„Egal, welchen Film Sie sehen, die Wahrscheinlichkeit ist extrem hoch, dass Sie unsere Sounds hören“, sagt Hendrik Schwarzer, Mitgründer und Geschäftsführer von Orchestral Tools, die auch unter dem Namen Schwarzer & Mantik GmbH auftreten. Das Unternehmen erschafft digitale Klangbibliotheken, also eine Art virtuelle Archive, in die Klänge von echten Instrumenten eingespielt und gespeichert werden, und verkauft diese Sounds dann an Komponisten oder Musikproduzenten. Letztere legen sich die Töne von verschiedenen Instrumenten auf die Klaviatur ihres E-Pianos und kreieren damit komplexe Filmmusiken.
Im Bereich der Filmmusik wird mittlerweile sehr viel digital komponiert, wie Geschäftsführer Schwarzer erklärt. Zwar ließen die großen Filmproduktionen ihre Musik final noch von ganzen Orchestern einspielen; diese über einen längeren Zeitraum zu mieten, um Kompositionsideen auszuprobieren, sei aber häufig schlicht zu aufwendig und zu teuer, erklärt Schwarzer. Unternehmen wie Orchestral Tools bieten hier eine Lösung an: Sie nehmen Klänge von Instrumenten in verschiedenen Variationen auf und verkaufen diese Aufnahmen, sodass sich jeder Komponist auf dem heimischen Keyboard ganze Orchesterwelten aufbauen kann, um daraus Musik zu kreieren. Auch Hans Zimmer, einer der prominentesten Filmmusik-Komponisten auf der Welt, der erst im März einen Oscar für die Musik zum Film „Dune“ erhalten hat und auch Musik für den jüngsten James-Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ komponierte, ist laut Schwarzer Kunde von Orchestral Tools.
Aufgenommen werden die Sounds von Musikern mit unterschiedlichsten Instrumenten im Berliner Teldex-Studio. „Mit unserem Standort in Berlin-Kreuzberg genießen wir eine große Orchestervielfalt“, erklärt Schwarzer. So arbeitet das Unternehmen mit Instrumental- und Vokalmusikern renommierter Ensembles wie den Berliner Philharmonikern oder dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin zusammen. Besondere Projekte führten das ursprünglich in March bei Freiburg im Breisgau gegründete Unternehmen, das seit 2010 digitale Instrumente erschafft, aber auch schon in die baltischen Staaten und nach Asien.
Mehr als 200.000 Nutzer
Die erstellten Sounds werden in virtuellen Klangbibliotheken gespeichert. Diese werden von Komponisten erworben, um damit Filmmaterial, das heißt Filme, Serien, aber auch Computerspiele, zu vertonen. Zugriffsrecht auf die Sounds von Orchestral Tools erhält jeder zahlende Kunde, die Sounds werden also nicht exklusiv, sondern an viele Kunden verkauft. Erst wenn ein Kunde aus diesen einzelnen Tönen eine eigene Komposition erstellt, wird diese als geistiges Eigentum geschützt, der Kunde erhält somit ein Exklusivrecht auf das Musikstück. „Das ist wie bei gewöhnlichen Instrumenten“, sagt Schwarzer, „der Klavierbauer verkauft ja auch nur die Grundlage des Komponierens und erhält dadurch keine Rechte an der Komposition selbst.“
Die angebotenen Produkte, die Schwarzer futuristisch beispielsweise Miroire, Modus oder Metropolis Ark nennt, verkauft das Unternehmen ausschließlich über seine Internetpräsenz zum Herunterladen. Während das teuerste Produkt im Onlineshop für 849 Euro angeboten wird, kann man manche Aufnahmen einzelner Instrumente schon für weniger als 50 Euro kaufen.
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