1:6 beim BVB – Gladbach geht mutlos in Dortmund unter


Diesen Eindruck konnte aus der Ehrentreffer durch Lars Stindl nicht ändern. „Wir haben über das ganze Spiel nicht reingefunden, sind nicht ins Spiel gekommen und nur hinterhergelaufen. Dabei hatten wir sogar in der ersten Halbzeit einige Chancen. Wir wollten eigentlich in der zweiten Hälfte mehr dagegenhalten, ein harter Tag für uns“, sagte Stindl bei Sky.

Hecking veränderte sein Team im Vergleich zum 2:0-Heimerfolg gegen Stuttgart am Dienstag nur auf einer Position. Fabian Johnson kam für Patrick Herrmann ins Team, der US-Amerikaner machte sein erstes Spiel in dieser Saison von Beginn an. Er spielte im linken Mittelfeld, dort, wo er sich am wohlsten fühlt, wie er zuletzt im Gespräch mit unserer Redaktion verriet. Thorgan Hazard rückte dafür auf den rechten Flügel.

Sippel wird im Stich gelassen – Sieben Mal Note 5

Maskenmann Kramer

Christoph Kramer, der gegen Stuttgart am Kopf verletzt worden war, war fit. Er spielte indes mit einer Gesichtsmaske, um die gegen den VfB lädierte Nase zu schützen. Auch Jonas Hofmann war nach seiner Muskelbeschwerden wieder dabei, er saß jedoch zunächst auf der Bank.

Im Tor stand wie gegen Stuttgart Tobias Sippel, weil Yann Sommer nach seine Bänderdehnung im Knie noch nie so weit war. Sippel hatte zuletzt im Mai 2015 zwei Pflichtspiele am Stück gemacht, damals in der Zweiten Liga für den 1. FC Kaiserslautern. In der Bundesliga hatte er im In der Saison 2011/2012 letztmals mehrere Spiele im Stück absolviert. Vor dem Spiel gab es für ihn noch einige Tipps von Torwarttrainer Uwe Kamps, bevor ihn die Kollegen für den Tageseinsatz warm schossen.

In Spiel indes wartete Sippel in der ersten Viertelstunde vergebens auf die erste Bewährungsprobe. Der BVB hatte zwar 85 (!) Prozent Ballbesitz, brachte aber keinen Torschuss zuwege. Den einzigen der Partie gab Thorgan Hazard ab – und dies am Ende eines sehr gradlinig vorgetragenen Konters: Raffael nahm Lars Stindl mit, der spielte Hazard den Ball in den Lauf – doch Roman Bürki im Dortmunder Tor verhinderte, dass dessen Schuss im schwarz-gelben Tornetz landete (11.). Acht Minuten später flog dann Sippel durch seinen Fünfmeterraum und wehrte den von Sokratis auf sein Tor beförderten Ball resolut ab.

Nach Chancen stand es nun 1:1 und auf der Anzeigetafel weiter 0:0. Doch die Ansage von Hecking, sich über Ballbesitz ins Spiel zu fuchsen, die konnte Gladbach nicht in die Tat umsetzen. Sehr tief standen die beiden Viererketten, und nur knapp davor Raffael und Stindl – ganz Gladbach hielt sich meist im letzten Drittel der eigenen Hälfte auf. Ziel waren zunächst mehr solch entlastender Konter wie in Minute elf. Indes: Man kam nicht groß dazu.

Philipp erzielt 1800. Heimspieltor des BVB

So wuchs der Druck von Minuten zu Minute. In der 25. Minute konnte Sippel das 0:1 mit einer starken Fußabwehr gegen Pierre-Emerick Aubameyang noch verhindern, doch als in der 27. Minute eben dieser Aubameyang den Ball von der Grundlinie an zurücklegte und Maximilian Philipp vor dem Ex-Dortmunder Matthias Ginter den Ball erwischte, war Sippel machtlos. Es war ein Tor der Kategorie: Es war nur eine Frage der Zeit. Und zugleich das 1800. Heimspieltor des BVB.

