Warum tust du dir das freiwillig an? Dies ist oft die erste Reaktion von Männern auf Frauen im Militär“, meint Pascal Muggensturm, der seit zweieinhalb Jahren als Kommandant die Informatikschule 61 in Frauenfeld in der Schweiz leitet. Heute steht er mit seiner Ausgangsuniform auf der Bühne im Casino Frauenfeld, wo er Männer und Frauen zu Unteroffizieren und Unteroffizierinnen erhebt. Larissa Stadler macht mit ihrer farbig bestickten Bluse und den Bluejeans einen lockeren Eindruck. Sie gehört mit ihren 25 Jahren bereits zur Führungsstaffel der Infanterie. „In den ersten drei Wochen gehört diese Frage schon zum Alltag einer militärdienstleistenden Frau. Irgendwann hat man es auch satt, darauf zu antworten.“ Sie lächelt verschmitzt. Seit 1903 kann man sich als Frau beim Roten Kreuz engagieren, und seit 1939 gibt es den Frauendienst, den Vorreiter des Militärdienstes für Frauen. Doch erst seit 2004 sind alle militärischen Funktionen für Frauen frei zugänglich. In der Schweizer Gesamtarmee beträgt der Frauenanteil laut Statista etwa 1 Prozent.
Mental noch zu weit von ihnen entfernt
Während in einem Café die Kaffeemaschine zischt, dudelt aus den Lautsprechern leise Musik. Stadler sagt: „Leider haben viele Frauen Angst, ins Militär zu gehen. Grund dafür sind die vielen Männer oder schlicht die Angst, die einzige zu sein. Bei den Besuchstagen finde ich es immer wieder schön, wenn kleine Mädchen kommen und unsere Soldatinnen sehen. Sie sehen, dass wir auch Dienst leisten können.“ Auch Muggensturm bedauert, dass sich so wenige Frauen für das Militär entscheiden. „Ich denke, es ist auch so, dass das Militär mental noch zu weit von den Frauen entfernt ist. Viele können sich nicht mit der Rolle beim Militär identifizieren.“ Das Militär hingegen ist daran interessiert, die Frauenquote zu erhöhen. Das hätte diverse Vorteile, etwa bei Abstimmungen. „Momentan ist es so, dass das Militär bei sicherheitspolitischen Abstimmungen nur circa 50 Prozent der Bevölkerung erreichen kann“, sagt Muggensturm beim Apéro zur Brevetierungsfeier. „Gäbe es mehr dienstleistende Frauen, könnte man auch in der Politik mehr für das Militär tun.“ Larissa Stadler zögert kurz: „Grundsätzlich haben wir in der Schweiz ein Milizsystem, das Militär wird nebenberuflich und nicht hauptberuflich ausgeführt, das heißt, alle Leute, die zu uns kommen, verfügen schon über bestimmte Fähigkeiten, wir müssen für sie nur den richtigen Platz finden. Wäre die Frauenquote höher, würde anders an gewisse Probleme herangegangen werden. Es könnte sein, dass sich auch die Kriegsführung verändern würde.“ Die Aufnahme von Frauen in die Armee ist wie folgt aufgebaut. Wenn eine Frau sich zur Rekrutierung stellt, gelten für sie die gleichen Bedingungen wie für Männer. Sie müssen gleich viele Sportpunkte erreichen wie die Männer, um eine entsprechende Funktion erfüllen zu können. Anders verhält es sich bei den Sportabzeichen, hier sind die Anforderungen den Geschlechtern angepasst.
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