Gesamtmetall-Präsident Wolf hält wenig von einem frühzeitigen Rentenbezug oder einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich. Bei der jungen Generation macht der Arbeitgebervertreter außerdem ein vielfach unrealistisches Bild vom Arbeiten aus.
Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf, hat Teilen der jungen Generation eine falsche Arbeitseinstellung vorgeworfen. „Leider machen wir manchmal die Erfahrung, dass die Generation der 20- bis Mitte-30-Jährigen keine realistische Vorstellung vom Arbeiten hat“, sagte der Präsident des Gesamtverbandes der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie den Funke-Zeitungen. Es fehle viel Wissen von der betrieblichen Praxis, so Wolf: „Manche wollen Vollzeit arbeiten, verstehen darunter aber von 8 bis maximal 14 Uhr.“ Zugleich räumte er ein, es gebe auch „sehr viele junge Leute, die richtig Lust auf Arbeit“ hätten. Auch die Unternehmen hätten „Bock auf junge Leute – aber auf solche, die leistungsfähig und leistungswillig sind“, sagte der Gesamtmetall-Chef.
Zuletzt hatte die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) mehr „Bock auf Arbeit“ gefordert, die Chefin des Sachverständigenrates Wirtschaft, Monika Schnitzer, hatte dagegen von den Unternehmen „mehr Lust auf junge Leute“ verlangt.
Mit Blick auf den Fachkräftemangel forderte Wolf die Ampel-Koalition zu Nachbesserungen beim geplanten Fachkräfte-Einwanderungsgesetz auf. „Wir müssen es deutlich einfacher machen, dass Leute aus dem Ausland zu uns kommen, wenn sie eine Ausbildung haben und qualifiziert sind“, sagte Wolf den Zeitungen. Es brauche einen Abbau von Bürokratie, zudem müsse man sich von starren sprachlichen Voraussetzungen trennen und steuerliche Anreize für junge Menschen setzen.
„Frühe Rente geht auf Kosten zukünftiger Generationen“
Zugleich sprach sich der Gesamtmetall-Präsident für ein späteres Renteneintrittsalter aus – mit Ausnahmen für körperlich harte Tätigkeiten. „Klar ist: Wir können nicht auf ewig mit 67 Jahren in Rente gehen – und erst recht nicht mit 63 Jahren“, sagte Wolf den Funke-Zeitungen weiter. Die sogenannte Rente mit 63, also der vorzeitige Ruhestand nach 45 Beitragsjahren, bezeichnete Wolf als „Riesenfehler“, der den Fachkräftemangel „dramatisch verschärfen wird“. Die Rentenkassen seien leer, das Umlagesystem funktioniere nicht mehr richtig. Die erhöhte durchschnittliche Lebenszeit belaste die Rentenkasse zusätzlich. „Wir können nicht auf Kosten der zukünftigen Generation leben“, mahnte Wolf.
Eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich lehnte der Gesamtmetall-Chef ab: „Ich halte eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich für einen Riesenfehler, den wir uns nicht leisten können.“ Eine Vier-Tage-Woche könne man dann einführen, wenn an den vier Tagen mehr gearbeitet werde. „Dafür muss das antiquierte Arbeitszeitgesetz geändert werden“, forderte Wolf. Ruhezeiten und Grenzen für die tägliche Arbeitszeit sollten angepasst werden. Die tägliche Höchstarbeitszeit will Wolf zugunsten einer Wochenhöchstarbeitszeit abschaffen. „Wer der Meinung ist, dass er seine Arbeitszeit mit 12 Stunden am Tag in drei Tagen erledigt, soll das gerne tun“, sagte Wolf.
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