Zehn Dinge, die wir als Eltern niemals tun oder sagen wollten

Jede Generation will Kindererziehung besser machen als die vorangegangene. Doch sobald man selbst Nachwuchs hat, bröckeln die besten pädagogischen Vorsätze und es dauert nicht lange, bis liebende Mütter und Väter selbst zu Erziehungs-Monstern werden. Hier eine kleine Auswahl:

1. Durchgreifen mit der „Wenn-Dann-Methode“

Es gibt wohl kaum ein Elternpaar, das während der jahrelangen Hege und Pflege seiner Brut ohne kleinere Erpressungen auskommt. Wenn Papa und Mama in einer Sackgasse stecken und Argumente oder Überredungskünste bei ihren Kindern nichts mehr bewirken, werden unliebsame Konsequenzen angedroht.

„Wenn du dein Zimmer nicht endlich aufräumst, darfst du drei Tage nicht am Computer spielen!“ oder „Mach jetzt deine Hausaufgaben, sonst darfst du nicht auf den Bolzplatz zu deinen Kumpels!“ Bei manchen Kindern zeigt das Wirkung.

Ein besonderes Gewicht bekommt diese Erziehungsmaßnahme regelmäßig in der Weihnachtszeit. Hier greifen Eltern zur Variante: „Wenn du nicht lieb bist, dann bringt das Christkind keine Geschenke.“

2. Bis Drei zählen

In die Kategorie „Ein bisschen Druck hat noch keinem geschadet“ gehört auch die Zählmethode: Mit grimmigem Unterton zählen Eltern bis drei, wenn der Sprössling nicht so spurt, wie es der hektische Familienalltag verlangt. Dieser „Count-up“ wird auch gerne in Halb- und Viertelschritten zelebriert.

Das Ultimatum wirkt allerdings eher bei jüngeren Kindern. Spätestens wenn sie in der weiterführenden Schule sind, wird es ein stumpfes Schwert – es sei denn, die ganze Aktion wird mit einem „Wenn-Dann“ verknüpft.

3. Mit kleinen Bestechungen gefügig machen

Ebenfalls ein pädagogisches Tabu sind für die meisten Eltern Bestechungsversuche. Und doch gibt es sie jeden Tag: Zuhause, im Supermarkt oder auf Reisen. Sie kommen beispielsweise als leckeres Eis daher, um ein fünfjähriges tobendes Rumpelstilzchen beim Einkaufen gefügig zu machen oder als Fast-Food, um eine lange, nervige Autofahrt mit Kindern erträglicher zu gestalten.

Bei Teenagern kann die Aussicht auf einen großzügigen Shoppingtrip verhindern, dass die nächste Mathe-Klausur in den Sand gesetzt wird.

4. Notlügen sind bequem

Auf der Liste vieler Mütter und Väter steht auch der gute Vorsatz: „Ich lüge mein Kind nicht an“. Doch die Realität ist eine andere. Es geht meist nicht um große Lügen, sondern um kleine Unwahrheiten, mit denen Eltern sich durchmogeln wollen. Taktisch klug vermeiden sie auf diese Weise Diskussionen und Gezeter mit dem Nachwuchs.

So lassen sich beispielsweise gerade jüngere Quengler, die unbedingt etwas Leckeres im Supermarkt haben wollen, manchmal mit der Notlüge beruhigen, dass Mama nicht genug Geld dabei hat.

Geschönte Halbwahrheiten bekommen auch Jugendliche zu hören, und zwar, wenn sie beispielsweise detailliert nach dem früheren schulischen Engagement von Mama und Papa fragen oder Genaueres über deren erste sexuelle Erfahrungen, ihre ersten Kontakte mit Alkohol oder anderen Rauschmitteln wissen wollen. Eltern wollen in diesem Fall lieber als leuchtende Vorbilder dastehen und nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau.

5. Wut statt Gelassenheit

Wer kennt ihn nicht, den festen Vorsatz, immer Geduld, Ruhe und Kontrolle zu wahren. Doch mal ehrlich: Welche Mütter und Väter schaffen es, im Laufe ihrer jahrelangen erzieherischen Tätigkeit stets ruhig und souverän zu bleiben?

Im Zusammenleben mit dem trotzigen Dreijährigen oder dem rebellischen 15-jährigen „Pubertier“ gibt es unzählige Situationen, in denen die Erwachsenen mit ihrem Latein am Ende sind. Eltern sind eben auch nur Menschen, und wenn die Nerven angesichts unermüdlicher Mini-Diktatoren mal wieder blank liegen, müssen sie Dampf aus dem Kessel lassen.

