Bulli-Treffen Südbayern


Eigentlich ist es nur eine Maschine aus Metall und Kunststoff, die dazu da ist, Personen und Dinge von einem Ort zum anderen zu bringen, die manchmal stinkt, qualmt oder rattert und die ihren Besitzern schlaflose Nächte bereitet, wenn sie mal wieder nicht so funktioniert, wie sie soll. Aber einige Menschen würden sie nicht einmal für viel Geld wieder hergeben. Sie ist ein treuer Reisebegleiter, bringt ihre Besitzer sogar manchmal bis vor den Traualtar, ist Sammelobjekt, Kontaktbörse, Hobby, Beruf und Kultobjekt. Die Rede ist vom VW-Bus, auch liebevoll Bulli genannt.Einfach da stehen bleiben, wo es einem gefällt, und dort Kaffee trinken – genau diese Freiheit ist es, die vielen an diesem Fahrzeug so ge­fällt. Dazu gehört auch der 51-jährige Stefan Künkele. Der Vater von zwei Kindern ist einer der Organisatoren des VW-Bus-Südbayern-Treffens. Gemeinsam mit seiner Frau und mittlerweile auch mit seiner Tochter kümmert sich der Lenggrieser um die Organisation vor und während dieser Veranstaltung.

17 Jahre lang am Kochelsee

Aber da das Bulli-Treffen mittlerweile so groß geworden ist, gibt es einige freiwillige Helfer, die als VW-Busfreunde Lenggries die Fa­milie unterstützen. Ohne diese wäre es mittlerweile nicht mehr möglich, ne­ben seinem Job als IT- Systemingenieur die Veranstaltung durchzuführen. Außerdem hätte er sonst keine Zeit mehr für seine Hobbies wie Mountainbiken und nordische Wintersportarten, wo er sich auch als Trainer für Jugendliche engagiert. „Durch die Helfer, die oft auch spontan einspringen, können wir als Organisatoren un­ser eigenes Treffen auch mal genießen“, erklärt der Oberbayer.

Gemütlich am Lagerfeuer die Seele baumeln zu lassen ist für viele VW-Bus-Freunde das höchste der Gefühle. Das Südbayern-Treffen fand 17 Jahre lang am Kochelsee statt. Vor vier Jahren mussten sich die Organisatoren nach einem neuen Standort umschauen. Fündig wurden sie auf einem Campingplatz in der Nähe von Mittenwald im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Auch die typisch südbayrische Landschaft mit dem Karwendelgebirge und der eisblauen Isar lockt viele Busfahrer dorthin. „Hier fühlt man sich fast wie in Norwegen, meinem liebsten Reiseland“, schwärmt Stefan Künkele.

Modellreihe T1 bis T 6 nach Mittenwald

Vor 21 Jahren fand das erste Süd­bayern-Treffen statt. „Als Besitzer ei­nes alten VW-Busses muss man entweder viel Geld haben oder das nötige Wissen und Können, um ihn instand zu halten. Dieses Know-how habe ich mir anfangs in Internetforen und auf anderen VW-Bus-Treffen angeeignet. Dabei sind erste Freundschaften mit anderen Bulli-Besitzern entstanden. Damit ich nicht immer so weit fahren muss, um diese Freunde zu treffen, beschloss ich, hier bei uns in Südbayern ein VW-Bustreffen zu organisieren“, berichtet er von der Geburtsstunde des Südbayern-Treffens. Zu dieser ersten Veranstaltung kamen zwölf Busse, im Jahr darauf wa­ren es bereits um die 70. Mittlerweile machen sich alljährlich ungefähr 250 Fahrzeuge der Modellreihen T1 bis T6 auf den Weg nach Mittenwald. Im Co­rona-Jahr 2020 wurde das Treffen zum ersten Mal seit seinem Bestehen abgesagt. Dennoch fanden sich zum ge­wohnten Termin nach den bayerischen Pfingstferien etliche VW-Busse am Campingplatz ein. Vergangenes Jahr fand das 20. Treffen drei Tage im Juni statt. Allerdings wurde die Teilnehmerzahl coronabedingt begrenzt. Willkommen ist auf dem Südbayern-Treffen jeder – egal, ob sein Bus einer der ersten T1 aus dem Baujahr 1959 ist oder ob er mit dem T6 das neuste Mo­dell fährt. Auch spezielle Ausbauten wie ein T3 mit drei Achsen und 6-Radantrieb oder einen VW-Bus, der zum Gelenkbus umgebaut wurde, kann man antreffen.

Auf dem Südbayern-Treffen sind in den vergangenen 21 Jahren echte Freundschaften entstanden. Vor allem für die Be­sitzer älterer Modelle wie T1, T2 oder T3 bietet das Treffen zusätzlich immer die Möglichkeit, neue Ideen für den eigenen Bus zu sammeln oder die Lösung für ein Problem zu finden. Steht an einem Bus die Heckklappe und der Motorraum offen, versammeln sich meistens schnell einige Teilnehmer, um Tipps zu geben und zu fachsimpeln. Aber auch Menschen, die mit Autos nicht so viel zu tun haben, kommen immer wieder gern. Der Bus ist zwar der verbindende Faktor, aber die Gespräche drehen sich durchaus auch um andere Themen. „Dadurch, dass es kein festes Programm gibt wie auf anderen Treffen, gefällt es allen Altersgruppen, und niemand fühlt sich ausgeschlossen. Vom 14 Tage alten Baby bis zum 85-jährigen Senior ist alles dabei“, berichtet Stefan Künkele. Auf dem Bustreffen sitzen Personen aus verschiedensten Berufen gemeinsam am Lagerfeuer.

Mit dem Bulli erreicht man die abgelegensten Orte

Der Großteil der Teilnehmer kommt aus Deutschland und Österreich, aber auch Schweizer, Franzosen und Niederländer sind anzutreffen. Die Gäste mit der weitesten Anreise waren ein Ehepaar aus England und ein ehema­liger US-Soldat, der extra für das Bustreffen aus Texas anreiste, dann in Rammstein in seinen eigenen Bus um­stieg und an den Kochelsee fuhr. Die längste Anreise allerdings hatten drei Schweizer, die mit ihren Bussen der ersten Generation aus dem Baujahr 1960 mit 24 PS über mehrere Alpenpässe gefahren sind. Für diese Strecke waren sie drei Tage unterwegs. Aber so etwas nehmen die meisten gern in Kauf. „Für viele Busfahrer ist der Weg das Ziel, und der Urlaub beginnt schon, sobald sie in den Bus einsteigen und losfahren.“ Die meisten VW-Bus-Besitzer lieben es, in ihrem Camper verschiedene Länder zu bereisen. Gern erinnert er sich an die Reisen nach Frankreich und die Rundreise durch Norwegen, bei der sie mit ihrem Bus an entlegenste Orte ge­kommen sind. „Am nördlichsten Punkt des norwegischen Festlands wollten wir die Mittsommernächte genießen und fuhren mit unserem Bulli zu einem Strand in einem Naturschutzgebiet. Dort entpuppte sich ein vermeintlicher Steinhaufen als toter Wal, der dort angespült wurde. Das war sehr beeindruckend. Ohne unseren Bus wären wir da nie hingefahren.“

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