Bäume, Hügel und saftige Wiesen. Die Kälber tollen über das Gras, während Vögel von den Ästen zwitschern. Die Kühe entspannen sich auf dem grünen Grund im Kreis Lippe. Auf einer anderen Weide bekommt der alte Bulle Kuscheleinheiten von den beiden männlichen Jungtieren. Das alte, kräftige Tier darf noch immer auf den Wiesen sein Alter genießen, weil sich die Besitzer nicht von ihm trennen können, und „arbeitet nun als Sicherheitschef im Kreißsaal“. Dies ist das Zuhause der schwarz-weiß gefleckten Tiere der Familie Hellmig. Zusammen grasen sie mit ihren Kälbern im Sommer auf der Weide, und im Winter teilen sie sich einen Stall.
Sie wollte sich damit nicht abfinden
Ein eher ungewöhnliches Bild in der Landwirtschaft, aber dennoch existiert es. „Sie kennen und vertrauen uns, dadurch können wir ihnen bis zum Ende ein Leben ohne Stress und Angst ermöglichen“, sagt Astrid Hellmig. Sie lebt hier mit ihrem Mann und ihrem neunjährigen Sohn. Da sie zugleich eine Patchworkfamilie sind, bekommen sie regelmäßig Besuch von drei weiteren Kindern. Der alte Hof liegt im Extertal in Nordrhein-Westfalen. Sein „Hauptmerkmal“ ist es, dass die Kälber bei ihren Müttern groß werden. Dies bedeutet, dass die Jungtiere nicht schon wenige Tage nach der Geburt von ihren Müttern getrennt werden. Astrid Hellmig kam durch ihren Mann in die Landwirtschaft und fand keinen Gefallen an der Trennung zwischen der Mutter und ihrem Kalb. Sie hatte sich gefragt, ob die Aufzucht auch anders ginge. Jedoch wurde ihr von außen gesagt, dass dies nicht möglich sei. Anfangs hatte sie sich damit abgefunden. Doch später, als sie ihren Betrieb auf Bio umstellten, fand sie heraus, dass diese Aussagen nicht stimmten. Daraufhin meinte sie: „Wenn das andere anders können, dann können wir das auch.“
Lieber untereinander auf der Weide spielen
Die schnelle Trennung von Mutter und Kalb erfolgt sonst schon kurz nach der Geburt, damit die Kühe komplett gemolken werden können. Daraufhin werden die Kälber in einzelne Iglus gestellt. Sie können vorerst nicht in Gruppen gehalten werden, da sie sich sonst gegenseitig „benuckeln“ würden. Astrid Hellmig lässt ihre Kälber bei ihren Kühen groß werden und trennt sie schrittweise von ihren Müttern. Nach der Geburt ziehen Mutter und Kalb in das sogenannte Mutter-Kind-Haus um. In diesem vor Sturm und Regen geschützten Ort bleiben die beiden Tiere drei bis vier Wochen zusammen, und nur abends wird die Mutter kurz zum Melken geholt. Schließlich hat sie deutlich mehr von der kostbaren Milch, als das Kalb benötigt.
Sobald die Kälber nicht mehr so anhänglich an ihren Müttern kleben und das Interesse am Spielen mit den Gleichaltrigen entwickeln, beginnt der Umzug in das „Kinderzimmer“. Dies bedeutet, dass die jungen Tiere tagsüber bei ihrer Mutter sein können und nachts mit den anderen Kälbern im „Kinderzimmer“ schlafen. Im Sommer geht es auf die Weide, wo sich die älteren Kälber bereits immer weniger bei ihrer Mutter aufhalten, sondern lieber untereinander spielen. Ab der zwölften Woche ziehen die Mütter und die Kälber in die Hauptherde um und trennen sich langsam voneinander, weil das Kalb die Außenwelt inzwischen als „interessanter“ betrachtet.
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