Von Westen ist ein leichter Wind zu spüren. Die Bäume rascheln, und die Äste knarzen. Inmitten des Waldes sind einige Personen aller Altersgruppen mit ihren Hunden unterwegs. Die kleine Gruppe trainiert ihre Hunde und bildet sie aus, um später mit ihnen auf Einsätze zu gehen. Die Hunde des Deutschen Roten Kreuzes Berlin-Zentrum werden auf Abruf zur Flächen- und Trümmersuche sowie zum Mantrailing, zur Spurensuche von lebenden Personen, benutzt. Auch wenn es im Einsatzbereich des DRK Berlin-Zentrum relativ selten Vorfälle gibt, bei denen Bedarf für den Einsatz der Hunde besteht, kommt es vor, dass bei Gasexplosionen in Häusern oder Einbrüchen von leer stehenden Fabrikgebäuden Trümmer entstehen und Leute unter diesen begraben werden. Aufgrund ihrer guten Nase sind Hunde mit der richtigen Ausbildung und regelmäßigem Training für solche Suchaktionen gut geeignet. Dennoch gibt es Einschränkungen, welcher Hund ein Rettungshund werden kann und welcher nicht. „Die Hunde sollten einerseits mindestens 35 bis 40 Zentimeter groß sein, andererseits sollten sie auch nicht zu groß oder zu schwer sein, um eine gewisse Geschwindigkeit vorauszusetzen“, sagt Stefanie Schindler. Die 41-Jährige dunkelblonde Mutter von zwei Kindern ist Mitglied der Hundestaffel.
Es ist windstill und somit einfacher
Nach zwei Stunden intensiven Trainings ist fast die Hälfte geschafft. Mittlerweile ist es windstill, und die Hunde haben es einfacher, die Fährten zu verfolgen. Einer von ihnen verfolgt gerade eine Spur zwischen zwei Bäumen hindurch. Und schon hat er sein Ziel gefunden: eines der freiwilligen Mitglieder der kleinen Gruppe. Dafür erhält er erst mal eine Belohnung, ein Leckerli oder ein Spielzeug. Durch die wiederholte Belohnung der Hunde für erfolgreiches Training geben sie ihr Bestes, wenn es bei einem echten Einsatz darauf ankommt. Alle Hunde müssen vor der Vollendung des zweiten Lebensjahres das Training aufgenommen haben, weil die Ausbildung bis zu drei Jahre lang dauern kann und die Hunde sonst nicht mehr lange eingesetzt werden können, bevor sie aufgrund von Krankheiten aufhören müssen. Dieser Zeitpunkt ist meistens erreicht, wenn die Tiere zehn oder elf Jahre alt sind. Das Training wird mit der Zeit immer intensiver. Nach und nach werden neue Situationen und Umstände sowie Orte genutzt, sodass die Hunde möglichst viele unterschiedliche Beispiele bekommen, wie ein Einsatz aussehen könnte. Dazu wird nach Möglichkeit auf frische Baustellen zurückgegriffen. Es werden je nach Fortschritt des Trainings bis zu vier Personen versteckt, die der Hund dann suchen muss. Wegen Corona können die ehrenamtlichen Mitglieder nur unregelmäßig trainieren. Oftmals fällt das Training einfach aus, manchmal findet es trotzdem statt, doch zweimal in der Woche für rund fünf Stunden, so wie es vor der Pandemie war, wird nicht trainiert.
Knallige Kenndecken mit Glöckchen
Weitere drei Stunden später rennen mehrere Hunde aus dem kleinen Waldstück, dicht gefolgt von ihren Besitzern. Laut ist ein Klingeln zu hören, das von den „Kenndecken“ der Hunde stammt. In knalligem Orange und mit Glöckchen ausgestattet, sind diese perfekt, um die Hunde von Weitem hören und sehen zu können. Fröhlich, trotz starker Erschöpfung, verabschieden sich alle Menschen sowie Hunde voneinander und machen sich auf den Rückweg. Alle Mitglieder haben ihren eigenen Hund, mit dem sie trainieren und mit dem sie auf Einsätze gehen. Vor ein bis zwei Jahren war es so, dass jeder nur einen Hund hatte, mittlerweile ist es jedoch erlaubt, bis zu zwei Hunde zu trainieren, vorausgesetzt, dass ein Hund die Ausbildung bereits abgeschlossen hat. Jeder, der beitreten möchte, stellt sich den Mitgliedern mit seinem Hund vor. Auch wenn grundsätzlich jeder mitmachen kann, sollte man wirklich gewillt sein, da viel Zeit vonnöten ist. Schließlich geht es nicht nur um Spaß, sondern in erster Linie darum, Leben zu retten. Wenn man einmal gesundheitlich angeschlagen ist und das nicht gewährleisten kann, legt man eine Auszeit ein. „Bei einem echten Einsatz werden wir von der Polizei oder Feuerwehr alarmiert“, erklärt Stefanie Schindler, „es ist uns sogar erlaubt, mit Sonderrechten zu fahren.“ Auch wenn über den Einsatz von Hundestaffeln nicht oft berichtet wird, ist es wichtig, dass sie existieren. Trainierte Hunde haben Möglichkeiten, die Menschen nicht haben. So kann effektiver nach Vermissten gesucht werden.
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