Werde ich einen guten Job haben? Werde ich überhaupt einen Job haben? Werde ich ein Leben ohne finanzielle Sorgen führen können? Fast alle jungen Menschen stellen sich diese Fragen. Wer noch zur Schule geht, eine Ausbildung macht, studiert oder sich mit Nebenjobs über Wasser hält, kann zwar Wege ebnen – doch Garantien oder Vorhersagen gibt es nicht.
Was Sozialwissenschaftler jedoch zu messen versuchen, ist ein kollektives Grundgefühl: Blickt eine Generation gelassen und zuversichtlich in die Zukunft oder hat sie Angst? Soziologen wissen, dass dieses – häufig diffuse – Grundgefühl Entscheidungen beeinflussen kann; ob jemand etwas riskiert oder eher auf die sichere Variante setzt zum Beispiel. Beeinflusst wird der Blick junger Menschen auf die Zukunft offenbar stark von den wirtschaftlichen Bedingungen in ihrem Heimatland.
Das zeigen die Ergebnisse einer Studie unter 6000 Menschen zwischen 18 und 30 Jahren in den sechs europäischen Ländern Deutschland, Großbritannien, Italien, Niederlande, Spanien und der Tschechischen Republik. Das Meinungsforschungsinstitut YouGov hat die Umfrage „Talking about a Revolution: Europe’s Young Generation on Their Opportunities in a Digitised World“ im Auftrag des Vodafone Instituts für Gesellschaft und Kommunikation durchgeführt. Panelumfragen wie diese sind nach wissenschaftlichen Kriterien nicht repräsentativ, die Befragten werden nicht zufällig ausgewählt, und ihre Teilnahme wird honoriert.
Der Umfrage zufolge blicken junge Deutsche optimistischer in die Zukunft als ihre Altersgenossen in den Vergleichsländern: So gehen 43 Prozent der befragten Deutschen davon aus, dass sie in Bezug auf ihr Einkommenund ihren Lebensstandard ein besseres Leben als die Generation ihrer Eltern haben werden.
Dass nicht einmal jeder Zweite so denkt, dürfte Gesellschaftsforschern und Politikern Sorgen bereiten – andererseits sieht es in Spanien und Italien im Vergleich noch düsterer aus: Dort sind nur 29 beziehungsweise 23 Prozent der 18- bis 30-Jährigen zuversichtlich. In Großbritannien sind 33 Prozent optimistisch, in der Tschechischen Republik 39 Prozent und in Dänemark 42 Prozent. Die Ergebnisse decken sich mit der Annahme, dass sich die wirtschaftliche Lage auf die Einstellung auswirkt: In den von der Millionen Jugendliche ohne Arbeitsplatz.
Diese Einstellungen spiegeln sich auch in den Antworten auf die Frage nach den angenommenen Jobaussichten nach dem Studium
wider: In Deutschland sind 73 Prozent der Meinung, dass sie nach ihrer Ausbildung oder ihrem Studium einen Job in ihrem Bereich finden werden – so viele wie in keinem anderen der untersuchten Länder. In Bezug auf alle Lebensbereiche sind die jungen Dänen am hoffnungsfrohsten: 71 Prozent bewerten ihre Zukunft insgesamt positiv, in Deutschland sind es 66 Prozent, Schlusslichter bilden erneut Spanien mit 49 Prozent und Italien mit lediglich 41 Prozent.
Weitere Ergebnisse im Überblick:
- Junge Spanier und Italiener können sich mehr als andere vorstellen, ein eigenes Unternehmen zu gründen oder in einer frisch gegründeten Firma zu arbeiten. Als einen wichtigen Grund nannten sie die schwierige Arbeitsmarktsituation – in diesem Fall sorgt Angst für eine höhere Risikobereitschaft oder das Gefühl, dass es ohnehin nichts mehr zu verlieren gibt. Junge Deutsche haben weniger Lust, sich selbstständig zu machen, sie fürchten vor allem zu viel Arbeit (46 Prozent) und eine gestörte Work-Life-Balance (43 Prozent).
- Für mehr als die Hälfte der berufstätigen jungen Deutschen zwischen 18 und 30 Jahren war der Hauptgrund dafür, dass sie ihren aktuellen Job gewählt haben, das Interesse an der Tätigkeit (56 Prozent) – für nur 33 Prozent war die Bezahlung der Hauptgrund. Dieser Punkt wurde übrigens auch in den Krisenländern Spanien und Italien am häufigsten genannt.
- Auslandserfahrung hat ungefähr jeder fünfte junge Erwachsene, mit 17 Prozent haben die Dänen am seltensten und mit 25 Prozent die Deutschen am häufigsten schon mal im Ausland gelebt. Allerdings: Nur 1,3 Prozent der Befragten sind bisher wegen eines Jobs ins Ausland gegangen. Der Aussage „Ich plane, ins Ausland zu gehen, weil dort die Jobchancen besser sind“ stimmen insbesondere junge Italiener (61 Prozent), Spanier (58 Prozent) und Tschechen (42 Prozent) zu. Nur 27 Prozent der befragten jungen Deutschen ziehen einen Umzug ins Ausland aus diesen Gründen in Erwägung.
- 83 Prozent der deutschen Befragten sagen, dass digitale Technologien ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens sind. Doch ungefähr jeder Dritte sieht darin auch Gefahren: 76 Prozent fürchten ein steigendes Stresslevel durch die zunehmende Digitalisierung, 74 Prozent haben Angst vor der Verletzung ihrer Privatsphäre. Die wenigsten jungen Menschen in den sechs befragten Ländern gehen davon aus, dass die Digitalisierung Jobs schafft, vielmehr sehen einige von ihnen durch diesen Prozess Arbeitsplätze bedroht.
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