Auf dem gepflegten Grab ist eine Schiefertafel aufgestellt. Sie zeigt einen Hund mit langem, dichtem Fell und kugelrunden Augen. Vielleicht hat er einst in einer Familie gelebt und ist dort der beste Freund der Kinder gewesen. Vielleicht war er aber auch der treue Partner eines betagten, alleinstehenden Menschen, der ihn liebte. Wo und wie der abgebildete Hund gelebt hat, bleibt dem Betrachter des Grabes unbekannt. Gewiss ist nur, dass der Vierbeiner seine Ruhe gefunden hat. Die Wiese, auf der sich das mit einem weiß-grünen Blumenkranz verzierte Grab befindet, ist ein Teil des Tierfriedhofs Bönnschenhof im rheinländischen Königswinter.
Sie wurden belächelt
Es ist eine außergewöhnliche Idee, einen Friedhof ausschließlich für Tiere zu errichten. Das bestätigt auch Betreiberin Ricarda Jankowski. „Zunächst wurden wir eher belächelt: Einen Friedhof für Tiere? – ihr seid doch verrückt!, sagte man uns.“ Doch das Image von Haustieren hat sich gewaltig verändert, denn die Zeiten der Kettenhunde, die Häuser bewachen, und Katzen, die bloß für die Jagd von Mäusen angeschafft werden, sind in der Regel Vergangenheit. Heutzutage wird das Tier oft als ein Familienmitglied angesehen, das nicht unbedingt vermenschlicht, aber immerhin menschenähnlich behandelt wird. Somit gehört es für viele Besitzer dazu, ihrem jahrelang treuen Haustier einen würdevollen Abschied zu bereiten. „Unser Tierfriedhof ist sieben Tage in der Woche rund um die Uhr geöffnet. So können die Angehörigen jederzeit, wenn ihnen danach ist, ihr verstorbenes Tier besuchen kommen“, erklärt Jankowski.
Das Erzählen gehört dazu
Neben der Empathie, Tierliebe und dem Verständnis ist auch die Freundlichkeit eine Eigenschaft, die für die Arbeit als Tierbestatter wichtig ist. Diese Charakterzüge besitzt Jankowski, deren Augen durch die Gläser ihrer Brille lächeln. Bei dieser Lebensfreude vergisst sie niemals den Ernst, den das Thema Tod – egal, ob der eines Menschen oder eines Tieres – begleitet. „Natürlich ist eine Bestattung immer ein trauriger Anlass. Andererseits empfinde ich es als schön, den Menschen im Trauerfall zu helfen und sie zu unterstützen. Dazu gehört, dass die Menschen uns von ihren Tieren erzählen – von lustigen, skurrilen oder auch traurigen Erlebnissen“, sagt die gelernte grafische Zeichnerin. Manche Bestattungen sind dennoch ganz besonders bewegend. „Vor kurzem haben wir einen erst wenige Monate alten Welpen beigesetzt.“ Er war aus einer schlechten Haltung gerettet worden, hatte es letztendlich aber nicht geschafft. „Wenn man bedenkt, dass die schönen Seiten des Lebens noch vor ihm lagen, ist das umso trauriger.“ Die Hündin von Ricarda Jankowski tollt freudig über die großzügige Wiese. Sanft streift der Wind durch ihr langes, seidiges Fell, das in der Sonne glänzt. Ob sie später auch auf dem Hof ihres Frauchens ihre letzte Ruhe finden wird?
Ihre Schwester ist Friedhofsgärtnerin
Bisher gibt es noch keinen anerkannten Lehrberuf für diese Tätigkeit. „Der Bundesverband der Tierbestatter, zu dessen Mitgliedern auch der Bönnschenhof gehört, setzt sich allerdings stark dafür ein, dass sich dies in den nächsten Jahren ändern wird“, berichtet Jankowski. Sie habe sich den Beruf langsam angeeignet, die Idee dazu kam vor etwa zwanzig Jahren eher zufällig auf. „Als der Hund meiner Freundin verstarb, fragte sie mich, ob sie ihren Boxer nicht bei uns beerdigen könne.“ Die Gelegenheit bot sich, denn das Land des Hofguts, auf dem Ricarda Jankowski aufgewachsen ist, war nach der Einstellung des einstigen landwirtschaftlichen Betriebs ungenutzt. „Meine Schwester ist zudem Friedhofsgärtnerin – von daher ist uns das Thema nie wirklich fremd gewesen. Leben kann man von der Arbeit als Tierbestatter aber nicht.“
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