Wer konfirmiert wird, ist schon ein bisschen erwachsen. Alkohol spielt bei der Feier oft eine große Rolle. Verhindern müssen Eltern das nicht. Aber sie sollten klar machen, dass das Anstoßen mit Sekt nur eine Ausnahme ist.
Ein schicker Anzug, ein tolles Kleid, dazu ein Fest mit vielen Gästen und jede Menge Geschenke: Die Konfirmation ist für viele Teenager eine große Feier. Auf Familienfesten wird mit Alkohol angestoßen, in einigen Regionen Deutschlands ist es sogar üblich, dass die Konfirmanden von Haus zu Haus ziehen und alkoholische Getränke ausgeschenkt bekommen.
Erst Konfirmation, dann Alkoholvergiftung
Harald Nolte, Diplom-Sozialpädagoge von der Fachstelle für Suchtprävention in Eschwege, kennt die Folgen: „Wir erleben in jedem Jahr, dass Jugendliche am Tag der Konfirmation so viel Alkohol trinken, dass sie erbrechen oder sogar mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus müssen.“
Trinken hat Tradition
Dass die Konfirmation ein Startschuss zum Trinken ist, hat laut Nolte eine lange Tradition: „Die Konfirmation steht in ihren Ursprüngen als Übergangsritual von der Kindheit zur Erwachsenenwelt.“ Auch im 20. Jahrhundert war es noch lange so, dass die Jugendlichen zeitgleich zur Konfirmation eine Lehre anfingen und damit dann auch Alkohol trinken durften.
Gesetz: Alkohol für 14-Jährige verboten
Heute sieht das anders aus: Laut Jugendschutzgesetz ist es 14-Jährigen verboten, Alkohol zu trinken – zumindest in der Öffentlichkeit. „Zu Hause im geschützten Rahmen unter der Aufsicht eines Erwachsenen kann ein Jugendlicher aber schon mal probieren“, sagt Nolte. Grundsätzlich stellt sich aber die Frage: Muss das überhaupt sein?
Was kommt ins ins Glas: Sekt oder Limo?
Nötig wird die Antwort spätestens am festlichen Tisch. Das Essen ist serviert, die Gäste warten auf das Anstoßen des Gastgebers. Doch was bekommt der ins Glas: Sekt oder Limo? „In so einer Festsituation können Eltern ein Nippen oder Anstoßen mit einer kleinen Menge Sekt ruhig einmal zugestehen“, sagt Ralf Kremer, DAK-Experte für Suchtthemen. So ein Brauch verbinde und nehme den Jugendlichen den Reiz des Verbotenen. Schnaps oder andere harte Sachen sind aber tabu. „Wichtig ist, dass den Kindern der Ausnahmecharakter des Festes deutlich wird.“
Mit den Gästen sprechen
Ist der Brauch also Pflichtprogramm? „Nein, natürlich nicht“, sagt Nolte. Nicht alle Jugendlichen seien scharf darauf, endlich trinken zu dürfen. Manche 14-Jährige haben schon längst Erfahrungen gemacht, andere sind noch völlig ahnungslos. Wenn der Konfirmand also lieber Limo trinkt, sollten Eltern auf keinen Fall auf den Sekt zum Anstoßen bestehen.
Das gilt auch für die Gäste. „Kinder lernen am Vorbild, deshalb sollte gerade an einer Konfirmation ein maßvoller Umgang mit Alkohol üblich sein“, sagt Kremer. Bei Verwandten, von denen man weiß, dass sie gerne den Verführer spielen, sei es ratsam, schon vorher über seine Erwartungen zu sprechen: „Ich würde dem Gast persönlich sagen, dass ich Zurückhaltung wünsche“, rät Kremer.
Was tun bei Trinkspielen?
Komplizierter wird es für Eltern, wenn vor Ort Trinkspiele unter Konfirmandengruppen üblich sind. Kremer appelliert an die elterliche Verantwortung: „Man darf nicht vergessen, dass Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren in der Öffentlichkeit weder Bier, noch Wein, Sekt oder anderen Alkohol trinken dürfen.“ Doch die Teilnahme einfach zu untersagen, sei in vielen Familien schwierig, sagt Klaus Hurrelmann, Sozial- und Bildungswissenschaftler an der Hertie School of Governance in Berlin: „Viele Eltern können das gar nicht mehr umsetzen, weil die Jugendlichen sowieso nicht darauf hören würden.“
„Keinen Alkohol zur Verfügung stellen“
Eltern dürfen nicht zum Mittäter werden: „Stellen Sie selbst keinen Alkohol zur Verfügung“, rät Hurrelmann. Nolte empfiehlt, mit anderen Eltern das Gespräch zu suchen, zum Beispiel in Form eines Elternabends. „Äußeren Sie Ihre Bedenken gegenüber den Trinkritualen. Sie werden sicher nicht die einzigen sein.“ Auf diese Weise können alle Eltern über Alternativen nachdenken und diese zu Hause leichter umsetzen.
„Das Trinken zu Hause üben“
Auch Hurrelmann begrüßt eine Kooperation der Eltern, glaubt aber, dass es dafür häufig schon zu spät ist. Er gibt Eltern daher einen unkonventionellen Ratschlag: „Wenn Sie spüren, dass Ihr Kind ganz scharf auf Alkohol ist, dann üben Sie den Umgang damit zu Hause.“ Wie fühlt sich der Körper nach einem Bier an? Wie nach zweien? „Ihr Kind soll sich dabei natürlich nicht betrinken. Aber es erlebt, dass der Alkohol die Wahrnehmung und das Körpergefühl deutlich verändert.“ Diese Erfahrung sei wichtig, um einen gefährlichen Rausch zu verhindern.
Vor dem Fest mit dem Kind über Alkohol sprechen
Nolte empfiehlt Eltern, das Konfirmationsfest gemeinsam mit dem Kind zu planen: „Dabei kann dann auch der Umgang mit Alkohol besprochen werden.“ Wenn Treffen oder regionale Trinkbräuche mit anderen Konfirmanden zur Diskussion stehen, sollten Eltern auch auf die Bedeutung des Festes für die ganze Familie eingehen, frei nach dem Motto: „Wir wollen alle mit dir feiern, da kannst du dich nicht woanders betrinken gehen.“ Um bewusst ein Zeichen gegen Alkohol zu setzen, könnten Eltern sich gemeinsam mit dem Jugendlichen leckere alkoholfreie Getränke, zum Beispiel Cocktails, überlegen. „Die kann der Konfirmand auch selbst zubereiten und seinen Gästen servieren.“
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