Facebook-Trend „Biernominierung“: Experten warnen vor Saufspielen im Netz

Hat auch ihr Kind schon eine „Biernominierung“ angenommen? Medienexperten warnen Eltern vor einem riskanten Trend auf Facebook. Bei einem Onlinespiel wetteifern Jugendliche und junge Erwachsene mit waghalsigen Trinkaktionen um die größtmögliche Aufmerksamkeit. Bei anderen Varianten wird zum Zündeln animiert. Solche Mutproben sind nicht nur ein albernes Jugendphänomen, denn sie können tödlich enden.

Das Trinkspiel, das gerade auf Facebook kursiert, nennt sich „Neknominate“. Der Name leitet sich von dem Spruch „Nek your drink, nominate another“ ab, auf Deutsch in etwa „exe dein Getränk und nominiere einen anderen“. Andere Bezeichnungen sind „Socialbeergame“ oder „Biernominierung“. Das Ganze funktioniert wie ein Kettenbrief: Jemand trinkt ein Bier auf ex, stellt das Video online und nominiert drei weitere Personen. Kommen diese der Aufforderung nicht innerhalb von 24 Stunden nach, müssen sie dem Nominator einen Kasten Bier spendieren.

Angefangen hat der Trend wohl in Australien, und sich von dort rasend schnell auch bis nach Deutschland verbreitet. Tausende Videos zeigen meist junge Leute bei ungewöhnlichem Alkoholkonsum: In schrägen Kostümen, auf dem Kopf stehend oder fünf Bierflaschen hintereinander wegkippend.

Kinder gegen Gruppendruck stark machen

Die vom Bundesfamilienministerium getragene Initiative „Schau hin!“ ruft Eltern auf, mit ihren Kindern darüber zu sprechen und ihnen zu erklären, dass die Videos kein harmloser Spaß sind. Sie sollten sie darin bestärken, sich nicht wegen des Gruppendrucks in Gefahr zu begeben, nur um vor ihren Freunden gut dazustehen, rät Mediencoach Kristin Langer.

Beim Saufen verunglückt – erste Todesfälle in Irland

Irische Behörden warnen bereits vor den Trinkspiel-Aufforderungen im Netz. In Großbritannien und Irland hat sich die Diskussion nach einem Vorfall verschärft: Anfang Februar war im irischen Carlow ein 19-Jähriger in einen Fluss gesprungen und ertrunken. Seine Familie meint, der Sprung sei Teil eines „Neknomination“-Videos gewesen. „Das Ganze ist ein Mobbing-Spiel geworden“, sagte der Bruder des jungen Mannes dem Sender BBC. Ein Bekannter von ihm, der nicht habe mitmachen wollen, sei danach als Feigling beschimpft worden.

Auch ein 22-jähriger DJ aus Dublin soll auf das Saufspiel eingegangen und an den Folgen gestorben sein. Die irische Polizei bestätigte lediglich den Tod der Männer, aber nicht die Verbindung zum Online-Spiel. Die irische Regierung rief Facebook auf, das Spiel zu unterbinden. Kommunikationsminister Pat Rabbitte forderte das Unternehmen auf, Seiten mit Trinkvideos zu löschen.

Facebook: Weder Gewalt noch Mobbing im Spiel

Von Facebook hieß es, der Trend verbreite sich nicht nur über das Online-Netzwerk, sondern auch über andere Internetseiten. Man habe aber Videos beobachtet und untersucht. Nach den Richtlinien von Facebook werden Inhalte gelöscht, wenn sie Gewalt propagieren oder Mobbing stattfindet. Das sei bei den Trinkvideos nicht der Fall. „Wir rufen Nutzer auf, uns Inhalte zu melden, von denen sie glauben, dass sie die Regeln brechen“, sagte ein Facebook-Sprecher.

„Todesfälle durch Gruppenzwang verhindern“

„Trinkspiele sind nichts Neues, aber sie können dazu führen, dass jemand sehr schnell sehr viel mehr trinkt und das kann sehr gefährlich sein“, sagte eine Sprecherin von Nordirlands Gesundheitsbehörde.

Sie rief Jugendliche dazu auf, den Anti-Neknomination-Seiten im Internet beizutreten, die bereits gegründet worden seien. Auf Facebook-Seiten wie „Stop Neknominate“ heißt es schon: „Lasst uns Todesfälle durch Gruppenzwang verhindern.“ Mittlerweile ist eine Gegenbewegung im Gange. Dabei filmen sich Menschen bei einer guten Tat und fordern andere zum Mitmachen auf.

Ein Internet-Hype folgt dem nächsten

Andere lächeln über das Phänomen hinweg und warten einfach darauf, dass der Hype vorbei geht. So war es dem Internet-Spiel „Planking“ ergangen. Dabei hatten sich Teilnehmer fotografiert, wie sie kerzengerade an ungewöhnlichen Orten oder auf besonderen Gegenständen lagen, und die Bilder ins Netz gestellt. Auch dabei machten gefährliche Aktionen die Runde. So gab es Fotos zu sehen, bei denen die Macher auf Dächern oder Balken lagen. Inzwischen ist der Trend wieder in den digitalen Niederungen verschwunden.

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