Ein Unterrichtsfach zur Vorbereitung auf die Herausforderungen des Alltags – dafür plädiert Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. Außerdem ist die CDU-Ministerin, wie die meisten Deutschen, für den Erhalt der Schreibschrift.
„Das Fach ‚Alltagswissen‘ fände ich gut. Dort könnten die Schüler Dinge lernen, die für ihr praktisches Leben wichtig sind“, sagte Wanka der „Bild am Sonntag.“ Sie denke etwa an Fallen in Handyverträgen, handwerkliche Fähigkeiten, aber auch an Grundkenntnisse in richtiger Ernährung und Kochen. „Viele Jugendliche schauen mit Begeisterung Kochsendungen, können aber ohne Mikrowelle keine Lebensmittel mehr zubereiten.“
Die Einführung des Fachs „Benehmen“, für die sich in einer Umfrage 75 Prozent der Deutschen ausgesprochen haben, hält Wanka dagegen nicht für nötig: „Bestimmte Verhaltensweisen – Pünktlichkeit, Höflichkeit – sind nicht nur in der Schule, sondern auch in Beruf und Gesellschaft wichtig. Ich halte es für richtig, dass sie in der Schule nicht nur vermittelt, sondern auch bewertet werden. Aber wir brauchen kein eigenes Schulfach dafür.“
„Es muss noch was getan werden“
Wanka drängt angesichts des bundesweit immensen Unterrichtsausfalls darauf, auch wirklich zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung auszugeben: „Unterrichtsausfall ist quer durch die Republik ein großes Problem. Eine gute Lehrerversorgung muss sichergestellt sein. Wer da zu knapp kalkuliert, riskiert, dass in manchen Klassen ganze Themenblöcke nicht behandelt werden und die Schüler zurückfallen“, sagte die Ministerin der „BamS“.
2008 wurde zwischen Bund und Ländern verabredet, dass zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung ausgegeben werden. „Derzeit stehen wir bei neun Prozent, es muss also noch etwas getan werden“, sagte Wanka.
„Schreibschrift fördert Feinmotorik“
Zum derzeit umstrittenen Thema Schreibschrift (Finnland hatte sie abgeschafft) sagte Wanka: „Bei uns gibt es Tendenzen, sie abzuschaffen, weil es auf den ersten Blick leichter wirkt, gleich Druckbuchstaben zu benutzen. Das wäre ein Fehler. Wir müssen die Schreibschrift retten.“ Studien würden belegen, dass bewusster schreibe, wer Schreibschrift schreibe. „Schreibschrift fördert außerdem die Feinmotorik und das logische Denken.“
Auch eine deutliche Mehrheit von 83 Prozent der Deutschen will, dass Schüler weiterhin die Schreibschrift erlernen, wie eine Emnid-Umfrage für die Zeitung ergab. Bei jüngeren Befragten (14 bis 29 Jahre) plädieren nur 59 Prozent dafür.
Die Bildungshoheit haben allerdings die Länder. Die meisten geben den Schulen bei dem Thema bisher freie Hand, mehr und mehr Schulen verzichten auf die Schreibschrift.
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