Es war der 17. Mai 2012, als Mia (Name geändert) mit 17 Jahren erfuhr, dass sie schwanger ist. Ein ganz normaler Tag, an dem Mia in die Schule gehen wollte, als sie mit Übelkeit zu kämpfen hatte. Sie erzählt, dass ihr in dem Moment klarwurde, dass sie seit zehn Tagen überfällig war. Sofort ging sie in die Apotheke, um einen Schwangerschaftstest zu kaufen und ihn zu Hause zu machen. Ihre Mutter war arbeiten. Nach fünf Minuten voller Aufregung war der Test ausgewertet. Zwei Streifen, positiv. Auf die Frage, was sie in dem Moment gefühlt hat, antwortete sie: Angst. Angst vor ihrer Zukunft, Angst vor Familie und Freunden.
Keine Erklärung dafür
Mia besuchte zu dem Zeitpunkt die 12. Klasse eines Gymnasiums in Wiesbaden, um ihr Abitur zu machen. Ihr gingen tausend Fragen durch den Kopf: „Wie konnte das passieren?“ „Was mache ich nun?“ „Wie sage ich es Mama?“ All diese Fragen quälten sie den ganzen Tag, bis ihre Mutter abends von der Arbeit nach Hause kam und Mia weinend vorfand. Sie zeigte den positiven Schwangerschaftstest unter Tränen ihrer Mutter. Diese reagierte zunächst geschockt und fing erst mal mit Mia an zu weinen. Ihre Mutter fragte sie, wie das passieren konnte, doch Mia hatte selbst keine Erklärung dafür, da sie immer verhütet hatte.
Geld hatte sie auch keins
Nachdem sich beide von dem ersten Schock erholt hatten, sagte ihre Mutter, dass sie das gemeinsam schaffen würden, somit stand eine Abtreibung nicht mehr im Raum. Mia berichtet, dass sie so eine Reaktion niemals erwartet hätte, da ihre Mutter sich für Mia ein Abitur gewünscht hat, was nun erst mal nicht erreichbar war. Sie wusste nicht, wie sie ihr Kind versorgen sollte, und Geld hatte sie auch keins. Doch mit dem Zuspruch ihrer Mutter, erkannte sie, wäre es möglich. Mia ist ohne Vater aufgewachsen, da dieser keine Verantwortung für sie übernehmen wollte.
Geschockt, aber sie boten Hilfe an
Mia erzählt mit trauriger Stimme, dass sie dem Kindsvater, ihrem damaligen Freund, die Neuigkeit am nächsten Tag übermittelte. Die erhoffte Reaktion auf ein „Wir schaffen das!“ blieb aus. Der 21-Jährige wollte diese Verantwortung nicht übernehmen und schlug eine Abtreibung vor. Für Mia war dies keine Option. Sie trennte sich. In den folgenden Tagen hat Mia mit den Eltern des Freundes gesprochen: Sie waren geschockt über das unreife Verhalten ihres Sohnes und boten ebenfalls Hilfe an.
Die Blicke der Leute wurden ihr egal
Mia verließ nach Abschluss der 12. Klasse die Schule und bereitete sich auf ihr neues Leben als 17-jährige Mutter vor. Mittlerweile ist sie Mutter eines dreijährigen Sohnes und war noch nie in ihrem Leben glücklicher. Anfangs war es ihr unangenehm, mit ihrem Kind rauszugehen, denn sie merkte, wie die Leute sie anschauten. Doch nach einiger Zeit war ihr dies egal. Mia und ihre Mutter sind ein eingespieltes Team. Als Tim zwei Jahre alt war, ging er in den Kindergarten, damit Mia ein Freies soziales Jahr machen konnte, um ihr Fachabitur zu erlangen. Mias Mutter brachte Tim jeden Morgen hin, Mia holte ihn nach der Arbeit dort wieder ab. Mittlerweile hat Mia ihr Fachabitur und beginnt demnächst ihr Studium im Bereich der Sozialen Arbeit.
Große Familienfeier zu Tims Geburtstag
Mia sagt, sie könne ihrer Mutter nicht genug danken, all die Jahre und ihren Abschluss hätte sie ohne ihre Hilfe nie geschafft. Oma und Opa seitens des Kindsvaters unterstützen Mia auch. Sie erzählt, dass es an Tims Geburtstag immer eine große Familienfeier gibt. Die junge Mutter blickt zuversichtlich in die Zukunft. Nach dem Studium hat sie vor, in eine eigene Wohnung mit Tim zu ziehen, denn das werde dann auch mal Zeit, meint sie. Mia bereut keine Sekunde in ihrem Leben, allerdings – so beteuert sie – würde sie es bereuen, wenn sie entschieden hätte, Tim nicht zu bekommen.
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