Ivo Boscarol, Flugzeugpionier


Pipistrellus pipistrellus ist der wissenschaftliche Name der Zwergfledermaus. Weltweit gehören rund 35 Arten dazu. Und Pipistrel hat es weit gebracht, ist durch alle Klima­zonen rund um den Erdball geflogen, über die Antarktis, den Nordpol und den Mount Everest. Oft ist es etwas Kleines, das große Bedeutung hat. Und oft sind es bescheidene Menschen, die große Dinge tun. So wie bei Pipistrel aus Slowenien. Die Firmengruppe ist eigenen Angaben zufolge weltweit führend in der Entwicklung von Ultraleichtflugzeugen mit Elektroantrieb. Ihr geistiger Vater ist Ivo Boscarol, ein rast­loser Tüftler. Mehr als 130 Preise hat er gewonnen und wurde von der Vereinigung der slowenischen Manager mit dem „Lifetime Achievement Award“ ausgezeichnet. Wir treffen ihn in der Firmenzentrale in Ajdovščina im Westen Sloweniens.

3.000 Pipistrel-Flugzeuge in 120 Ländern

Ein großes Gebäude mit viel Glas und viel Licht. Die Firma ist stolz darauf, ihren Energiebedarf vollständig über Solarpanele zu decken. Die Büros sind durch Glaswände vom Korridor getrennt. So kann man Boscarol bei der Arbeit zusehen. Der hagere, groß gewachsene Mann beendet eine E-Mail und sagt: „In meiner Jugend hatte ich Probleme mit den Lehrern und mit mir selbst, hatte schlechte Noten.“ Der Vater einer erwachsenen Tochter fährt fort: „Irgendwann aber kam ich an Computer, die mich faszinierten, dann hatte ich auch großes Interesse am Fotografieren. Meine Mutter sagte mal: ‚Warum kannst du nicht wie die anderen sein?‘“ Die Eltern sind seine Vorbilder geworden, „mein Vater für das technische Interesse, meine Mutter, was das Kaufmännische angeht. Vor allem aber haben sie mir beigebracht, hart und ausdauernd zu arbeiten. Nur dadurch kann man auch das Geschäftsleben, seine Partner und vor allem seine Angestellten respektieren.“

Pipistrel ist das Produkt von langjäh­riger, unermüdlicher Arbeit. „In meiner Jugend im damaligen Jugoslawien war es schwierig, eine Pilotenlizenz zu erhalten“, sagt Boscarol. „Und es war schwierig, mit einem nicht registrierten Gleitschirm zu fliegen. Damals schon schlief ich sehr wenig und bin dann geflogen, wenn es dunkel war und ich weniger auffallen konnte. Die Gleitschirme sahen am Nachthimmel aus wie Fledermäuse. Leute, die das sahen, sprachen irgendwann davon, dass Ivos Fledermäuse wieder unterwegs sind. Und so kamen wir dann irgendwann auf den Namen Pipistrel für unsere Flugzeuge.“ Unter diesem Namen gibt es heute drei Firmen, eine für Logistik, Wartung und autonomes Fliegen, eine für Forschung und Entwicklung und eine für die Produktion, „die am Standort Italien ein Flugzeug pro Arbeitstag montiert. Heute fliegen 3.000 Pipistrel-Flugzeuge in 120 Ländern, es gibt mehr als zehn verschiedene Modelle, darunter drei Arten von E-Flugzeugen und ein Hybrid-Flugzeug mit dem Namen Panthera.“ Der 67-Jährige sagt: „2015 flog unser erstes viersitziges und wasserstoffbetriebenes Flugzeug. Wir ar­beiten an der Entwicklung von Drohnen mit einem Gewicht von bis zu 2.000 Kilogramm, die mehrere 100 Kilogramm Fracht über eine Entfernung von einigen Hundert Kilometern transportieren können.

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