Auch bei Menschen möglich?: Biotech-Unternehmen kann Mäuse verjüngen

Seit Jahren versucht die Wissenschaft, eine Therapie oder ein Mittel zu entwickeln, das den Alterungsprozess verlangsamt oder sogar rückgängig macht – ohne Erfolg. Doch nun präsentiert ein Biotech-Unternehmen die ersten Ergebnisse einer möglichen Quelle für ewige Jugend.

Könnte es eine Art Jungbrunnen werden? Ein amerikanisches Biotech-Unternehmen hat einer Studie zufolge das Leben von Mäusen verlängert. Das berichtet die US-Zeitschrift „MIT Technology Review“. Mithilfe einer Technologie namens Reprogrammierung will Rejuvente Bio eines Tages sogar älteren Menschen helfen, mit einer Spritze ihre biologische Uhr zurückzudrehen und sie dadurch buchstäblich jünger werden lassen.

Die Biotech-Firma hat drei sogenannte Reprogrammierungsgene in den Körper von Mäusen eingebracht, die dem Alter eines 77-jährigen Menschen entsprachen. Die Mäuse lebten nach der Behandlung durchschnittlich weitere 18 Wochen, während die Kontrollmäuse nach 9 Wochen starben, erklärt der wissenschaftliche Leiter von Rejuvenate Bio, Noah Davidsohn, der Zeitschrift. Insgesamt lebten die behandelten Mäuse etwa sieben Prozent länger.

Die Preprint-Studie von Rejuvenate Bio wurde noch nicht begutachtet. Die Arbeit ist aber der lang erwartete Beweis dafür, dass die Reprogrammierungs-Methode tatsächlich das Leben von Tieren verlängern kann.

Mit Proteinen wieder jung werden

Bei der Reprogrammierungstechnik werden Zellen in einen jüngeren Zustand versetzt. Dabei werden einzelne Zellen drei oder vier Proteinen ausgesetzt, die in Embryonen im Frühstadium aktiv sind. Nach ein paar Tagen verwandelt sich die alte Zelle in eine jugendlich wirkende Stammzelle.

Dieser Vorgang wurde vor zehn Jahren von dem japanischen Biologen Shinya Yamanaka entdeckt. Für seine Arbeit erhielt er 2012 den Nobelpreis. Zunächst funktionierte es jedoch nur im Labor mit einzelnen Zellen. Nach und nach versuchten immer mehr Forscherteams, diese Technik auf lebende Mäuse anzuwenden.

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Salk Institute im US-Bundesstaat Kalifornien wandten die Technik erstmals 2016 auf kranke Mäuse an, die an vorzeitiger Alterung litten. Sie stellten fest, dass einige von ihnen länger leben. Der Durchbruch begeisterte die wissenschaftliche Gemeinschaft – wurde aber noch nicht als echter Jungbrunnen wahrgenommen.

„Jeder in der Forschungsgemeinschaft weiß, dass das entscheidende Experiment darin besteht, normale Mäuse zu behandeln und zu sehen, ob sich die Lebensdauer verlängert oder die Gesundheit insgesamt verbessert“, sagt Martin Borch Jensen, Gründer von Impetus Grants, einer Organisation, die Mittel für die Alternsforschung bereitstellt, der „MIT Technology Review“.

Im vergangenen Jahr konnte ein Team von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen zum ersten Mal Mäuse von Geburt an genetisch so verändern, dass sie Yamanakas Technik bereits in ihrem Körper produzierten. Dabei stellten die Forscher und Forscherinnen des National Institute of Health and Medical Research fest, dass auch diese Mäuse länger lebten.

Das Besondere an den neuen Erkenntnissen von Rejuvenate Bio ist, dass sie alten, gesunden Mäusen eine Therapie verabreicht haben, die ihr Leben verlängert. Das ist viel näher an einer Therapie, die Menschen verabreicht werden könnte, sagt Davidsohn. Der wissenschaftliche Leiter des Biotech-Unternehmens möchte in Zukunft auch Menschen mit dieser Technik verjüngen. „Ich würde nicht daran arbeiten, wenn ich nicht daran glauben würde“, sagt er.

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