6. Den Nachwuchs ungefragt zur Schau stellen

Dass Eltern ihre Kinder achten und sie in jeder Lebenslage beschützen, ist eigentlich selbstverständlich. Dazu sollte auch gehören, seine Sprösslinge nicht bloß zu stellen oder vorzuführen. Diesen moralischen Grundsatz würden wohl die meisten blind unterschreiben.

Und dennoch haben seit einiger Zeit Videos Konjunktur, die Eltern von ihren Kindern in vermeintlich lustigen Situationen aufnehmen und dann zur Freude anderer auf sozialen Plattformen veröffentlichen. „Public Shaming“ wird dieser Trend in den USA genannt: Zu den bekanntesten Beispielen mit mehr als 130 Millionen Klicks auf Youtube zählt „David after the Dentist“. in diesem Video wird ein etwa Sechsjähriger gezeigt, der nach einer Narkose beim Zahnarzt noch benommen ist und wirres Zeug redet.

Mehr als 830 Millionen Mal wollten Neugierige den kleinen Charlie sehen, der von seinem jüngeren Bruder in den Finger gebissen wird. Das ist zwar putzig anzusehen – aber will Charlie sich selbst in zehn Jahren in diesem Video im Netz wiederfinden? Das Internet vergisst nichts. Es handelt sich um nichts anderes als öffentliches Zur-Schau-Stellen durch die Eltern.

7. Glotze als Babysitter

Ein weiteres erzieherisches Unding ist der Einsatz von Fernsehern und anderen Flimmerkisten als praktischer Babysitter. Das Kind vor der Glotze oder dem Computer zu parken, ist zwar für viele Eltern ein No-Go, dennoch wählen fast alle diese Option hin und wieder.

Gerade Eltern von kleinen Kindern wissen, dass sie sonst keine Chance haben, in Ruhe ein wichtiges Telefonat zu führen oder ohne Hintergrundgebrüll kurz unter die Dusche zu springen.

8. Gemeinsames Familien-Schlaflager

Einen besonderen Stellenwert bei vorbildlichen Erziehungsprinzipien haben die Schlafgewohnheiten unserer Sprösslinge. Schon Babys sollten von Geburt an im eigenen Bettchen einschlafen und selig durchschlummern. Zahlreiche Ratgeber dazu füllen ganze Buchhandlungsregale.

Dabei praktizieren viele junge Mütter und Väter genau das Gegenteil von dem, was in den schlauen Büchern empfohlen wird. Sie folgen, ohne es vor anderen vorbildlichen Eltern an die große Glocke zu hängen, ihrem Bauchgefühl oder ihrer Müdigkeit und stellen den Schlaf-Modus auf gemeinsames, gemütliches Familienschlummern im großen Bett um.

9. Hygienemaßnahmen mit Mamas Spucke

In die Rubrik „Igitt“ gehören schnelle Reinigungsarbeiten beim Nachwuchs mit elterlichem Speichel. Fast jeder hat das als Kind am eigenen Leib erfahren müssen und wollte das garantiert nie bei der eigenen Brut machen.

Doch kaum ist man selbst verantwortlich für kleine Schmuddel-Monster, nutzt man fast reflexartig diese praktische Art der Hygiene – manchmal mit Unterstützung eines Taschentuchs – um Schokospuren oder Matschspritzer von der dreckigen Kinderhaut zu wischen.

10. Baby-Blabla sprechen

Früher fanden wir „dutzi dutzi“ gurrende Omas furchtbar peinlich. Niemals wollten wir so dümmlich mit Kindern sprechen. Doch beginnen unsere eigenen Knirpse mit ihren ersten Sprechversuchen, können wir es uns nicht verkneifen, die putzigen Wortkreationen verzückt zu wiederholen. Die Folge: Eine schleichende Übernahme des Baby-Talks. Nie wieder werden wir das Wort „Brokkoli“ normal aussprechen. Bis ans Ende unseres Lebens essen wir nur noch „Gogoli“, das klingt doch sooo niedlich. Und unsere längst dem Babyalter entwachsenen Kinder rollen genervt mit den Augen.

Ebenfalls in die Kategorie Sprachmutation gehört die Gewohnheit von Eltern, sich gegenseitig nicht mehr mit Vornamen, sondern nur noch mit „Papa“ oder „Mama“ anzusprechen. Fragt man junge Paare, die noch keine Familie gegründet haben, gehört diese Umbenennung bei den meisten zu einem weiteren pädagogischen Unding. Aber wer weiß – in einigen Jahren werden sie vielleicht schon anders darüber denken.

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