Ludwigsburger ProjektGelötete Außerirdische aus Elektroschrott
Ludwigsburg – Hoch konzentriert hält die zwölf Jahre alte Sara Medina einen Lötkolben in der Hand. Ihre 13-jährige Freundin Fiona Zerrer assistiert und hilft beim Zusammenlöten zweier kleiner Teile. „Das brauchen wir später, damit sich unsere Puppe nach oben und unten bewegt“, erklären die Tüftlerinnen. Sie sind in dieser Woche Teilnehmerinnen des Ludwigsburger Tinkertank, was übersetzt für Denkfabrik steht, bei der Firma Vector in Weilimdorf. 17 Kinder von Mitarbeitern sowie sieben Flüchtlingskinder wurden von der Firma eingeladen, an fünf Tagen aus Elektroschrott nützliche, lustige, aber auch skurrile und vor allem ungewöhnliche Dinge unter Anleitung herzustellen.
Als Basis für die Basteleien dienen alte Teile aus dem täglichen Leben. So liegen Computertastaturen, Heizlüfter, Radios, Telefone, aber auch ausgemustertes elektronisches Spielzeug auf einem Materialberg in der Tiefgarage. Außerirdische sind das Ziel: „Die Kinder haben sich etwas herausgesucht und dann in Kleingruppen überlegt, was sie jeweils daraus zum Thema Aliens basteln können“, erklärt die Projektleiterin Jasmin Srouji von Tinkertank. Und so kreierten Sara und Fiona eine Puppe, die aus einer Dose springt und wieder hinabgleitet – alles selbst gebastelt und unter Anleitung eines von sieben Mentoren entsprechend am Laptop programmiert.
Die 13 Jahre alte Nele Rössler, Alina Bräuer und Linus Baumann (beide 14) hingegen entwarfen einen Außerirdischen mit einem grünen Umhang und zwei Hörnchen am Kopf. Ein Sensor im Inneren des Gebildes zeigt an, wann es seinem Empfinden nach zu laut wird. Ist dem so, dreht sich der Kopf des Alien, und das Gesicht schaut böse; ist die Lautstärke hingegen okay, lacht das Männchen. „Ich finde es toll, wie viele Materialien es hier gibt, und dass man so kreativ sein kann“, findet Linus. Er war für die Programmierung zuständig, die beiden Mädels eher für das Aussehen des knallgrünen Männchens.
Der 17 Jahre alte Syrer begeistert sich für Technik
Ein gelbes Taxi mit blinkenden Lämpchen und Ludwigsburger Nummernschild ist das Ergebnis der Arbeit von Mohamadwalid Zakkar. Der 17-Jährige ist vor sechs Monaten alleine aus dem syrischen Damaskus nach Deutschland gekommen und interessiert sich brennend für Technik. „Wenn ich mit der Schule fertig bin, möchte ich eine Ausbildung im Elektrobereich machen“, sagt er.
Das Interesse für Technik und Zusammenhänge zu wecken, ist das Ziel der in Ludwigsburg beheimateten und 2013 gegründeten Firma Tinkertank. „Wir leben in einer solch glatten Welt, und dabei wissen die wenigsten von uns, wie es hinter all den Geräten eigentlich aussieht“, sagt Jasmin Srouji. Nahezu alle ihrer Mitarbeiter sind Absolventen der Ludwigsburger Filmakademie und ihrer Ansicht nach optimal geeignet, um Kinder an die Themen heranzuführen. Vor allem die Tatsache, dass sich „so coole Leute“ mit ihnen beschäftigten und ihre Entwürfe am Ende auch noch lobten, sei ein tolles Erlebnis für die Kinder, ist Jasmin Srouji überzeugt.
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