Ruderclub am Zürichsee


Der gemeinsame Rhythmus respektive der Zug im Boot, der das Gefühl gibt, extrem lang zu gleiten. Das macht Rudern so speziell“, erläutert Olivier von Moos, der Vizepräsident des Ruderclubs Erlenbach, mit einem breiten Grinsen. Er ist Mitte 50, hat seine kurzen grauen Haare nach hinten gekämmt und trägt ein weißes T-Shirt mit dem blauen Logo des Ruderclubs. „Den Ruderclub Erlenbach gibt es schon seit 1952, und ich selbst bin bereits seit 27 Jahren Mitglied“, erklärt der Mann, der schon mit 13 beim Ruderclub Thalwil, auf der anderen Seite des Zürichsees, angefangen hat zu rudern. „Als Jugendlicher war ich nicht sehr angefressen. Da ich mit der Lehre starten musste, verließ ich den Sport.“ Das Comeback kam erst 1996 während seiner Scheidung. Damals blickte er aus dem Fenster seines Hauses und sah Ruderer vorbeigleiten. „Das ist es!“, dachte er.

Stübli und Ergo-Haus

Der Ruderclub ist in einem Bootshaus und einer Stube, von allen Stübli genannt, untergebracht. Dazu gibt es das Ergo-Haus mit den Rudermaschinen für Ausdauer und Stärke, die man Ergometer nennt. Gleich nach dem ersten Schritt ins Bootshaus dringt eine Welle frischer Farbgeruch in die Nase. „Die Boote wurden letztens neu gestrichen und repariert“, sagt von Moos. Mehr als 20 sind im Raum ordentlich übereinandergestapelt. An einer Wand hängen Zeitungsartikel von gewonnenen Rennen des Clubs. Von Moos selbst ist auf einigen Bildern erkennbar. Mehr als 260 Mitglieder müssen in den Gebäuden Sport treiben können. „Pläne für ein größeres Bootshaus und eine moderne Infrastruktur sind in Bearbeitung“, sagt er stolz. Dass der Rudersport ständig expandiert, sieht man nicht nur an den hohen Mitgliederzahlen, sondern auch an der steigenden Zahl der Ruderstunden.

Vier verschwitzte Jugendliche

Heute ist es leider bewölkt; die blau-weiße Fahne von Erlenbach weht heftig, Wellen rauschen hektisch über den Anlegesteg. Daher sind die Sportler im Trainingsgebäude an den Rudermaschinen. Im Hintergrund hört man das Summen der Ergometer und ab und zu das Knallen von schweren Hanteln auf dem gepolsterten Fußboden. Im Eingangsraum befinden sich drei Holztische. An der Wand sind die Trophäen in einem Gestell hinter einer Glasscheibe ausgestellt. Der dunkle Raum ist in Richtung See offen, und es weht einem feuchte Luft ins Gesicht. Diesen Sommer sei Rudern erst an wenigen Tagen angenehm gewesen, sagt von Moos mit einem Blick auf den Zürichsee. Bei einem zweiten Treffen Ende Mai ist es dann aber fast 28 Grad warm, und die hängende Erlenbachfahne kündigt einen leeren Ergometerraum an. Nach Eintritt ins Stübli kommen einem vier verschwitzte Jugendliche entgegen, gefolgt von von Moos, der gerade vom Training zurückgekehrt ist. Er grüßt und freut sich über das herrliche Wetter. „An einem Tag wie heute ist Rudern das schönste aller Gefühle. Ich war um sechs Uhr bereits auf dem See. Keine einzige Welle, kein einziges Linienschiff. Nur ich, das Boot und der Zürichsee“, berichtet er begeistert. Es seien Momente wie dieser, welche das Rudern für ihn und viele andere so wunderbar machen. „Man braucht volle Konzentration, gute Technik mit dem Grundsatz der Ökonomie: wenig Aufwand, größtmögliche Schnelligkeit.“

Er selbst findet das Schönste am Wettkampfrudern, wenn sich die Mannschaft zusammenfindet und sich die Bewegungen flüssig und leicht anfühlen, obwohl eigentlich viel Kraft aufgewendet wird. Doch für manche Mitglieder ist nicht der Wettkampf das Ziel, sondern das Touren-Rudern. Dabei werden in kleinen Gruppen teilweise sehr große Distanzen zurückgelegt, und der Fokus liegt auf Naturgenuss und Teamarbeit. Viele Ruderer nutzen ihre Mitgliedschaft auch einfach, um frühmorgens auf dem spiegelglatten See die Natur zu genießen. „Oft gelangt man dann in einen meditationsähnlichen Zustand, wo alles automatisch abläuft und man komplett abschalten kann.“

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