Schallende Ohrfeige für Boris Becker: Die drei besten Profis geben dem neuen starken Mann im deutschen Herren-Tennis für das erste Daviscup-Match einen Korb – ein verheerendes Signal, kommentiert unser Redakteur Marco Seliger.
Stuttgart – Alles begann so verheißungsvoll. Boris Becker, Chef des deutschen Herrentennis. „Ich liebe diesen Sport, und ich liebe dieses Land. Es freut mich, wieder eine wichtige Aufgabe im deutschen Tennis übernehmen zu dürfen“, sagte die Legende bei seiner Vorstellung. Große Erwartungen gab es an den roten Baron. Mit seinem Namen, seinem Einfluss, ja seiner Strahlkraft, die es fernab von Insolvenzverfahren und oft zweifelhaftem Image in Deutschland noch immer gibt, sollte er die deutschen Männer nach vorne bringen. Sie motivieren. Sie zu Höchstleistungen treiben. Das deutsche Tennis und Becker, das schien zu passen. Eine Riesenchance. Für beide.
Und jetzt das!
Kurz nach dem Amtsantritt kommt der Nackenschlag. Beckers Fehlstart ist perfekt. Die drei besten deutschen Profis haben dem neuen starken Mann für das erste Daviscup-Match unter seiner Regie unerwartet einen Korb gegeben. Ohne die Zverev-Brüder Alexander und Mischa sowie Philipp Kohlschreiber droht dem DTB mit einer Not-Auswahl vom 15. bis 17. September in Portugal der Abstieg. Statt neuer Lust, unter der Galionsfigur Becker das deutsche Tennis nach vorne bringen, konzentriert sich das das Trio lieber auf die Einzelsaison. Keiner der drei ist verletzt. Ein verheerndes Signal. Und eine Ohrfeige für Becker.
Für einen gesteigerten Einfluss des einstigen Weltstars sprechen die Absagen nicht. Denn genau das gehört ja zum Stellenprofil es gebürtigen Leimeners. Den Kontakt bei den großen Turnieren halten, sie auch da motivieren. Für den Einsatz für Deutschland begeistern. Gerade laufen die US Open in New York. Becker ist vor Ort. Und schaffte es offenbar nicht, das Trio von einem Engagement zu überzeugen.
Das wirft erst mal kein gutes Licht auf ihn. Aber noch weniger auf die Zverev-Brüder und Kohlschreiber selbst. Denn die drei lassen nicht nur Becker im Stich, sondern das gesamte deutsche Tennis. Sich lieber auf die jeweilige Einzelsaison zu konzentrieren, statt für Deutschland um den Klassenverbleib zu kämpfen – diese Haltung spricht für sich.
Nach Beckers Worten übrigens ist das Management von Deutschlands Topmann Alexander Zverev für dessen Absage verantwortlich. „Er wollte spielen, er hat uns das auch noch mal glasklar versichert, aber sein Management hat ihm davon abgeraten“, sagte Becker, der nun den ersten Rückschlag seiner Amtszeit verdauen muss. Aber von solchen hat sich die Legende schon früher auf dem Platz noch selten aufhalten lassen. Jetzt liegt Boris Becker gefühlt wieder mit 0:2-Sätzen hinten. Er muss die Sache drehen – sein berühmtes Kämpferherz ist gefragt.
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