Wir Scheibenwischer

Immer wieder aufs Neue sind Eltern überrascht, wie selbstverständlich ihre Kinder schon in jungen Jahren auf Smartphones herumwischen. Wie sie ein Tablet bedienen können, ohne dass es ihnen jemand erklärt hat. Wie normal die Technik für sie ist. Kinder und Jugendliche verstehen mehr von Programmen und Geräten als die Erwachsenen, so der Eindruck.

Eine neue Studie aus Großbritannien zeigt jetzt: Es ist mehr als ein Eindruck. Der durchschnittliche Sechsjährige kennt sich mit digitaler Technologie besser aus als ein typischer 45-Jähriger, zu diesem Schluss kommt die britische Medienaufsichtsbehörde Office of Communications (Ofcom). Sie ließ für den der „Guardian“.

Hier die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • Wer nach dem Jahrtausendwechsel geboren ist, hat ein vollkommen anderes Kommunikationsverhalten entwickelt als frühere Generationen und nutzt Medien anders.
  • Das Telefon nutzen Kinder und Jugendliche immer seltener zum Telefonieren. Mehr als 90 Prozent der Zeit, die sie das Gerät nutzen, verbringen sie damit, SMS zu schreiben, Fotos und Videos zu verschicken, zu chatten und „Likes“ in sozialen Netzwerken zu verteilen. Die Autoren der Studie formulieren es sehr zugespitzt so: „Die Millenniumsgeneration verliert ihre Stimme.“
  • E-Mails werden immer unwichtiger. Während Erwachsene ihre „Gadgettime“ zu gut einem Drittel mit E-Mails verbringen, machen das bei den Kindern nur zwei Prozent.
  • Kinder und Jugendliche sehen anders fern als Erwachsene – und insgesamt wird weniger ferngesehen. Zum ersten Mal seit fünf Jahren ist die durchschnittliche tägliche TV-Zeit gesunken, wenn auch nur um zehn Minuten auf 3 Stunden und 52 Minuten. Die Jugend entscheidet sich häufiger dafür, Filme und Serien zu streamen, und macht sich so unabhängig vom Fernsehprogramm.
  • Nicht nur Teenager, auch Erwachsene verbringen mehr Zeit mit Medienkonsum und Kommunikationstechnik als sie schlafen, nämlich 8 Stunden und 41 Minuten. Der Brite schläft im Durchschnitt lediglich 8 Stunden und 21 Minuten.

Viele Ergebnisse beruhen auf Selbsteinschätzungen der Befragten, auf ihren Kenntnissen und ihrem Selbstvertrauen, was den Umgang mit digitaler Technik angeht. Die Studienautoren haben aus den Angaben einen „Digitalquotienten“ (DQ) errechnet, der im Schnitt bei 100 liegt. Sechs- und Siebenjährige sind (oder fühlen sich) mit einem DQ von 98 kompetenter als 45- bis 49-Jährige mit einem DQ von 96. Den meisten technischen Sachverstand haben demnach die 14- und 15-Jährigen mit einem DQ von 113.

Zur Erklärung führen die Autoren unter anderem an, dass Kinder und Jugendliche mit Breitband-Internetanschlüssen aufwachsen und dauernd mit der Technik zu tun haben.

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