Die Stadt hatte sich genau wie Borussia gute Chancen ausgerechnet, einer von zehn Austragungsorten zu werden, sollte der DFB im kommenden Jahr den Zuschlag erhalten. Stattdessen landete die Bewerbung der Gladbach insgesamt nur auf dem 13. von 14 Plätzen.
Herr Reiners, wie groß ist die Enttäuschung nach der EM-Absage?
Reiners Ich muss gestehen: Sehr, sehr groß. Das muss ich erst mal sacken lassen. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir eine tolle Bewerbung und eine tolle Kampagne abgeliefert haben. Und das eine oder andere, das die Bewertungskommission festgestellt hat, ist für uns auch nicht so recht nachvollziehbar.
Welche konkreten Begründungen für die Entscheidung gegen den Standort Mönchengladbach hat Ihnen Herr Grindel mitgeteilt?
Reiners Als erheblicher Schwachpunkt wurde das Thema Mobilität genannt. Da ging es vor allem darum, dass Mönchengladbach nicht ans ICE-Netz angebunden ist. Es heißt auch, dass das Stadion keine ÖPNV-Anbindung habe und weit weg vom Zentrum läge. Das ist aber sicher nicht nur in Mönchengladbach so, sondern auch in anderen Städten. Dass Mönchengladbach gerade in dem Segment so schlecht abgeschnitten hat, ist für mich so nicht nachvollziehbar.
Gibt es Begründungen, die Sie nachvollziehen können?
Reiners Der erste Eindruck ist, dass es eine sehr technokratische Entscheidung ist. Wir haben ganz bewusst das Thema Emotion und Fußballtradition der Stadt gespielt. Das hat offenbar überhaupt keine Rolle gespielt, wenn man das Ergebnis sieht. Es sind eigentlich die dabei, die immer dabei waren bei großen Turnieren. Das enttäuscht doch sehr, wenn man dann sieht, wie groß die Fußballbegeisterung in dieser Stadt ist.
Hat sich der DFB damit ein bisschen auch gegen den Fußball entschieden?
Reiners Ich bin gespannt auf die Reaktion der Fußball-Fans über diese Entscheidung. Dass es eine technokratische Entscheidung ist, wird ja gesagt – im Augenblick teile ich diese Einschätzung.
Wenn man sich die Bewerbung anschaut, kann man als Stadt Mönchengladbach trotzdem Kraft daraus ziehen, auch wenn sie jetzt im Kontext EM gescheitert ist. Es wurde ja viele Ansätze für die Stadtentwicklung herausgearbeitet.
Reiners Auf jeden Fall. Wir hatten ja die Kampagne auch so angelegt, dass sie über die Bewerbung hinaus tragen soll. Ich hoffe, dass es auch gelingt, das weiterzutreiben. Wichtig ist, dass wir in dieser Stadt alle zusammenstehen. Es war bei der Bewerbung eine tolle Zusammenarbeit zwischen Stadt und Borussia, es war wie aus einem Guss. Es hat Spaß gemacht, die Bewerbung voranzutreiben, zu erarbeiten und abzugeben.
Wenn man sich die Bewerbung anschaut – an welchen Stellen kann man das MG der Zukunft da ablesen?
Reiners Wir haben ja eine Stadtentwicklungsstrategie, die sehr stark auf das Thema Qualität setzt. Das hat in der Bewerbung auch eine Rolle gespielt. Wir haben viele Qualitäten der Stadt herausgestellt, und nicht nur des Stadions. Darauf wollen wir aufbauen und gemeinsam mit Borussia als wichtigem Partner die Stadt weiter voranbringen.
Werden Sie 2024 die EM mit Spaß verfolgen können?
Reiners Da wird sicherlich immer wieder die Erinnerung an den Tag heute hochkommen, ohne Frage. Es ist noch lange hin und der DFB betont ja nun auch sehr, dass die Entscheidung zwischen Deutschland und der Türkei, die sich ja auch beworben hat, noch nicht gefallen ist. Bevor ich mir aber über 2024 Gedanken mache, muss ich das erst mal verdauen.
Karsten Kellermann führte das Gespräch.
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