Jugend Rettet wehrt sich gegen den Vorwurf, bei der Aufnahme von Flüchtlingen im Mittelmeer mit Schleppern zu kollaborieren. Die deutsche NGO beschuldigt vielmehr die rechte Identitäre Bewegung, angebliche Beweise fingiert zu haben.
Die deutsche Hilfsorganisation „Jugend Rettet“ sieht sich als Opfer rechter Bewegungen. Die Vorwürfe, auf dem Mittelmeer bei der Rettung von Migranten mit Schleppern zusammengearbeitet zu haben, erklärte die NGO auf Sizilien nicht nur für unwahr. Vielmehr hätten Personen mit Verbindungen zur rechten Identitären Bewegung den italienischen Behörden einen Anfangsverdacht geliefert.
„Es sind gerade Ermittlungen im Gang, die Unregelmäßigkeiten aufweisen“, sagte der italienische Anwalt der NGO, Leonardo Marino. Beweismittel der Polizei versuchte die Organisation vor Journalisten in Trapani an der Westküste Siziliens zu entkräften. Ein Beispiel: Im Juni 2017 hatte ein verdeckter Ermittler an Bord eines anderen Rettungsschiffs der NGO Save the Children vermeintliche Beweise gesammelt. Auf einem Foto ist ein Holzkahn zu sehen, der angeblich von den Freiwilligen zurück in libysche Gewässer gezogen wurde – offenbar, um damit später wieder Migranten in Richtung Europa zu schicken.
Jugend Rettet erklärte, angewiesen worden zu sein, aus Sicherheitsgründen das leere Boot während eines Einsatzes aus dem Weg zu räumen. Überhaupt sei es gar nicht möglich, ein Holzboot auf diese Weise bis an die libysche Küste zu schleppen. Entweder, die italienischen Ermittler hätten „schlampig“ gearbeitet oder es solle der Eindruck erweckt werden, dass Jugend Rettet und andere Hilfsorganisationen auf dem Mittelmeer Hand in Hand mit den Schleppern arbeiteten, sagte Adrian Knöpfel, der sich bei Jugend Rettet um rechtliche Belange kümmert.
Beweise gefälscht?
Nicht nur die Fotos, auch die Logbucheinträge, die als Beweise gegen die Organisation angeführt werden, seien „völlig aus dem Kontext gerissen“ sowie „instrumentalisiert und bewusst auf erschreckende Weise falsch ausgelegt“ worden, sagte der Sprecher der NGO, Philipp Külker. Die Aussagen der zwei Zeugen, die Jugend Rettet dem rechten Milieu zuordnet und die dem italienischen Auslandsgeheimdienst „Unregelmäßigkeiten“ bei Jugend Rettet gemeldet hatten, widersprächen sich, sagte Rechtsanwalt Marino. Es sei „merkwürdig“, dass Ermittlungen auf so einer Grundlage in Gang gesetzt worden seien.
Seit das Rettungsschiff „Iuventa“ nun vor Anker in Trapani liegt, konnte Jugend Rettet ihre Mission nicht mehr fortsetzen. Es war im August von den italienischen Behörden auf Lampedusa durchsucht und konfisziert worden. Am Dienstag legte Jugend Rettet Einspruch gegen die Beschlagnahme ein. Wann das Gericht eine Entscheidung verkündet, ist unklar. Bisher gibt es noch keine Anklage – weder gegen die Organisation, noch gegen einzelne Mitglieder.
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