„Wir können es uns gar nicht leisten, auf ihn zu verzichten“, so Herrlich.
Es gibt nicht viele Spieler im Kader der Werkself, die eine derart lange Leidensgeschichte hinter sich haben, wie Tin Jedvaj. Im Juli vergangenen Jahres wurde bei ihm mitten in der Vorbereitung auf die laufende Saison ein Haarriss im rechten Schienbein diagnostiziert, den er sich im Training zuzog. Der knapp viermonatigen Zwangspause folgte der lange Weg zurück zu alter Stärke – in kleinen Schritten. Durch den Trainingsrückstand verlor der 22-jährige Defensivmann komplett den Anschluss. Nur in den Winter-Testspielen gegen die Drittligisten Preußen Münster (2:2) und Sportfreunde Lotte (1:1) kam er seither zum Einsatz. Es waren nicht besonders überzeugende Auftritte, was aber angesichts der mangelnden Spielpraxis kaum verwunderlich ist.
Beim Test am Dienstagvormittag gegen den Regionalligisten Rot-Weiß Oberhausen mischte Jedvaj ebenfalls wieder mit – und präsentierte sich dabei in klar aufsteigender Form. 3:1 (2:0) endete die Partie vor rund 300 Zuschauern im Ulrich-Haberland-Stadion. Für Bayer 04 trafen Dominik Kohr (11.), Karim Bellarabi (30.) und U19-Spieler Güven Yalcin (90.). Rafael Garcia erzielte den zwischenzeitlichen 2:1-Anschlusstreffer für die Gäste (84.).
Trainer Heiko Herrlich war angetan von der Leistung des kroatischen Nationalverteidigers, den zuletzt zunehmend stärkere Wechselgerüchte umrankten. Angeblich plane sein Ex-Klub Dinamo Zagreb seine Rückkehr, lautet das aktuellste davon. „Unabhängig vom Test heute gegen Oberhausen können wir es uns gar nicht leisten, auf Tin Jedvaj zu verzichten“, sagt Herrlich. Es ist ein klares Plädoyer für den Verbleib des Defensivmannes – vor allem, nachdem in André Ramalho bereits ein Innenverteidiger im Winter den Verein Richtung RB Salzburg verlassen hat.
Eine „gewisse Unzufriedenheit“ seitens des Kroaten sei angesichts der Situation verständlich, aber: „Er hat jetzt gezeigt, dass er in einer besseren Verfassung als bei den ersten Tests ist – und damit auch wieder näher dran.“ Es sei völlig normal, dass Jedvaj nach so einer langen Pause wieder in seinen Rhythmus finden müsse. „Das war ein guter Auftritt“, resümiert Herrlich, betont aber auch, dass es kaum Gründe für Veränderungen in der Defensive gebe: „Jonathan Tah und Sven Bender spielen eine sehr gute Runde und auch Panagiotis Retsos hat auf jeder Position in der Abwehr seine Leistung gebracht.“ Natürlich hätten diese Spieler die Nase vorn, „aber die spüren jetzt auch, dass da wieder einer ist, der sie ersetzen könnte. Wir brauchen diesen Konkurrenzkampf im Kader.“ Ein Transfer scheint damit vom Tisch – zumindest, wenn es nach dem Trainer geht.
Der als Innen- und Rechtsverteidiger einsetzbare Jedvaj war Anfang 2015 für die kolportierte Ablösesumme von sieben Millionen Euro vom italienischen Erstligisten AS Rom nach Leverkusen gewechselt und bestritt seitdem 70 Pflichtspiele für die Werkself (drei Tore, drei Vorlagen).
Wann genau Jedvaj seine ersten Pflichtspielminuten in dieser Saison im Trikot von Bayer 04 erleben wird, ist ungewiss. Klar ist aber, dass dies nach vielen kleinen Schritten auf dem Weg zu alter Stärke ein großer Sprung nach vorne wäre.
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