Bei Messe Rücken zugekehrt: Kölner Ministranten düpieren Kardinal Woelki

Eigentlich sieht die Rolle des Messdieners keine Unmutsbekundungen vor. Doch rund 150 Jugendliche wollen Kardinal Woelki in Rom nicht mit „Friede, Freude, Eierkuchen“ davonkommen lassen. Während er seine Predigt hält, drehen sie dem umstrittenen Geistlichen einfach den Rücken zu.

Bei einem Gottesdienst des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki in Rom ist es zu einer Protestaktion von Ministranten gekommen. Während der Erzbischof am Montagabend in einer Basilika vor fast 2000 Messdienern aus seiner Diözese die Predigt hielt, drehten sich viele Dutzend von ihnen um und kehrten Woelki den Rücken zu. Das berichteten Kölner Medien, darunter auch das Portal domradio.de, das vom Bildungswerk der Erzdiözese betrieben wird.

Die rund 2000 Ministranten und Ministrantinnen, die sich auf einer Wallfahrt nach Rom und Assisi befanden, waren zur Messe in die Basilika „St. Paul vor den Mauern“ gekommen. Als Woelki dann predigte, standen laut domradio.de 150 bis 200 Jugendliche auf und kehrten dem Erzbischof vor dem Altar den Rücken zu. Die Aktion ist auch auf einem Video zu sehen. Woelki unterbrach dann seine Predigt und wandte sich an die Protestierenden. Danach wurde die Messe fortgesetzt.

Der Kardinal steht wegen seines Umgangs mit Missbrauchsskandalen in Köln schon lange heftig in der Kritik und unter Druck. Sehr viele Katholiken bewerten die Situation in der Domstadt als untragbar. Woelki hatte dem Papst auf dessen Anweisung hin vor Monaten ein Rücktrittsgesuch übermittelt. Vom Oktober 2021 bis März 2022 nahm sich Woelki auf Anweisung des Oberhauptes der katholischen Kirche eine Auszeit. Franziskus entschied bislang nicht über die Zukunft des Erzbischofs; dieser will sein Amt nur bei einer Abberufung aufgeben.

„Ein bisschen schwierig“

Nach dem Vorfall in Rom sagte Woelki bei domradio.de, dass er die Art und den Zeitpunkt des Protestes nicht gut fand. Die Jugendlichen hätten es „sicherlich aus ihrer Perspektive heraus gut gemeint“. Er kritisierte aber, „dass man den Gottesdienst dafür nutzt“ und nannte die Aktion „ein bisschen schwierig“. Schon während der Messe hatte Woelki den jungen Leuten gesagt, dass Jesus den Menschen nie den Rücken zugekehrt habe. „Es ist jetzt so gewesen. Und jetzt müssen wir das so hinnehmen“, bemerkte der 66-Jährige abschließend.

Teilnehmer der Wallfahrt sagten domradio.de, sie wollten nicht, dass der Eindruck entstehe, in Rom sei alles „Friede, Freude, Eierkuchen“. Die Ministranten hätten in der Regel „keine Stimme, keinen Verband“, der für sie sprechen kann. Die Unruhe im Erzbistum habe auch Folgen für die Messdienerarbeit, darauf habe diese Aktion aufmerksam machen wollen. Eine andere Teilnehmerin sagte dagegen, sie habe die Situation als anstrengend empfunden: „Ich habe nie etwas gegen Proteste an sich. Aber meine ganze Gruppe und ich fanden dies dafür den falschen Anlass.“ Die Stimmung sei die ganze Zeit angespannt gewesen, jeder habe gemerkt, dass etwas nicht stimme.

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