Lässige Kleidung und eine Frisur, die ein wenig beängstigend ist. Viel Alkohol und Zigarettenrauch. Punks stellen sich außerhalb des Systems und sind bereit, die Konsequenzen dafür in Kauf zu nehmen. Punks sind in der Ukraine in ständiger Konfrontation mit der Polizei. Sie leben in einer Kultur mit Graffiti und Musik und haben ihre eigene Ideologie. In letzter Zeit hat sich die Situation für sie jedoch drastisch verändert, und zwar definitiv nicht in Richtung des pazifistischen Teils dieser Nonkonformisten, die sich im Allgemeinen gegen militaristische Strukturen aussprechen. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat das Leben aller verändert, einschließlich der Gedanken der Punks in Bezug auf das Militär. Viele von ihnen sind in den ukrainischen Streitkräften, um ihre Heimat zu verteidigen, während andere sie unterstützen, indem sie Geld und lebenswichtige Güter sammeln.
„Früher hatte ich Millionen Ausreden“
Wie konnte es geschehen, dass Menschen mit einem weißen „A“ in einer schwarzen Flagge, die staatliche Institutionen insgesamt ablehnen, als Freiwillige mit Waffen in der Hand kämpfen, um die Souveränität der Ukraine zu verteidigen? Ein 19-jähriger Ukrainer aus Lemberg (der Name ist der Redaktion bekannt) versuchte sich von der staatlichen Ordnung zu distanzieren, doch fand er sich letztlich in den Reihen der Verteidiger wieder. Die Waffenbrüder nennen diesen Jungen „Punk“. „Ich habe meine Zukunft nie in militaristischen Strukturen gesehen, und diese Meinung über den Militärdienst in Friedenszeiten habe ich bis heute beibehalten“, sagt er während seines kurzen Urlaubs, als er ein paar Tage nach Hause darf. Er reinigt sein Gewehr mit einem Stück Stofffetzen vom Schmutz. Trotz seiner Einstellung zum Wehrdienst, die sich mit seiner Selbstwahrnehmung als Nonkonformist im Alter von 15 Jahren entwickelt hatte, zögerte er nicht bei seiner Entscheidung. „Früher hatte ich Millionen Ausreden, um mich vor der Wehrpflicht zu drücken. Ich konnte nicht untätig sein, während um mich herum solch ein Grauen geschieht.“ Punk teilt seine Eindrücke vom Leben an der Front: „Der Krieg und der Militärdienst haben viele meiner Stereotypen über die Armee zerstreut, aber meine Einstellung zur Armee hat sich praktisch nicht geändert.“ Er gibt sich individualistisch. Auf seiner Kleidung trägt er Aufnäher mit Piratenschädeln, sein langes Haar ist nachlässig unter dem Helm verborgen. Sein Lächeln erinnert ein wenig an junge Jesusdarstellungen. Deshalb erhielt er unter seinesgleichen in Lemberg den Spitznamen „Jesus“.
Bis dahin hilft der 19-Jährige ehrenamtlich
Nicht alle sind grundsätzlich gegen den Militärdienst. Lew Sanytsch zum Beispiel aus der Stadt Kamjanske, die zur Sowjetzeit Dniprodserschynsk hieß, ist ebenfalls 19 Jahre alt und Punk, seit er 13 ist. Seine unkonventionelle Entwicklung verlief ohne Streitigkeiten, obwohl es auch Momente gab, die in seinem Gedächtnis eine Abneigung gegen die Polizei prägten. Der junge Nonkonformist hat den Militärstrukturen im Allgemeinen und dem Beruf des Soldaten eher eine neutrale bis positive Einstellung gegenüber. „Wenn es in der Familie Berufssoldaten gibt und der eigene Vater ehemaliger Zollmilizionär und Militärverbindungsoffizier im Ruhestand ist, dann ist es schwierig, sich der Militärpflicht zu widersetzen“, sagt Sanytsch. Nach Beginn des Krieges wollte er genauso wie viele andere Freiwillige sein Land verteidigen, aber familiäre Umstände haben seine Entscheidung verändert: „Ich muss mich zu Hause um meinen älteren Bruder kümmern, der aufgrund seiner Schwerbehinderung pflegebedürftig ist. Doch sollte sich die Möglichkeit ergeben, möchte ich zum Dienst, aber bis dahin bin ich ehrenamtlich tätig. Ich sammle Spenden, besorge die Dinge, die die Soldaten benötigen, und kümmere mich darum, dass sie die Sachen auch schnell bekommen.“ Der junge „Jesus“ sagte einmal: „Punk ist ein Stigma, ihn zu verlassen bedeutet, für sich selbst und andere zu sterben.“
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