Zu wenig von dem, was sich die Gladbacher vorgenommen hatten, setzten sie um. Sie wollten den BVB selbst unter Druck setzen, wollten dessen hoch angelegte Verteidigung mit langen Bällen auch von Torwart Sippel überspielen – doch dafür fehlte wohl der Mut. Es war das typische „Kaninchen-vor-der-Schlange-Verhalten“, mit dem viele Gäste in Dortmund versuchen, allein den Schaden zu begrenzen. Nach etwas mehr als einer halben Stunde verhinderte Jannik Vestergaard mit einer Grätsche im eigenen Fünfmeterraum einen Treffer Aubameyangs. Auf der anderen Seite waren Raffael und Stindl noch nicht gesichtet worden im Dortmunder Strafraum.

So jedenfalls war nicht zu rütteln an der miesen Bilanz der vergangenen Jahre, als es in acht Spielen 4:24 Tore gab. Und ab der 38. Minute ging es dann erneut in Richtung „Oh je!“. Nachdem Nico Elvedi am eigenen Strafraum den Ball verloren hatte, flanke Jeremy Toljan von links und erneut war es Philipp, der den Ball mit Nachdruck ins Netz beförderte zum 2:0.

Nach 41 Minuten hätte Stindl verkürzen können beim zweiten Konter der Borussen, doch nach Raffaels Ablage war sein Schuss zu schwach und landete genau in den Armen von Bürki. Drei Minuten später stand erneut Hazard frei vor Bürki, doch der Schweizer wehre erneut ab und anschließend flog der Nachschuss des Gladbachers in den Fangzaun. Zwischenzeitlich hatte Aubameyang per Kopf den Pfosten getroffen. 13:4 lautete die Torschussbilanz der ersten Halbzeit – und 3:0 das Ergebnis, denn seinen dritten Versuch versenkte Aubameyang dann, dieses Mal war Philipp der Vorbereiter.

Eine einzige Mängelliste

Das Spiel war entschieden, nun ging es nur noch um ein möglichst gnädiges Ergebnis. Soweit wollte es Gladbach eigentlich nicht kommen lassen. Es sollte werden wie Leipzig nach der Pause, als man dagegenhielt, sich wehrte, selbst Action machte. Umso unverständlicher war nun dieser Auftritt: Passiv, ängstlich, überfordert und und und – die Darbietung war weitgehend eine einzige Mängelliste. Ärgerlich: Bei den drei Kontern, die saßen, zeigte sich, dass der Plan, den weit aufgerückten BVB zu überrumpeln, hätte funktionieren können. Doch dafür wurden die doch sehr brauchbaren Chancen dann allzu leicht vergeben.

Matthias Ginter hatte in den vergangenen drei Jahren auf der anderen Seite gestanden. Nun erlebte er als Gladbacher, wie es ist, dem BVB nichts entgegenzusetzen zu haben. Seine Rückkehr hatte er sich natürlich anders vorgestellt. Und auch das in vielen gemeinsamen Trainingseinheiten gesammelte Wissen um beispielsweise die Geheimnisse der „Tormaschine“ Aubameyang nützte ihm nichts.

Gänzlich umgekehrt war es für Mo Dahoud. Er stand nun auf der Seite der auch nach der Pause in allen Belangen überlegenen Borussia. In der 49. Minuten traf sich die erneut in einer Jubeltraube, nachdem Aubameyang sein zweites Tor erzielte hatte. Der eine oder andere Borussen-Fans teilte via Twitter längst seine Ängste mit, dass es, „wenn es so weiter geht 8 bis 10“ werden, und meinte damit die Gegentore. Es ging weiter in diese Richtung. Aubameyang sprintete Vestergaard und Ginter davon und traf aus spitzem Winkel zum 5:0. Bitter: Die Borussen fingen sich beim Stand von 0:4 ein Kontertor.

Lars Stindl sandte immerhin noch ein Lebenszeichen als, als er das 1:5 erzielte. Das zweite Saisontor des Kapitäns war indes nur Ergebniskosmetik. Doch konnte es den schwachen Gesamteindruck nicht übertünchen. Denn wenig später machte Julian Weigl mit einem Traumtor das halbe Dutzend voll.

Kurios indes: Der BVB schoss sich zwar für das Champions-League-Spiel am Dienstag gegen Real Madrid warm, offenbarte aber einige Lücken in der Defensive. Ein Cristiano Ronaldo hätte gegen diesen BVB weitaus mehr ausgerichtet. Den aber hatte Gladbach nicht. Und war daher total unterlegen.

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