Borussias Torschütze Vestergaard – „Es war enttäuschend“


Borussia bleibt in dieser Saison ein Team mit zwei Gesichtern. „Diese Mannschaft ist mir ein Rätsel“, schrieb ein Fan nach dem ernüchternden 1:1 gegen den FSV Mainz 05. Es war ein glücklicher Punkt für die Gladbacher, den sie sich immerhin aufgrund einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit verdienten. Verteidiger Jannik Vestergaard glich mit seinem siebten Tor im Kalenderjahr 2017 die Führung der Mainzer durch Abdou Diallo aus. Beim 0:1 patzte Gladbachs Torhüter Yann Sommer, beim Ausgleich traf Vestergaard nach einer Ecke von Thorgan Hazard – wie beim 3:1 vor einer Woche bei 1899 Hoffenheim. Das war jedoch die einzige Parallele zum starken Auftritt im Kraichgau vor einer Woche.

„So wie das Spiel gelaufen ist, müssen wir heute mit dem Punkt zufrieden sein. Es war überhaupt kein guter Tag von uns. Für die Ansprüche, die wir an uns selbst haben, war das nicht zufriedenstellend. Es war enttäuschend. Mainz ist verdient in Führung gegangen. Wir waren nicht richtig im Spiel, sowohl in der Defensive als auch in der Offensive, wenn wir in Ballbesitz waren. Wir hatten viele Ballverluste und einfache Fehler“, fasste Vestergaard das unbefriedigende Spiel trefflich zusammen.

20 Torschüsse erlaubten die Borussen den Gästen, die mit forschem Anlaufen für viel Unruhe sorgten. „Die Balance stimmte nicht, wir haben dem Gegner zu viele Räume gelassen“, sagte Trainer Dieter Hecking. Borussia tat sich schwer, selbst überhaupt Aktionen in Richtung Gäste-Tor zu produzieren, in den 90 Minuten gab es nur neun Torschüsse. „Wir wollten eigentlich da weiter machen, wo wir in Hoffenheim aufgehört haben. Das haben wir nicht hinbekommen, haben eine ganz schlechte erste Halbzeit gespielt und keine Lösungen im Spiel nach vorne gehabt, haben zu langsam gespielt“, sagte Kapitän Lars Stindl, der sich wie auch Startelf-Rückkehrer Raffael schwer tat, seine Stärken auf den Rasen zu bringen. Zur Halbzeit gab es Pfiffe für die Darbietung der Borussen – zu Recht.

Sommer patzt bei Diallos Kopfballtor

Dass es nur 0:1 zur Pause stand, verdankte Borussia dem Videobeweis. Der half Schiedsrichter Sven Jablonski bei einem Treffer von Levin Öztunali ein Foulspiel an Matthias Ginter zu erkennen und daraufhin das Tor des U21-Nationalspielers zu stornieren. Es wäre das 0:2 gewesen. Glück hatte Stindl, dass sein leichter Kontakt im Strafraum gegen Jean-Philippe Gbamin nicht geahndet wurde.

Auch nach dem Seitenwechsel, als Borussia nach der Einwechslung von Christoph Kramer sortierter spielte und ausglich, hatte Mainz in der Summe die besseren Chancen. „Wir haben versucht, das Spiel zu drehen und sind dann durch einen Standard zum Ausgleich gekommen. Danach haben wir Mainz wieder zu viele Räume gegeben, in die sie kontern konnten. Dadurch hatte man das Gefühl, dass Mainz näher am zweiten Tor ist. Das ist für uns sehr ärgerlich. Wir hatten uns das anders vorgestellt, müssen jetzt aber mit dem Punkt leben“, sagte Hecking.

Borussia hat im eigenen Stadion Probleme

„Wir haben nicht das gezeigt, was wir können. Es scheint, dass wir uns im Moment auswärts leichter tun als zu Hause, dass wir uns zu Hause sehr viel Druck machen und unbedingt gewinnen wollen. Das hemmt uns momentan aber. Deswegen ist nicht die Leichtigkeit da wie auswärts. Es fällt uns schwer, den Druck zu entfachen, den wir gern entfachen wollen“, sagte Sportdirektor Max Eberl.

Fotos: Mainzer Torwart Zentner spielt Phantomball

Die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsauftritten ist frappierend. Die letzten drei Auswärtspflichtspiele wurden gewonnen, daheim gab es das 1:5 gegen Leverkusen und nun das Unentschieden gegen die Mainzer. Es waren bereits die Punkte sieben und acht, die Borussia im eigenen Stadion nicht holte. Damit sind die acht in der Fremde eroberten Punkte nur zum Kontoausgleich gut, statt damit richtig ins Plus zu kommen. Dass es im nächsten Heimspiel anders wird, ist zumindest fraglich. Denn dann geht es gegen die Bayern. Nach der Länderspielpause ist zuvor aber das Auswärtsspiel in Berlin. Da ist der Druck da, zu punkten.

Das Mainz-Spiel war nach dem sachlichen Pokalerfolg in Düsseldorf und dem beachtlichen Auftritt gegen Hoffenheim ein echter Stimmungskiller. „Um einen großen Schritt nach vorn zu machen, hätten wir gewinnen müssen. Aber das hätten wir nicht verdient gehabt“, sagte Stindl. Er war auch die skurrilste Szene des Spiels verwickelt. Der Mainzer Torwart Robin Zentner, der den Elfmeterpunkt für den Ball hielt und ein „Luftloch für die Ewigkeit“ („Kicker“) schlug. „Ich gucke, wen ich anspielen kann und sehe wahrscheinlich unten im Augenwinkel was Weißes und denke, das ist der Ball. Dann spür ich keinen Widerstand“, beschrieb Zentner die Szene. Stindl eilte herbei, um das zu nutzen. „Als ich gemerkt habe, dass er die Orientierung verloren hat, habe ich versucht, noch dazwischen zu stochern – aber er ist noch rechtzeitig zum Ball gekommen“, sagte der Nationalspieler.

Das passte zum Gesamteindruck: Es war nicht der Tag der Borussen. Selbst dieses Geschenk konnten sie nicht nutzen. So bleibt die einzige Konstante der Gladbacher die fehlende Konstanz.

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