Meinung
Doha
Mit seiner Pressekonferenz vor dem Beginn der WM in Katar hat sich Gianni Infantino selbst entlarvt. Die Aussagen sind reinste Realitätsverweigerung, er und die Fifa haben jegliche Moral verloren.
Gianni Infantino hat es endlich geschafft. Der mächtige Fifa-Präsident hat sich noch vor Beginn der umstrittenen Fußball-Weltmeisterschaft gänzlich der Lächerlichkeit preisgegeben und den von Millionen Menschen geliebten Sport bis aufs Blut verraten. Seine denkwürdige Pressekonferenz am Samstagvormittag machte deutlich, dass schon längst das arabische Emirat Katar alle Zügel beim Weltfußballverband in der Hand hält. Die Aussagen Infantinos lassen keinen anderen Schluss zu.
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„Heute fühle ich mich katarisch, heute fühle ich mich arabisch, heute fühle ich mich afrikanisch. Heute fühle ich mich homosexuell, heute fühle ich mich behindert, heute fühle ich mich als Gastarbeiter.“ Ja, meine Damen und Herren, diese Aussage hat der Schweizer tatsächlich so getätigt. Und es waren noch andere Sätze zu vernehmen, die kaum einen Deut besser waren. Wäre es nicht so traurig, man könnte fast lachen über diesen inszenierten Auftritt in einem Theater in Doha. Wüsste man es nicht besser, hätte man auch sekündlich darauf warten können, dass ein Komiker plötzlich seine Maske herunterzieht und den anwesenden Journalisten die lange Nase zeigt. Dann wäre so ein Auftritt zumindest noch zu verstehen gewesen. Beste Satire eben.
Gianni Infantino verhält sich so unfassbar, da kommt selbst der beste Satiriker nicht mehr heran. Der Multimillionär, der übrigens längst einen Wohnsitz in Doha hat, unterwarf sich mit seinen Aussagen der katarischen Regierung. Er und die Fifa wirken nicht einmal mehr anstandshalber unabhängig. Das zeigte sich schon in der Bier-Frage in den Stadien, bei der die Fifa erstmals überhaupt einem Gastgeber nachgab.
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Pro und Contra
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Infantino offenbarte am Samstag deutlich, dass er nicht einen Funken Anstand in sich trägt, dass er nicht einmal ansatzweise die berechtigte Kritik am WM-Gastgeber nachvollziehen kann. Es war Realitätsverweigerung. Dreist behauptet er sogar, dass sich einzig die Fifa um die „Arbeiter kümmere“. Welch Hohn, ist es doch ausgerechnet Infantino, der einen geforderten Fonds für Arbeitsmigranten blockiert. Er warf der westlichen Welt eine „Doppelmoral“ im Umgang mit Katar vor, findet, diese alte Welt müsse sich 3000 Jahre entschuldigen. Er unterstellte Kritikern Polemik. Ausgerechnet Infantino.
Der mächtigste Mann im Weltfußball lebt ganz offensichtlich auf einem anderen Planeten und reißt den Volkssport Fußball immer tiefer zu Boden. Die ohnehin schon massive wie berechtigte Kritik an ihm und am Weltverband wird nicht verstummen. Zumal Infantino ungehindert mit einer dritten Amtszeit rechnen darf. Einen Gegenkandidaten für die Präsidenten-Wahl gibt es schließlich nicht. Der Mann, der so viele Menschen in seiner Pressekonferenz verhöhnt hat, ist in seinem Verband unantastbar. Und das ist die größte Tragik rund um diese Weltmeisterschaft. Denn Veränderungen geschweige denn Verbesserungen sind so sicherlich nicht zu erwarten.
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