„Chilling Adventures of Sabrina“: Ein Mädchen für den Teufel


Ein unschuldiges Mädchen soll sein Leben in die Hände des Teufels legen, doch das Mädchen will nicht – jedenfalls nicht einfach so. Die Serie „The Chilling Adventures of Sabrina“ erzählt von einem Leben als Halbhexe.

Bei Sabrina Spellman ist der Name Programm. Das Mädchen ist eine Hexe – jedenfalls zur Hälfte. Seit dem Tod ihrer Eltern lebt sie bei ihren Tanten Hilda und Zelda. Sabrinas Geschichte beginnt wenige Tage vor ihrem 16. Geburtstag. Unter Hexen ist es Tradition, sich zu diesem Anlass im Rahmen einer satanischen Taufe dem Teufel zu versprechen. Sabrina soll ihr weltliches Leben und ihre Freunde zurücklassen und sich ganz der Magie zuwenden. Doch sie ist sich nicht sicher, ob es das ist, was sie vom Leben will. Sie hat Freunde, mit denen sie Hobbys und Interessen teilt, und einen süßen Freund, der sie stets mit Dackelblick betrachtet. Wieso sich einem dunklen Lord versprechen?

Wem die Geschichte vertraut vorkommt, der hat den richtigen Riecher. Denn in den 90ern gab es schon einmal eine Sabrina. Es gab ihre Tanten Hilda und Zelda und auch Kater Salem. Doch „Sabrina Total Verhext!“ mit Melissa Joan Hart in der Titelrolle hat mit „The Chilling Adventures of Sabrina“ nicht viel mehr als die Figuren gemein. Serie Nummer eins ist eine Sitcom, Nummer zwei ist zwar auch lustig, aber vor allem düster. Statt wohliger Unterhaltung bietet Netflix' „Sabrina“ Blut und Grusel und präsentiert Satanismus als valide Lebensweise.

Halbhexe als Superheldin

Remakes dürfen dieser Tage gern etwas verschrobener sein – vor allem wenn es sich um Comic-Verfilmungen handelt. „Sabrina“ gehört zur Familie der Archie Comics, deren Titelheld Serienfans bereits aus „Riverdale“ bekannt ist. Die Serie aus dem Jahr 2017 hat jetzt bereits eine riesige Fan-Gemeinde – vor allem bei jungen Leuten ist sie beliebt, ihre Darsteller wurden zu Stars. „Sabrina“ soll das nun ebenfalls gelingen. Mit Roberto Aguirre-Sacasa ist jedenfalls der richtige Mann verpflichtet. Er ist Kreativchef von Archie Comics und er hat vor „Sabrina“ bereits besagtes „Riverdale“ entwickelt.

Miranda Otto und Lucy Davis spielen Sabrinas Tanten Zelda und Hilda.

Wie auch „Riverdale“ existiert „Sabrina“ in einer seltsamen Zwischenwelt, in der es zwar Handys und Computer gibt, deren Interieur aber aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Türschwellen knarzen grundsätzlich und im Wald steht Nebel. Irgendwie schaurig, aber auch ganz gemütlich. Und wie perfekt für die künftigen Fans zugeschnitten, ist Sabrina ein richtiges Vorbild. Wie eine Superheldin stellt sie sich vor die Figur Susie, als der wegen ihrer nicht-binären Geschlechteridentität das Gesicht blutig geboxt wird. Sabrina ist stets positiv eingestellt und voller Tatendrang. Sie ist nicht frech zu ihren Lehrern, sondern wählt lieber eine List, um sich zu behaupten. Und als von ihr verlangt wird, alles zurückzulassen, was sie kennt und liebt, verweigert sie sich der Entscheidung über ihren Kopf hinweg.

Inklusivität und Akzeptanz

Fast in jeder Szene ist Sabrina zu sehen. Es ist also eine ganz schön große Rolle, die Kiernan Shipka da angetreten hat. Die 18-Jährige wuchs vor den Augen der Fernsehzuschauer als Sally Draper von „Mad Men“ auf. Nun muss sie nicht länger die Nebenrolle spielen. Ihrer neuen Aufgabe ist Shipka gewachsen, wenngleich durchaus noch Spielraum nach oben besteht. Überhaupt sind es nicht die Szenen mit den jungen Cast-Mitgliedern, die bei „Sabrina“ große Schauspielkunst bieten. Dafür sind Lucy Davis und Miranda Otto als Hilda und Zelda ein Fest fürs Auge und auch Michelle Gomez ist als besessene Lehrerin vielversprechend.

Wer sich während der ersten Herbsttage auf die Couch fläzen möchte, ein bisschen lachen, ein bisschen weinen und sich außerdem ein bisschen gruseln will, der ist mit „Sabrina“ bestens bedient. Die Serie ist ein bisschen Teen-Drama und ein bisschen Gruselshow. Anders als andere Netflix-Produktionen der jüngeren Jahre nimmt „Sabrina“ schnell Fahrt auf. Kein Handlungsstrang wird künstlich aufgeblasen. Nebenbei zeigt die Serie Gespür für Inklusivität und Akzeptanz. Das wirkt manchmal ein bisschen gewollt, ist aber alles in allem zu begrüßen. Schließlich sind ein vornehmlich weiblicher Cast, nicht-weiße Darsteller und dergleichen noch immer keine Selbstverständlichkeit. Eine zweite Staffel „The Chilling Adventures of Sabrina“ ist übrigens schon bestellt. Für Nachschub ist also gesorgt.

„Chilling Adventures of Sabrina“ ist ab dem 26. Oktober abrufbar über Netflix.



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