Frauen im eleganten Charleston-Kleid und Männer komplett in Schwarz mit weißer Fliege, dazu weiche Geigenklänge mit Saxophonen, Trompeten, Posaunen, einem Klavier, einem Kontrabass und dem sanften Klang eines Schlagzeuges, das zu Beginn mit den Stöcken allein das Tempo vorgibt. Der eigene Fuß beginnt langsam mitzuwippen, der Kopf nickt im Takt der Musik mit, und man verspürt den Wunsch, einen Swing, Tango oder Foxtrott zu tanzen. Den schwungvollen Melodien lauschend, fühlt man sich wie in eine andere Zeit versetzt, in der man fröhlich an einem warmen Tag einen Spaziergang am Fluss unternimmt. Wenn Sie genau dieses Gefühl erfahren, befinden Sie sich gerade in einem Konzert des Casino-Salon-Orchesters Traben-Trarbach, einem 14-köpfigen Ensemble, das sich auf die Unterhaltungs- und Tonfilmmusik der 20er bis 40er Jahre spezialisiert hat. Im Jahr 1978 zog der pensionierte Berufsmusiker Karl Bormann nach Traben-Trarbach und hinterließ seiner Frau nach seinem Tod den Notenbestand seines ehemaligen Orchesters – Noten, die er zum Teil selbst von Hand mit Tusche abgeschrieben hatte. Diese gab die rund 150 Stücke an Musikerkollegen ihres Mannes aus dem Musikverein Traben-Trarbach weiter. Aber niemand konnte etwas mit den musikalisch anspruchsvollen und für eine besondere Besetzung mit sowohl Streichern als auch Blechbläsern ausgelegten Arrangements anfangen, und so wanderte die Notenkiste von Keller zu Keller.
Saxophon vom Flohmarkt an der Mosel
Wenn die Stücke nicht so wertvoll gewesen wären, wären sie möglicherweise schon an diesem Punkt im Altpapier gelandet. Doch fielen sie eines Tages dem Saxophonisten Jürgen Kullmann in die Hände. Der musikbegeisterte Restaurator, der zuerst auch nichts mit den Schätzen anfangen konnte, sah durch Zufall auf einem Flohmarkt an der Mosel ein altes Saxophon, das ihn völlig in seinen Bann zog. Mit dem faszinierenden Instrument in den Händen und dem Wissen um die Noten entwickelte sich plötzlich eine Idee: „Ich hatte so ein grobes Gefühl, dass die Zeit gekommen war, um diese Musik wiederaufleben zu lassen“, sagt Jürgen Kullmann. Daraufhin rief er Musikfreunde aus dem Umkreis bis Trier aus den verschiedenen Gruppen, in denen er bereits aktiv gewesen war, an und lud sie zu einer Probe ein.
Fasziniert von den Arrangements
Während er sich schon ziemlich genau vorstellen konnte, dass aus dem Ganzen etwas komplett Neues und Spannendes entstehen könne, waren viele erst noch skeptisch. Jochen Wiedemann, der erste Trompeter des Ensembles und Lehrer, erinnert sich daran, wie er zu Beginn einer dieser Skeptiker war. Spätestens nach der zweiten Probe war für ihn jedoch vollkommen klar, dass er dabeibleiben würde. Alle waren von der Musik und den Arrangements so fasziniert, dass sie sich der musikalischen Herausforderung stellten und im Frühjahr vor sieben Jahren das Casino-Salon-Orchester Traben-Trarbach gründeten. Der Name ist ein Dankeschön an die Casino-Gesellschaft Traben-Trarbach, die dem Ensemble seinen ersten Proberaum mit einem Klavier zur Verfügung stellte.
Sie können mehr von den nachrichten auf lesen quelle