Marleen Krüger besucht das Paul-Gerhardt-Gymnasium in Lübben, eine Kreisstadt im Spreewald. Vor einem Jahr ist ihr Jahrgang in das Konzentrationslager Auschwitz gefahren. „Uns alle hat das berührt. Wir sind durch die dunklen Gaskammern gegangen, der Anblick der Öfen. Es war Furcht einflößend – und dann diese unfassbare Größe“, sagt die heute 17-Jährige. Nach dem Besuch der Gedenkstätte hat sie der Holocaust nicht mehr losgelassen. „Ich wollte mehr darüber erfahren, mehr als das, was in den Geschichtsbüchern steht. Und je mehr ich über Lübben erfahren habe, je mehr Bilder ich von den Menschen gesehen habe, desto erschreckender war das.“ Die Zwölftklässlerin hat sich in ihrer Heimatstadt nach Spuren jüdischen Lebens umgesehen. „Ich bin zu unserem Stadtmuseum gegangen und habe nachgefragt: Gibt es Bilder und Gegenstände von jüdischen Familien?“
Das schmale Buch des Historikers Andreas Weigelt, „Das jüdische Lübben. Einblicke in eine vergangene Epoche“, half weiter. Durch das Museum lernte sie Ilka Gelhaar-Heider vom Landkreis Dahme-Spreewald kennen, die wiederum in Kontakt mit den Nachfahren der ehemaligen Juden aus Lübben in Israel stand. Marleen durfte die Bilder nutzen. „Dann bin ich auf Erkundungstouren durch unseren Ort gegangen, um zu sehen, was ich bildlich verankern kann.“ Denn ihr Medium ist die Kunst. So entstand eine Collage. Dafür hat Marleen im Jüdischen Museum Berlin den zweiten Platz des Rolf-Joseph-Preises erhalten. Begleitet wurde sie von ihren Eltern, die berichteten, dass ihre Tochter drei Wochen bis spät in die Nacht durchgearbeitet hatte. „Ich habe alle Freizeit da reingesteckt. Weil das für mich wichtig war. Und ist.“ Auch für andere. Die Collage wird Teil der Dauerausstellung des Stadt- und Regionalmuseums im Schloss zu Lübben.
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