Wie schon in Augsburg und gegen Frankfurt gab es beim 1:2 ein frühes Gegentor. Thorgan Hazard erzielte per Elfmeter das erste Stürmertor dieser Bundesliga-Saison zum 1:1, doch Timo Werner schlug zurück. Dann kam Stindls Schuss ins Glück und wie schon in der vergangenen Saison brachte Gladbach einen Punkt aus Sachsen mit. Durch das 2:2 wurde das durch die Heimniederlage gegen Frankfurt entstandene Defizit etwas aufgearbeitet. Fünf Zähler hat Gladbach nun insgesamt beisammen, nun gilt es, das Unentschieden von Leipzig am Dienstag mit einem Heimsieg gegen Stuttgart zu veredeln.
Dieter Hecking hatte verlauten lassen, dass es nach dem 0:1 gegen Frankfurt keine „reflexartigen“ Wechselaktionen geben würde. So veränderte er sein Team in Leipzig nur auf einer Position im Vergleich zum verlorenen gegangenen Heimspiel: Jonas Hofmann kam auf dem rechten Flügel für Patrick Herrmann ins Spiel. Eben dieser Hofmann, in dieser Saison schon Torschütze beim Pokalspiel in Essen und unter der Woche „Doppelpacker“ im Test gegen Venlo, hätte der Geschichte des Abends gleich einen schönen Höhepunkt und seinem Team einen Traumstart bescheren können: Kaum hatte das Spiel begonnen, als Stindl den Ball im Strafraum zurücklegte, perfekt eigentlich für Hofmann, doch der tat, was eigentlich der Job des Kickers im American Football ist: Er jagte den Ball weit über die Torlatte hinweg.
Da wäre es gewesen: Nach zweimal ärgerlich frühen Gegentoren nun selbst mal den ersten Schwung für die Führung nutzen. Aber es blieb ein Konjunktiv. Und weil Leipzig einen Timo Werner hat, der vor dem Tor weit effektiver ist als Hofmann, führte gut 16 Minuten später RB 1:0. Fernandes da Silva spielte den Ball von links in den Strafraum und Werner bugsierte ihn mit der Fußspitze auf das Borussen-Tor, platziert, aber nicht allzu fest. Yann Sommer tauchte ab, brachte die Fingerspitzen an den Ball, schaffte es aber nicht, diesen um den Pfosten zu lenken. 1:0 – an anderen Tagen hätte Sommer hier wohl nicht hinter sich greifen müssen.
Hofmann holt Elfmeter raus
17 Minuten dauerte es dieses Mal, nicht 13 wie gegen Frankfurt oder nicht mal eine in Augsburg – doch wieder war es ein frühes Gegentor, das die Borussen einstecken mussten. Das Selbstvertrauen fördert so eine „Serie“ nicht, im Gegenteil. Und gegen ein Geschwindigkeitsteam wie RB machte es die Aufgabe nicht einfacher. Es sei denn, es gibt einen Rollentausch: War zunächst Hofmann der Unglückliche und da Silva der Held, so war es in der 24. Minute umgekehrt: Denn da Silva zog Hofmann im Laufduell im Strafraum zu Boden und Schiedsrichter Marco Fritz pfiff sofort Elfmeter. Thorgan Hazard verwandelte zum 1:1 – Borussias erstes Stürmertor der Saison.
Entsprechend erfreut war Hazard – doch währte das Glücksgefühl nur fünf Minuten. Dann nämlich spielte der ins Leipziger Startteam zurückgekehrte Naby Keita einen ganz starken Pass in die Schnittstelle zwischen Jannik Vestergaard und Matthias Ginter zu Jean-Kevin Augustin. Der drehte sich und ließ Vestergaard, der das Tempo nicht mitgehen konnte, stehen. Sommer hatte bei seinem platzierten Schuss keine Chance. 2:1 für RB. Alles wie vorher. Borussia ist einfach zu wenig konkret in der Defensive, das nutzt ein Gegner wie RB gnadenlos aus.
Die mitgereisten Gladbach-Fans, die ihre Abneigung gegen das Konstrukt RB in einer Permanent-Choreo über 45 Minuten zum Ausdruck brachten, waren sangesfreudig – und das Spiel recht wild. Ganz so wie es Leipzig mag. Ramba-Zamba, das ist Ralph Hasenhüttls Prinzip, und wer sich darauf einlässt, der sagt auch „Ja“ zu viel Offenheit. Borussia ließ sich darauf ein und spielte recht gut nach vorn. Dabei legte sie offen, dass Leipzig hinten rum anfällig ist. Kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit hätte Gladbach das eigentlich nutzen müssen: Denis Zakaria stocherte den Ball zu Lars Stindl, dessen Schuss wehrte Torwart Peter Gulacsi ab und Raffael kam frei zu Schuss. Doch der Brasilianer verzog. Es blieb beim 1:2 aus Borussia-Sicht.
Hecking setzte nach der Pause einen neuen Akzent: Herrmann kam für Hofmann, der laut Co-Trainer Dirk Bremser Probleme mit der Gesäßmuskulatur hatte, ins Team – und hatte gleich eine wichtige Aktion. Indes in der Defensive: Bei einem Leipziger Konter stibitzte er Emil Forsberg, der freistehend zum Schuss ansetzte, den Ball vom Fuß. Ein starker „artfremder“ Einstand des Offensivmannes. Die Borussen waren fortan deutlich bemüht, Leipzig weiter unter Druck zu setzen.
Keita sieht Rot nach Foul an Kramer
Und dann kam Lars Stindl. Borussia Kapitän, der zuvor noch torlos war, schoss den Ball mit seiner Edel-Innenseite aus 22 Metern mit Wucht ins Tor zum 2:2. In dieser Szene lag all die Entschlossenheit, die nötig ist, etwas zu bewegen, einen Gegner zu beeindrucken und das eigene Team zu pushen. In der Schlussphase sah Keita nach einem Foul an Christoph Kramer die Rote Karte. Der Leipziger hatte den Gladbacher Mittelfeldspieler mit einem viel zu hohen Fuß mitten im Gesicht getroffen.
Es blieb trotz Überzahl bei dem Unentschieden, dem zweiten in Folge in der Fremde, und die Gladbacher haben es sich verdient. Sie holten zwei Rückstände auf, bewiesen also Nehmerqualitäten. Und am Ende waren sie sogar näher dran am Sieg. Neben dem Punkt bringt Borussia daher ein gutes Gefühl mit an den Niederrhein.
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