherin Marita Völker-Albert 2012 nur noch elf Prozent. „Wir sehen die große Gefahr, dass Jugendliche mit dem Konsum von E-Shishas plötzlich das Zigarettenrauchen wieder interessant finden“, gibt die Behördensprecherin zu bedenken.
Krebserregende Substanzen im Dampf
„Mit vermeintlich harmlosen und schmackhaften E-Shishas und E-Zigaretten wird das Rauchritual eingeübt“, sagte Gerd Nettekoven von der Deutschen Krebshilfe in Berlin.
Längst beschäftigt auch das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg das Thema „E-Shisha“. Schon vor einem Jahr sprachen sich die Forscher dafür aus, „elektronische Inhalationsprodukte wie E-Zigaretten und E-Shishas genauso zu behandeln wie herkömmliche Zigaretten“. Mit dem Dampf der Produkte inhalierten die Jugendlichen nicht nur die atemwegsreizende Grundsubstanz Propylenglykol. „Teilweise enthält der Dampf auch krebserzeugende Substanzen wie Formaldehyd, Nickel oder Chrom“, warnen die Krebsforscher.
Sprunghafter Anstieg des Konsums von E-Zigaretten
Die Drogenbeauftragte Marlene Mortler begrüßte die Verbotspläne der Bundesregierung. Neueste Zahlen zeigten, dass im vergangenen Jahr unter den 16- bis 19-Jährigen gut jeder Vierte E-Zigaretten schon einmal ausprobiert habe – nach acht Prozent im Jahr 2013. „Der sprunghafte Anstieg zeigt die fatale verlockende Wirkung der neuen Produkte auf Kinder und Jugendliche“, sagte Mortler der Deutschen Presse-Agentur.
Auch der Verband des E-Zigarettenhandels unterstützt ein Verbot für Minderjährige. E-Zigaretten seien „nur für erwachsene Tabakraucher entwickelt worden“, teilte ein Sprecher der dpa mit.
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