Biberbeauftragte Bad Kissingen


Es ist warm und wolkenlos. Unweit des Ortsrandes von Großwenkheim liegt der Riedgrabensee. Dort wimmelt es heute nur so von Leben: Auf der Wasserfläche sammeln sich quakende Enten, eine Hummel brummt, im angrenzenden Acker sonnen sich zwei Schwäne. Der See bietet vielen Vögeln Lebensraum, unter ihnen Kiebitz und Flussuferläufer, die als stark gefährdete Arten auf der Roten Liste stehen. Die Naturschutzbeauftragte Doris Hupfer erläutert, wie das Biotop entstanden ist: Vor sechs Jahren befand sich dort nur ein Rinnsal. Um Überschwemmungen vorzubeugen, existierte ein regulierbarer Damm zwischen zwei tiefer gelegenen Wiesen. Dessen Rohr verstopfte ein fleißiger Biber, so staute sich das Wasser, der See, auch Bibersee genannt, entstand. Von Weitem erkennt man die Biberburg.

Mehr Fische und Libellen

Hupfer ist im Landkreis Bad Kissingen die Beauftragte für den Schutz des Bibers. Die 53-Jährige und ihre Kollegen haben viele Aufgaben: „Ein ganz großer Bereich ist bei uns die Eingriffsverwaltung. Nach dem Gesetz sind Eingriffe alle Tätigkeiten, die in der Landschaft stattfinden, vom Hausbau zum Anbau bis zum Aussiedlungsvorhaben, Windkraftanlagen, Funkmasten, Leitungen, Rückhaltebecken, also alles, was gebaut wird in der Landschaft. Das müssen wir fachlich beurteilen. Wir haben zusätzlich natürlich noch die Aufgaben des Natur- und Artenschutzes, wir betreuen also die Naturschutzgebiete und machen Programme mit Landwirten, zum Beispiel zum Verzicht auf Düngung. In Bezug auf Gewässer haben wir auch mit dem Wasserwirtschaftsamt zu tun und beraten die Gemeinden.“ Etwa dreißig Prozent ihrer Arbeitszeit verbringt Hupfer bei Außenterminen. Auf die Frage, wie emotional ihr Beruf für sie ist, antwortet sie: „Es ist auf jeden Fall eine Überzeugung. Wenn man im Naturschutz tätig ist, hat man sowieso immer eine emotionale Beziehung zu seiner Tätigkeit, das geht eigentlich gar nicht anders.“ In Bezug auf den Biber insbesondere ist Hupfer begeistert von den positiven Auswirkungen, die das Tier auf die Umwelt hat, und überzeugt davon, wie wichtig deswegen der Schutz und Erhalt der Art ist. So ließ sich zum Beispiel ein schneller, starker Anstieg von Libellenarten in Biberteichen beobachten. Untersuchungen ergaben auch eine „80-fach erhöhte Fischdichte an Biberburgen“. Durch den Wasseranstau der Biberdämme werden ferner Stoffe wie Phosphor und Nitrat zurückgehalten. Vor allem in intensiv genutzten Landschaften ist dies ein besonders wichtiger Faktor, da hier der Stoffeintrag durch die Düngung groß ist.

Begehrtes Fleisch, Fell und Bibergeil

1995 trat das Tier im Landkreis das erste Mal erneut auf. Davor galt es lange als ausgestorben. Dies ist auf den Menschen zurückzuführen, der den Biber aus diversen Gründen verfolgt und ausgerottet hat: Fleisch und Fell waren begehrt sowie das Bibergeil, das Drüsen am Hinterleib des Tieres produzieren und das in der Volksmedizin verwendet wurde. Erste Wiederansiedlungsversuche gab es Mitte des 18. Jahrhunderts. Die heute in Unterfranken auftretenden Biber sind aber auf die Ansiedlung im Jahre 1988 zurückzuführen. An der Elbe hatte sich nämlich noch ein kleiner Restbestand gehalten, zu dem Förster damals in die DDR gefahren sind. Ein paar der Tiere wurden dann mitgenommen und in vorbereiteten Gebieten in Hessen ausgesetzt. Von da aus verbreitete sich der Biber erfolgreich weiter.

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