Heckings Schiedsrichter-Kritik – Wie hätten Sie bei Borussia entschieden?


1041 Situationen wurden überprüft, bei 241 davon sprachen die Video-Assistenten in Köln mit dem Schiedsrichter auf dem Platz – das gab der DFB bei seiner Hinrundenbilanz im Januar bekannt. Von den meisten Fällen haben die Zuschauer, sowohl im Stadion als auch vor dem Fernseher, aber nichts mitbekommen. Wer Sorgen hatte, dass durch den Videobeweis das Diskussionspotenzial in der Nachbetrachtung auf ein Minimum reduziert werden würde, der ist längst eines Besseren belehrt. Gäbe es eine entsprechende Erhebung, würde wohl herauskommen, dass in den einschlägigen TV-Sendungen eher mehr diskutiert wird als in früheren Jahren.

Hier ist Ihre Meinung gefragt: Wie hätten Sie entschieden?

Der DFB hat ein neues Format auf seiner Webseite: In der ersten Ausgabe von „Erklär’s mal“ ging es um drei strittige Szenen des 25. Spieltages – und für die strittigste des Spiels zwischen Borussia und Werder Bremen war nicht einmal Platz. Schiedsrichter Benjamin Cortus hatte sich kurz nach der Pause beim Stand von 2:0 gegen einen Handelfmeter entschieden: Flanke Thorgan Hazard, Kopfball Jonas Hofmann, doch der traf Bremens Maximilian Eggestein aus kurzer Distanz am nicht angelegten Arm. Cortus ging in die „Review Arena“ und schaute sich die Szene noch einmal an, blieb aber bei seiner Entscheidung. Trainer Dieter Hecking und Manager Max Eberl sahen es direkt nach dem Spiel anders, machten aber auch kein großes Fass auf. Doch in der „Bild“-Zeitung revidierte Hecking dann mit etwas Abstand seine Meinung.

„Ich habe ja zu­erst ge­sagt, ich ak­zep­tie­re es, wenn sich Ben­ja­min Cor­tus die Szene im Video an­sieht und dann an­ders ent­schei­det“, sagte Hecking. „Aber ir­gend­wann ist auch mal Schluss mit dem stän­di­gen Ak­zep­tie­ren und Ak­zep­tie­ren – da muss man als Bo­rus­sia Mön­chenglad­bach auch mal klar Stel­lung be­zie­hen.“ Mit dem Klagen über vermeintliche Benachteiligung ist es immer so eine Sache: Die einen sagen, es bringe nichts, zu lamentieren, oder betrachten derartigen Beschwerden als Ablenkung von anderen Problemen. Andere fordern, unbedingt auf Ungerechtigkeiten hinzuweisen, um dafür zu sorgen, dass in Zukunft vielleicht noch etwas genauer hingesehen wird.

Heißt im Umkehrschluss: Wie man es macht als Trainer oder Manager, macht man es für einen Teil der Beobachter falsch. Aber hat Hecking Recht mit seiner Kritik? „Ob gegen Schal­ke, in Frei­burg, Köln, Augs­burg, Frank­furt, im Pokal gegen Le­ver­ku­sen – da gab’s über­all klar fal­sche Ent­schei­dun­gen“, fuhr er fort. „Nor­mal sagst du, das gleicht sich im Sai­son­ver­lauf aus. Aber das geht al­lein schon rech­ne­risch nicht mehr!“

Bilder: Videobeweis: Wichtige Szenen und Probleme seit Saisonbeginn

Wir haben in den 25 Gladbacher Ligaspielen dieser Saison insgesamt 24 strittige Szenen ausgemacht. Nicht immer kommunizierte der Schiedsrichter eindeutig mit dem Video-Assistenten oder ging in die „Review Area“. Darunter sind auch Szenen, über die nach dem Spiel ausgiebig diskutiert wurde oder bei denen davon auszugehen ist, dass sie einer stillen Überprüfung unterzogen wurden. Die 24 Szenen verteilen sich auf diese Situationen:

neunmal Foulelfmeter sechsmal Handelfmeter viermal Platzverweis* viermal Abseits bei Toren zweimal Hand oder Foul in der Entstehung eines Tores

*einer davon in Verbindung mit einem Foulelfmeter

Foulelfmeter:

sechsmal ging es um einen für Borussia, einmal wurde er gegeben (Foul an Grifo im Hinspiel gegen Hannover), fünfmal nicht (darunter der zurückgenommene gegen Schalke) dreimal ging es um einen für den Gegner (Hoffenheims Wagner bekam zu Recht keinen, das Foul an Freiburgs Petersen war strittig, Mainz‘ Gbamin hätte einen bekommen müssen)

Handelfmeter:

fünfmal ging es darum, ob Borussia einen bekommt (gegen Berlin und Bayern bekam sie ihn; darüber wurde gegen Mainz, im Rückspiel gegen Augsburg und gegen Bremen diskutiert) einmal beschwerte sich der Gegner vehement (nach Vestergaards Handspiel im Hinspiel gegen Augsburg)

Platzverweis:

Augsburgs Baier traf Kramer im Hinspiel mit dem Ellenbogen am Kopf, Opare hielt Raffael im Rückspiel fest (Notbremse?) und Frankfurts Rebic grätschte Herrmann rüde um – jeweils gab es Gelb für sein Foul an Mainz‘ Gbamin hätte Stindl im Fall eines Pfiffes wohl auch Rot wegen einer Notbremse bekommen

Abseits:

dreimal zum Nachteil der Gladbacher gepfiffen (bei Hazard in Wolfsburg war es eine Entscheidung von maximal zehn Zentimetern, Stindl stand in der Entstehung eines Tores gegen Schalke eindeutig im Abseits, Vestergaard bei seinem Tor im Rückspiel gegen Dortmund noch eindeutiger) bei Kölns Sörensen war es im Rückspiel tendenziell kein Abseits, aber ohne kalibrierte Linie nicht abschließend zu klären – da heißt es wohl „im Zweifel für den Angreifer“

Foul/Hand vor einem Tor

bei Kalous Anschlusstreffer für Berlin wurde geprüft, er nahm den Ball aber mit der Schulter an Ginter war vor dem vermeintlichen 2:0 für Mainz klar gefoult worden, deshalb wurde das Tor zu Recht aberkannt

Aus Sicht der Borussen hätte die Mannschaft allein nach der Winterpause sechs Elfmeter bekommen müssen, bekam aber nur einen, den Thorgan Hazard in Frankfurt auch noch verschossen. Zahlreiche Szenen – vor allem die potenziellen Elfmeter – bewegen sich im 70:30-, 60:40 oder gar 50:50-Bereich, der eine Bewertung so schwierig macht. Hinzu kommt, dass die Schiedsrichter seit der Winterpause noch mehr angewiesen sind, nur eindeutige Fehler zu korrigieren. Wir haben 18 Szenen aus Borussia-Spielen herausgesucht, bei denen wir wissen wollen, wie Sie als Schiedsrichter entschieden hätten.

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