Sternenpark in der Eifel


Die Sterne begehrt man nicht, man freut sich über ihre Pracht, und mit Entzücken blickt man auf in jeder heitern Nacht“, schrieb Goethe vor über 200 Jahren. Obwohl die Begeisterung der Menschen für den Sternenhimmel nicht erloschen ist, wird der Blick auf ihn durch die fortschreitende Lichtverschmutzung erschwert. Nachts strahlen Straßenlaternen, Reklameschilder und erleuchtete Häuser ein grelles, künstliches Licht aus. Das erschwert den Blick auf die Sterne selbst in dörflichen Gegenden. Die zunehmende Lichtverschmutzung beeinträchtigt das Leben unzähliger Pflanzen und Tiere. Sie brauchen den Wechsel von absoluter Dunkelheit und Tageslicht.

Deshalb hat sich der Nationalpark Eifel im äußersten Westen im dicht besiedelten Nordrhein-Westfalen entschieden, den ersten deutschen Sternenpark zu gründen. 2014 wurde der Nationalpark als erster Sternenpark von der International Dark- Sky Association anerkannt: Die IDA ist eine 1988 in den USA von Astronomen gegründete Organisation, die sich für den Schutz der Natur vor Lichtverschmutzung einsetzt. Das Angebot von „Sternenwanderungen“ auf der Sternwarte der Astronomie-Werkstatt „Sterne ohne Grenzen“ weitet sich aus: Besucher können angeleitet zu ausgewählten Sternenpunkten in der Region aufbrechen. An diesen Plätzen in der Eifel sind die Sterne bei klarem Himmel am besten zu erblicken, ohne die nachtaktiven Tiere zu stören.

In ihrem Lebensraum gestört

Der Kölner Astronom Harald Bardenhagen und von ihm ausgebildete Sternenguides bringen Zuhörern die Besonderheiten der Sterne und die Bedeutung der Dunkelheit für die Natur und die Artenvielfalt näher. Neben dem „Großen Wagen“ können die Sternbilder „Pegasus“, „Andromeda“ oder „Orion“ bewundert werden. Mit etwas Glück sind sogar Planeten mit bloßem Auge sichtbar. „Das Faszinierende am Himmel und den Sternen ist einfach das Unbegreifliche“, sagt Sascha Wilden, langjähriger Ranger und neu ausgebildeter Sternenguide. Vielen sei zwar die Lärmbelästigung bekannt, dass aber Fremd- beziehungsweise Kunstlicht einen Einfluss auf die Natur hat, realisieren nur wenige wirklich, sagt der Familienvater. Da die Mehrheit der Tiere und der hier beheimateten Pflanzen nachtaktiv sind, würden bei anhaltender Lichtverschmutzung immer mehr Arten wie der nachtaktive Uhu oder der Schwarzstorch sowie Insektenarten in ihrem Lebensraum gestört und aus diesem verdrängt werden, während die Menschen die Hälfte des Naturschutzes wortwörtlich verschlafen.

Deshalb möchte Bardenhagen den Sternenpark zu einem von der IDA als „Sternenreservat“ bezeichneten Ort weiterentwickeln: Es würde aus einer dunklen Kernzone bestehen und in den umliegenden Gebieten strengeren Kontrollen in Bezug auf die Nutzung von Fremd- und Kunstlicht unterliegen. Das größte Ziel ist es, den Schutz vor Lichtverschmutzung über die Nationalparkgrenzen hinaus voranzutreiben. So werden momentan weitere „offene Sternenblicke“ eingerichtet, die Sternengucker ohne eine geführte Wanderung besuchen können. Sie werden bereits in den angrenzenden Kreisen Euskirchen, Düren und Aachen eröffnet. „Die Idee dabei ist, dass in Zukunft die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden noch mehr verstärkt wird, um mehr sichere Räume für die betroffenen Tiere zu schaffen sowie mehr Menschen auf die negativen Folgen bei vermehrter Lichtnutzung, insbesondere nachts oder in der Industrie, aufmerksam zu machen“, wünscht sich Sascha Wilden. „Wir dürfen nicht vergessen, dass unser Leben ohne die intakte Natur nicht möglich ist, weshalb wir sie und ihre Bewohner respektieren, schützen und bewundern sollten“, betont er.

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