Percy Pretzl liebt Downhillfahren. Von April bis Oktober fährt der Banker einmal in der Woche von Rosenheim aus in die Berge. Egal ob Samerberg, Leogang oder Schladming: Hauptsache, bergab. Bei diesem Sport brettern Mountainbiker mit hoher Geschwindigkeit den Berg hinunter. Manche fahren auf präparierten Trails wie der 1,85 Meter große Vater von zwei Töchtern, manche einfach kreuz und quer, wo gerade Platz ist. Die einen bezwingen den Berg eher vorsichtig, andere kommen gerne mal auf 70 Stundenkilometer. Der Weltrekord auf Schotter liegt bei 167,6 Stundenkilometern. Es ist konditionelle Formsache, ob man den Berg mit dem Lift oder aus eigener Kraft erklimmt. Pretzl bevorzugt die bequeme Variante. Der Trail ist eine Art Parkour, es müssen Hindernisse überwunden werden. „Mit 48 bin ich schon einer der Ältesten.“ Das Hobby spricht vor allem Jüngere an. Manche sind erst fünf Jahre alt. Der Bergsport birgt Risiken. „Wie bei jeder Sportart kann so ziemlich alles passieren. Auch ich habe mir schon mehrfach Sehnenrisse und Prellungen zugezogen.“ Eine gute Ausrüstung ist wichtig. In Pretzls Keller fallen die beiden gepflegten Räder auf, an denen noch etwas Erde klebt. Das schwarze ist ein normales Mountainbike, das rote extra für die Downhillstrecken und hat eine kräftigere Federung. Die braucht man vor allem, um den Schwung nicht zu verlieren.
Wie ein zerstückelter Raumanzug
Die Schutzkleidung mit Vollschutzhelm, Rückenprotektoren, Knie- und Schienbeinschonern ähnelt einem zerstückelten Raumanzug. Weitere Dinge minimieren das Verletzungsrisiko. „Nichts übers Knie brechen wollen und eine gute Selbsteinschätzung“ gehören dazu, erklärt Pretzl. Auch der Betreiber ist für die Sicherheit auf seinem Trail verantwortlich. Zum Beispiel müssen sogenannte „Bremswellen“, die häufig vor Kurven entstehen, wieder entfernt werden. Oder die Strecke muss nach einer starken Bodenerosion, verursacht durch das Wetter, wieder in Stand gesetzt werden.
Auch für die Natur birgt dieser Radsport einige Gefahren. Wildtiere, wie Rehe oder Füchse, werden verschreckt und Vegetation zerstört. Man müsse zwischen Fahren auf präparierten Trails und anderem Radfahren in den Bergen unterscheiden, erklärt Percy Pretzl „Die Downhillstrecken werden einmal angelegt und gepflegt, aber dann macht man dort nicht mehr viel kaputt“, sagt Pretzl. Naturschutzauflagen müssen umgesetzt werden. Der Ausbau der Tourismusinfrastruktur außerhalb von bereits erschlossenen Gebieten wird zum Beispiel vom deutschen Alpenverein grundsätzlich abgelehnt. Der DAV sorgt auch dafür, dass naturnahe Gewässer und Bergwälder erhalten bleiben und setzt sich mit anderen Organisationen für einen umweltschonenden Bergtourismus ein. So soll die Natur vor weiterer Verwüstung geschützt werden. Für Pretzl ist unkontrolliertes Fahren durch den Wald tabu. „Eine große Gefahr für die Natur sind verantwortungslose E-Biker, denn es kommen immer mehr Menschen mit wenig eigener Kraft an viele Orte, die ihnen davor verwehrt waren. Und das führt letztendlich dazu, dass immer mehr Leute den Berg dort runterfahren, wo sie davor nicht hinkamen. Je mehr an diesen Stellen unterwegs sind, desto mehr wird man das der Natur auch ansehen können.“ Wer jedoch verantwortungsbewusst handle, erlebe viel Spaß. „Am Anfang scheinen viele Wege unmöglich, aber wenn man dranbleibt, Eifer zeigt und bereit ist, sich auch etwas zu quälen, wird man am Ende mit einem adrenalinreichen Gefühl belohnt.“
Sie können mehr von den nachrichten auf lesen quelle