In einer Schule im ostsächsischen Bischofswerda wird Amokalarm ausgelöst. Ein Jugendlicher hat einen Achtjährigen mit einem Messer an Kopf und Hals verletzt. Im Anschluss zündet er sich selbst an. Die Polizei kann den Angreifer überwältigen. Der Zustand des Jungen soll stabil sein.
Der Notruf geht gegen 9.45 Uhr ein, dann geht alles ganz schnell: Nach einem Amokalarm in einem Schulkomplex in Bischofswerda, östlich von Dresden, ist die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort, inklusive Hundestaffel. Das Gebäude wird geräumt, die Schüler in Sicherheit gebracht. Ein 16-Jähriger war nach Angaben der Polizei am Morgen auf das Gelände gelangt, hatte einen Achtjährigen mit einem Messer angegriffen und dabei schwer verletzt. Danach zündete sich der Jugendliche selbst an. Die Frage nach dem Warum bleibt vorerst unbeantwortet.
Fassungslosigkeit bei Eltern und Schülern, die in Trauben auf dem Schulhof vor der kombinierten Grund- und Oberschule stehen, abgeschirmt von der Polizei. Eine Mutter hält ihren Jungen aus der zweiten Klasse an der Hand. Als sie davon erfahren habe, sei sie sofort losgefahren. „Ich wollte einfach nur meinen Kleinen holen“, sagt sie, während sie sich umsieht. „Wir kennen ganz viele, ich will schauen, dass alle in Sicherheit sind.“ Als sie ankam, fand sie „alles voller Feuerwehr, alles voller Polizei“. Viele Eltern hätten sich untereinander informiert, berichtet die Mutter einer Siebtklässlerin. Einige Kinder seien „total aufgelöst“ gewesen.
Zunächst machen Gerüchte die Runde, dann nennt Polizeisprecher Maximilian Funke vor Ort Details: „Am Mittwochmorgen ist es zu einer Messerattacke hier in einer Grundschule und Oberschule in Bischofswerda gekommen.“ Demnach hatte ein 16-jähriger Täter mit deutscher Staatsangehörigkeit einen Achtjährigen mit einem Messer attackiert und angegriffen. Beide wurden schwer verletzt, zwei Rettungshubschrauber waren im Einsatz. Polizisten konnten den Jugendlichen festnehmen. Die Polizei spricht von einem Amoklauf. Der Zustand des verletzten Drittklässlers ist laut Polizei stabil, nach dpa-Informationen wurde er am Hals und am Kopf verletzt. Der Jugendliche befindet sich ebenfalls in medizinischer Behandlung, ersten Erkenntnissen zufolge hatte er sich selbst angezündet, die Flammen wurden gelöscht.
Behördenangaben zufolge hat der 16-Jährige früher selbst die betroffene Lehranstalt besucht. „Entgegen einiger Äußerungen/Gerüchte in sozialen Netzwerken können wir zudem mitteilen, dass bei dem 16-Jährigen kein Migrationshintergrund vorliegt“, teilte die Polizeidirektion Görlitz mit. „Kräfte des Einsatzzuges durchsuchten mit Unterstützung der Feuerwehr das Schulgebäude. Sie fanden unter anderem mehrere Taschen, Messer, Flaschen und Feuerzeuge. Die Polizisten stellten sie zur kriminaltechnischen Untersuchung sicher“, hieß es weiter. Das Kriseninterventionsteam habe insgesamt 53 Schülerinnen und Schüler, zwei Jugendliche, drei Lehrkräfte sowie 53 Elternteile betreut.
Polizei: Schulen sind darauf vorbereitet
Sachsens Kultusminister Christian Piwarz zeigte sich nach der Messerattacke betroffen. „Unsere Gedanken sind bei dem verletzten Kind und der Schulgemeinschaft“, sagte der CDU-Politiker. Am Donnerstag wird kein normaler Unterricht in Bischofswerda stattfinden. „Die Kinder können zu Hause bleiben oder zur Schule gehen“, so ein Ministeriumssprecher. Die Schule werde dafür sorgen, dass jedes Kind aufgefangen und betreut werde. Der Landrat des Landkreises Bautzen, Udo Witschas, zeigte sich ebenfalls entsetzt. „Fassungslosigkeit ist ein Wort, das nicht ausreicht, um meine Gefühle angesichts der Situation in Bischofswerda zu beschreiben.“ Während der Tat befanden sich laut Polizei Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte vor Ort. „Die betroffenen Personen werden von der Polizei betreut.“ Ein Kriseninterventionsteam stand für Hilfe bereit.
Auf dem Schulhof hatte die Schulleiterin am Vormittag das Kollegium versammelt, Fragen von Journalisten will man nicht beantworten. Zu frisch scheint der Schock bei vielen so kurz nach der Tat. Die Schule selbst sei auf solche Lagen vorbereitet, erklärte Polizeisprecher Funke. Man spreche in so einem Fall von „lebensbedrohlichen Lagen“. In diesem Fall würden die Klassenzimmer abgeschlossen. „Man geht vom Schlimmsten aus.“ Die Hintergründe der Tat bleiben zunächst unklar. Auch, in welchem Verhältnis Opfer und der mutmaßliche Täter standen. Ob der Jugendliche ein früherer Schüler war, blieb ebenfalls unklar.
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