Ein in Deutschland immer noch mit Klischees behafteter Sport ist das Golfen. So stellt man sich doch Golfer als reiche, Zigarre rauchende Männer mit teurer Kleidung und schicken Autos vor. Christian Keul, Clubmanager des Golfclubs Bad Kissingen, will diese Klischees aus der Welt räumen, indem er einen kleinen Einblick in die große Welt des Golfens gibt. Keul erscheint sportlich mit Baseball-Cap zum Gespräch, ab und zu klingelt zwischendurch das Handy und entlarvt ihn als „Star Wars“-Fan. Der 54-Jährige, der vor dem Golfen dreißig Jahre lang erfolgreich Eishockey in Bad Kissingen gespielt hat, ist gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann.
Weiterbildung zum Golfsbetriebswirt
Er war lange Zeit Geschäftsführer seines eigenen Textilhandelsunternehmens, das Heimtextilien importiert und deutschlandweit vertrieb. 2008 wurde er Key Account Manager im Bereich von Konsumgütern. „2016 gab es dann für mich eine berufliche Umorientierung“, sagt Christian Keul. In dieser Zeit war er auf Jobsuche. „Ich habe vermehrt gegolft in der Zeit, kannst ja nicht immer nur zu Hause Bewerbungen schreiben“, lacht er. Der Golfclub in Bad Kissingen suchte zur gleichen Zeit einen Clubmanager. Diese Arbeit hatte für Keul einen ganz besonderen Reiz. Er konnte sein Hobby teils zum Beruf machen und musste von nun an nicht mehr durch ganz Deutschland reisen. So konnte er mehr Zeit mit seinen zwei Kindern und der Familie verbringen. Nach der Weiterbildung zum Golfbetriebswirt beim Deutschen Golf-Verband ist er für den organisatorischen Ablauf auf der Golfanlage zuständig.
Der Club Bad Kissingen besitzt die älteste Golfanlage Bayerns. Sie wurde 1910 erbaut und ist seit dem Jahr 2000 im Eigentum des Vereins. Vorher war die rund 50 Hektar große Fläche Eigentum des Freistaates Bayern. Sie zählt neuerdings außerdem zum Welterbe Bad Kissingen. Zusätzlich dazu existiert auch ein 111 Jahre altes Clubhaus, das nach Aussagen Keuls vor elf Jahren mit einer Investition von etwa 1,2 Millionen Euro in einen zeitgemäßen Zustand gebracht worden ist. Der Gesamthaushalt des Vereins liegt bei rund 900 000 Euro im Jahr.
Überlebensfähig mit rund 600 Mitgliedern
Der Golfclub ist mit rund 600 Mitgliedern überlebensfähig. „Wenn Vereine deutlich weniger Mitglieder zählen, haben sie oft Schwierigkeiten, kostendeckend zu arbeiten. Die Kosten für den Unterhalt der Spielbahnen und Freiflächen sind enorm, da das Gras dauerhaft kurz gehalten, die Bäume intakt und das Gesamterscheinungsbild stets ansprechend gehalten werden müssen. Diese Gelder können nur durch Mitgliedsbeiträge, Spielgebühren für Gäste oder Spenden erwirtschaftet werden. Acht Mitarbeiter sind derzeit im Verein beschäftigt, darunter fünf Greenkeeper inklusive des Head-Greenkeepers. Ihre Aufgabe ist nicht nur das Rasenmähen, sondern die gesamte Pflege des Platzes, etwa um Pilz- und Rasenkrankheiten vorzubeugen: „Es gibt zum Beispiel den Schneeschimmel als Pilz-Krankheit. Da wird das Gras dann braun.“ Ein Clubsekretär in Teilzeit und ein Golfprofessional zählen auch zur Liste der Mitarbeiter. Der „Golfpro“ ist Golflehrer in Teilzeit. Das Mannschafts- und Jugendtraining wird so vom Verein finanziert. Er arbeitet aber zudem hauptsächlich als privater Golflehrer.
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