Neun Spieler fehlten Borussias Trainer Dieter Hecking gegen den VfB Stuttgart. Das war selbst angesichts der chronischen Verletztungsprobleme in Gladbach eine bemerkenswerte Zahl. Es bietet sich also an, neben den sportlichen Aktivitäten beim 2:0-Sieg auch die Aktivitäten der Verletzten in den sozialen Netzwerken zu dokumentieren: Da wäre Vincenzo Grifo, der ein Foto aus dem Sommer-Trainingslager postete, Tobias Strobl meldete sich aus der Reha, Laszlo Bénes mit einem Video aus der leeren Kabine, Yann Sommer kündigte wie immer mit den Vereinslogo die Paarung an, während Kwame Yeboah von der Tribüne aus die Vereinshymne filmte. Den entscheidenden Moment des Spiels hielt jedoch Jonas Hofmann fest: Raffaels Elfmeter in der 74. Minute, der für den Endstand sorgte.
Auch das erste Tor war auf das Konto des Brasilianers gegangen. Die Borussen hinterließen keine Momente für die Ewigkeit, aber sie gingen gegen den Aufsteiger aus Stuttgart als verdienter Sieger vom Platz. Mit acht Punkten nach fünf Spieltagen ist Gladbach im Soll. „Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment, dass sie das so durchgezogen hat“, sagte Hecking. „Man merkt, dass die Willensstärke momentan da ist.“
Allerdings sah es lange Zeit nicht danach aus. Von der Dynamik der zweiten Hälfte des Spiels bei RB Leipzig am vergangenen Samstag war wenig zu sehen. Dabei konnte Hecking von Beginn an immerhin die zehn Feldspieler aufbieten, die dort überzeugt hatten. Die Gäste aus Stuttgart waren personell nicht minder gebeutelt. Ihnen fehlten acht Profis, darunter neben dem schwer verletzten Kapitän Christian Gentner (diverse Knochenbrüche im Gesicht) auch Holger Badstuber und Chadrac Akolo, die bislang einzigen Torschützen der Saison.
In der Anfangsphase passierte, wohl auch deshalb – nichts. Nach 24 Minuten gab es mehr blutige Nasen zu beklagen, als Schüsse aufs Tor zu notieren. Christoph Kramer, der aus Leipzig nach Naby Keitas Tritt eine Wunde an der Oberlippe mitgebracht hatte, konnte nach kurzer Behandlungspause zunächst weitermachen. Tobias Sippel, der Ersatzmann im Tor, ging nach 45 Minuten ohne Nachweis seiner Fähigkeiten in die Kabine. Auf der anderen Seite hielt Ron-Robert Zieler einen Linksschuss von Lars Stindl fest. Für die Vermarktungsstrategie der Deutschen Fußball-Liga war dieses einzige 18.30-Uhr-Spiel des Tages bis dahin kein Segen.
Zu Beginn der zweiten Hälfte sprang der Verletztenzähler bei Borussia auf zehn, Kramer musste mit einer Schädelprellung raus und an der Nase genäht werden. So kam Mickael Cuisance mit 18 Jahren und 34 Tagen als zweitjüngster Spieler der Gladbacher Bundesliga-Geschichte zu seinem Debüt. Der Franzose fügte sich mit einem starken Zuspiel auf Oscar Wendt ein. Überhaupt kam Gladbach schwungvoller aus der Kabine – und wurde nach einer knappen Stunde mit dem 1:0 belohnt. Raffael bediente auf rechts Nico Elvedi und versenkte dessen Flanke per Direktabnahme im Tor.
Kurz darauf hatte Schiedsrichter Sören Storks die Nase voll – nicht wegen der lange Zeit dürftigen Qualität des Spiels, sondern weil die Stuttgarter Fans immer wieder Pyrotechnik zündeten. Nach zwei Minuten Unterbrechung ging es weiter. Dem VfB hatte die Auszeit anscheinend gutgetan. Sippel musste zum ersten Mal richtig eingreifen. Doch dann sah Simon Terodde, der torlose und unglücklich agierende Torjäger des VfB, in der 72. Minute die erste Gelbe Karte. Das wäre zu vernachlässigen gewesen, wenn aus dem Freistoß nicht ein elfmeterreifes Foul an Thorgan Hazard resultiert hätte. Raffael verwandelte mit einem ähnlich wuchtigen Schuss wie bei seinem ersten Treffer.
Damit war die Partie gelaufen. Sippel zeichnete sich noch mit einer Glanzparade gegen Andreas Beck aus. So gab es am Ende den ersten Gladbacher Sieg mit zwei Toren Unterschied seit Anfang März.
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