Haare nicht schwarz genug: Brünetter Teenager fliegt in Japan von Schule


Eine junge Frau färbt sich jahrelang die Haare schwarz, um nicht gegen die Schulordnung zu verstoßen. Am Ende sind die Haare trotzdem zu hell – sie wird der Schule verwiesen. Jetzt klagt sie die Schule an. Die ist mit ihren absurden Regeln in Japan kein Einzelfall.

In der Schulverordnung sind schwarze Haare vorgeschrieben – deswegen hat eine japanische Schülerin ihre naturbraunen Haare wiederholt färben müssen. Nun hat die 18-Jährige ihre Schule verklagt, wie ein Sprecher der Präfektur Osaka am Freitag sagte. Die Schülerin fordert 2,2 Millionen Yen (rund 16.600 Euro) Schadensersatz.

Medienberichten zufolge hatte die Schulleitung dem Mädchen zu verstehen gegeben, dass sogar „ein blonder Austauschschüler seine Haare schwarz färben müsste“, um die Schulregeln nicht zu verletzen. Deswegen färbte die Schülerin ihre braunen Haare immer wieder schwarz, wie die japanische Tageszeitung „Asahi Shimbun“ berichtete.

Den Lehrern war das offenbar nicht genug: Der Teenager wurde letztendlich der Schule verwiesen. Seit September des vergangenen Jahres hat die 18-Jährige nicht mehr am Unterricht teilgenommen. Die Betroffene geht nun gerichtlich gegen ihre Schule vor. Sie beklagt unter anderem, durch das ständige Färben ihrer Haare sei sogar ihre Kopfhaut beschädigt worden.

Braunes Haar wird häufig als rebellische Geste verstanden, schwarzes Haar steht in Japan für Tradition.

Ironischerweise soll die unbedingte Vorschrift zu schwarzem Haar an der Kaifukan High School sowie an vielen anderen japanischen Schulen gerade dazu dienen, das Färben der Haare zu unterbinden. Der japanische Blogger und Autor Yuta Aoki vermutet hinter solchen absurden Regeln jedoch andere Gründe: Es sei in Wahrheit nicht verboten, sich die Haare zu färben, sondern kein schwarzes Haar zu haben, schreibt er in seinem Blog. Dahinter stecke eine diskriminierende Haltung gegenüber allen Menschen mit nicht typisch-japanischem Äußeren. Schüler und Schülerinnen mit zu lockigem Haar hätten demnach dasselbe Problem.

Strenge Disziplin gilt als gute Werbung für Bildungseinrichtungen

Junge Menschen mit gefärbtem Haar würden überdies nicht nur von der Schule ausgeschlossen, sondern hätten später auch Probleme, einen Job zu bekommen oder eine Wohnung zu mieten. Laut eines Berichts der New York Times fingen Mitte der 90er Jahre in Japan immer mehr Menschen an, sich die Haare zu bleichen oder zu färben. Seitdem gelte das „teebraune“ Haar als verwegen, informell – ein Zeichen der Rebellion. Schwarzes Haar hingegen sei ein Indiz für Ernsthaftigkeit und Konvention.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass japanische Schulen ihre Schüler mit so pedantischen Regelkatalogen zur Ordnung rufen: Strenge Disziplin funktioniere in Japan als gute Publicity für eine Bildungseinrichtung. Aufgrund der stagnierenden Geburtenrate werde verstärkt um Schüler und Studierende geworben, so ein Bericht des Nachrichtensenders BBC.

Die Listen dieser Regeln beschränken sich jedoch nicht auf Haarfarbe und Frisur. Viele Bildungseinrichtungen schreiben ihren Schülern vor, wie sie sich zu kleiden und zu schminken haben. Andere verbieten jeglichen Schmuck oder gar das Zupfen der Augenbrauen. Mittlerweile müssen Schüler mit hellerem Haar an über der Hälfte der Schulen in Japan Kinderfotos von sich vorlegen. Diese sollen beweisen, dass die Farbe natürlich ist und einer ungerechtfertigten Bestrafung vorbeugen.



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