Abendbrot aus Klosterbäckerei


Ein älteres Ehepaar betritt das Gebäude der Klosterbäckerei. „Wir hätten für unser Abendbrot gern einmal das Bio-Klosterbrot und dazu noch die Bio-Dinkel-Ähre.“ Lukas Kröhl, Besitzer der Bäckerei im niedersächsischen Schöningen, tritt an den hölzernen Verkaufstresen. „Wir haben gerade ganz frisch ein neues Aktionsbrot aus dem Ofen geholt. Darf ich Ihnen auch eines davon anbieten?“ Der große, blonde 27-Jährige erzählt: „Mit drei Jahren saß ich schon auf dem Bäckertisch, hab da mit der Wasserspritze rumgespritzt und fand’s superlustig.“ Durch das Biobäckerei-Unternehmen seiner Familie wuchs er in der Backstube auf.

Er wollte eigene Entscheidungen treffen

Am Arbeitstisch lehnend mit Blick auf das Kloster St. Lorenz, berichtet er von seiner spät gefundenen Begeisterung zur Ausbildung des Bäckers. Nachdem er Betriebswirtschaftslehre an der Ostfalia studiert hatte, arbeitete er zwei Jahre woanders. Der ursprüngliche Plan, in die Firma seines Vaters einzusteigen, hatte sich nicht realisiert. Er arbeitete im Personalmanagement und Vertrieb und dann ein Jahr als Immobilienmakler in der Region Braunschweig. Erst danach entschied er sich, Bäcker zu werden. Das Handwerk des Backens lag ihm schon immer. Zusätzlich war ihm klar, dass er nicht nur aktiv etwas machen, sondern auch eigene Entscheidungen treffen wollte. Der Traum von der eigenen Bäckerei war gegenwärtig. Etwas selber aufzubauen bedeutet ihm viel. Bis zur Eröffnung der Klosterbäckerei im Februar vergingen nur zwei Jahre. Während der Phase der Umbauten bestand Kröhl die Meisterprüfung. Die Bäckerei ist noch nicht vollständig fertig. Momentan wird im selben Raum gebacken wie auch verkauft. Dies stört nicht im Geringsten. Im Gegenteil, Kunden befinden sich mitten im leben­digen Geschehen. Die Wärme des Ofens und der Duft nach frischem Teig erfüllen den Raum.

„Das war einfach die Hölle“

Mit frischen Brötchen am Morgen dient Kröhl jedoch nicht. Ziel der Klosterbäckerei ist es, das Abendbrot wieder aufleben zu lassen. Die wohltuende Zeit abends mit den Liebsten zusammenzusitzen und über die Erlebnisse vom Tag zu reden. Mit seinen strahlend blauen Augen berichtet Lukas Kröhl von seiner Vision. „Wenn ich das mit meinen Produkten schaffe, dass Leute sich, egal ob das jetzt nur einmal die Woche ist, oder einmal im Monat, aber zumindest sich dann wirklich aktiv ein Brot kaufen und sagen ,heute machen wir wieder eine schöne Brotzeit‘, dann ist das viel wert, und das ist schön. Und deswegen stehe ich dahinter und will das Abendbrot wieder lebendig machen.“ Diese Intention spiegelt sich in den Öffnungszeiten des modernen Unternehmens wider. Unter der Woche hat die Bäckerei von 13 bis 18 Uhr geöffnet, am Wochenende von 10 bis 15 Uhr. Ungewöhnlich sind auch die Arbeitszeiten. Typisch für den Beruf sind Arbeitszeiten von Mitternacht bis sieben Uhr morgens oder von spät nachmittags bis in die Nacht. So erlebte es Lukas Kröhl in seiner Ausbildung mit einer Sechstagewoche von 17 bis 2 Uhr in der Nacht. „Das war einfach die Hölle. Ich brauche mein Sozialleben, ich brauche meine Freunde, ich brauche meine Freundin, ich brauche meine Familie.“ Während Sonnenlicht die bodentiefen Fenster flutet, berichtet er begeistert von den Arbeitszeiten der Klosterbäckerei: Diese beginnen um 6 Uhr unter der Woche und 4 Uhr am Wochenende.

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