Cybermobbing: Die Folgen werden unterschätzt

Die Demütigung sitzt tief und sie verbreitet sich rasant und unaufhaltbar über WhatsApp, Facebook, Instagram, Snapchat und Co. Etwa jeder fünfte Jugendliche war bereits Opfer von Cybermobbing, aber es trifft auch Erwachsene am Arbeitsplatz. Die Folgen können gravierend sein.   

Formen von Cybermobbing  

  • Cyberstalking: Der Begriff bezieht sich auf das Stalking im Netz, also die Belästigung, Verfolgung oder sonstige Behelligung einer Person, etwa des Ex-Partners. 
  • Revenge Porn (Racheporno): In manchen Beziehungen verschicken die Partner freizügige oder intime Fotos und Videos per Handy, das nennt man auch Sexting (Sex + texting). Nach der Trennung werden diese manchmal aus Eifersucht oder Wut öffentlich gemacht. In diversen Ländern und zahlreichen US-Bundesstaaten gibt es Gesetze dagegen, die Opfer schützen sollen.
  • Outing: Jeder hat Geheimnisse, die er nicht mit anderen teilen will. Gelegentlich werden sie böswillig im Netz veröffentlicht – „geoutet“.
  • „Happy Slapping“ (fröhliches Schlagen): Dabei werden gewaltätige Übergriffe – vom spontanen Schlagen auf die Wange bis hin zur sexuellen Nötigung – per Kamera aufgezeichnet. Das Material wird dann ins Netz gestellt und das Opfer damit erneut gedemütigt.

Umfrage: Cybermobbing wird unterschätzt

Bei einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Toluna gaben 87 Prozent der Befragten an, Mobbing im Internet werde als Problem unterschätzt. „Cybermobbing ist weiterhin sehr brisant, etwa durch die wachsende mobile Internetnutzung“, sagt Peter Widlok von . Die EU-Initiative koordiniert die Aktionen zum Safer Internet Day in Deutschland. Zudem ist nun eine Stop-Mobbing-Woche ausgerufen worden, um Menschen weiter für das Thema zu sensibilisieren. Ein enormer Teil der Kommunikation von Jugendlichen verläuft inzwischen online. Widlok geht davon aus, dass Mobbing sowohl im realen Alltag als auch digital stattfindet.

Was macht Cybermobbing so gefährlich?

Zum einen verbreiten und vervielfältigen sich Gemeinheiten im Netz rasant, zum anderen ist es schwierig, sie zu löschen, erklärt Uwe Leest vom Bündnis gegen Cybermobbing. Ein weiteres Problem: Die Anonymität senkt die Hemmschwelle. Auch sind sich viele Täter der Folgen ihres Handelns nicht bewusst, weil sie diese nicht direkt mitbekommen. „Die Tränen sind nicht sichtbar. Dadurch fehlt der psychologische Reflex aufzuhören, wenn das Opfer am Boden liegt“, meint Leest.

Wie verbreitet ist Mobbing im Netz?

So genau kann man das nicht sagen, denn die Zahlen variieren. Eine weltweite Online-Studie des Mobilfunkanbieters Vodafone und des Meinungsforschungsinstituts YouGov von 2015 ergab, dass jeder fünfte Jugendliche schon einmal Opfer von Cyberattacken wurde.

Die JIM-Studie 2016 („Jugend, Information, (Multi-)Media“) des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest ergab, dass jeder dritte 12- bis 19-Jährige jemanden kennt, der im Internet oder per Handy fertig gemacht wurde. Acht Prozent gaben an, bereits selbst Opfer von Cybermobbing gewesen zu sein. Mädchen waren etwas häufiger betroffen (neun Prozent) als Jungen (sieben Prozent). 

Welche psychischen und körperlichen Auswirkungen kann Cybermobbing auf Jugendliche haben?

„Wir wissen aus der Neurologie, dass die Schmerzzentren des Gehirns auf solche Ausgrenzung und Demütigung reagieren“, erklärt Joachim Bauer, Neurobiologe und Psychotherapeut von der Uniklinik Freiburg. Das mache sich entweder durch aggressives oder depressives Verhalten bemerkbar. „Das Selbstwertgefühl wird massiv getroffen, Betroffenen ziehen sich vor Scham zurück.“ Viele leiteten die Aggressionen an andere weiter. „Sie sind also Opfer und Täter zugleich“.

Problematisch sei, dass Jugendliche soziale Medien zur Selbstdarstellung nutzten, um sich ihrer positiven Wirkung zu versichern. „Wenn diese dann zur Plattform der Diffamierung wird, bricht in den Leuten etwas zusammen.“ Eltern sollten deshalb mit ihren Kindern die Chancen und Risiken solcher Portale besprechen, rät der Experte. Auch empfiehlt er, im Netz nicht allzu viel von sich preiszugeben.

Hier finden Eltern .

Meist ist nur von Opfern und Tätern die Rede. Aber was ist mit den zunächst unbeteiligten Zuschauern, den sogenannten Bystanders?

Diese Gruppe hat eine bedeutende Rolle. Denn wenn erste Attacken dort Resonanz finden, können sie sich zum echten Mobbing oder Cybermobbing entwickeln. „Entweder sind es Claqueure, die beispielsweise in Chats Beifall geben oder es sind Verteidiger, die sagen: Es reicht“, sagt Franz Hilt vom Präventionsprogramm Konfliktkultur. „Man muss dem Täter das Publikum nehmen“, sagt Nina Pirk vom Hilfstelefon „Nummer gegen Kummer“. „Letztendlich sucht er Anerkennung und eine Bühne für seine Tat.“ Und: Das Opfer habe schnell das Gefühl, alleine zu sein. „Der leiseste Pieps kann da schon helfen“.

Sind nur Jugendliche betroffen?

Nein, Internetmobbing ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das längst nicht mehr nur Jugendliche trifft. „Sie glauben nicht, aus welchen Altersklassen die Leute bei uns anrufen“, sagt Leest vom Bündnis gegen Cybermobbing. Bauer zufolge kommt es etwa am Arbeitsplatz immer wieder zu Online-Attacken unter Kollegen. Mobbingopfer fielen häufig krankheitsbedingt aus. Somit ist Cybermobbing auch ein volkswirtschaftliches Problem.

Hier gibt es kindgerechte Informationen über Cybermobbing

Was Cybermobbing ist und wie man sich dagegen wehren kann, wird auf den Internetseiten und  kindgerecht erklärt. Eine Reporterin berichtet auf von mehreren betroffenen Jugendlichen. Sie erzählen ihr, wie sie gemobbt wurden und wo sie Hilfe gefunden haben.

Diese Empfehlungen stammen von . Der Dienst wird von getragen sowie vom Bundesfamilienministerium und von der Stiftung Medienkompetenz Forum Südwest gefördert.

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